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1903, Hinweise», wo, alles erschöpfend be- I
handeltest. Nur mit einem Worte möchte
ich noch Hinweisen auf den Glanzpunkt
von Ave Maria, das ist sein berühmter
Hochaltar im Rokokostil, ganz ans Stuck.
Zwar sind alle Gesetze der strengen
Architektonik außer acht gelassen und über-
treten ; statt der Säulen tragen flatternde i
Engel das Gebälk, beinahe jede gerade :
Linie ist vermieden, alles ist ein- oder
ausgeschweift. Aber im höchsten Grad
bewundernswert ist der originelle, im
Lande einzig dastehende Aufbau des Altars, :
die vollendete Technik (besonders an der
zu zwei Dritteln freischwebenden Krone,
weiche das Gnadenbild überragt), die'
ätherische Zartheit, der Duft und die j
Poesie, die über das ganze Werk ausge-'
gossen ist. Wie ärmlich nehmen sich neben!
diesem Meisterwerk des verschrienen;
„Zopfes" so manche moderne Altäre aus! :
2. Ditzenbach.
Pfarrkirche zum hl. Laurentius, ein
kleiner, einfacher, aber tüchtiger Barockbau
vom Jahre 1707, mit starken Pilastern
und massivem Tonnengewölbe mit Stich-
kappen. ~ Die Jnnenwirkung wäre noch
eine bessere, wenn dem hohen Schiff ein
entsprechender Chor anstatt des alten,
ursprünglich gotischen niederen Turmchors
angefügt märe. Im Chor befindet sich
noch links vom Hochaltar ein alter goti-
scher Wandtabernakel vom Jahre 1499
mit einfacher Stabnmrahmnng und Wappen.
Der Chor ist eingedeckt mit einem rippen-
losen Kreuzgewölbe. Die Kirche wurde
i. I. 1904 von Kirchenmaler Hermann
Allmendinger von Mühlhausen in ein-
facher, stilgemäßer Weise ansgemalt.
3. Drackensteiu.
Uralte Pfarrkirche zum hl. Michael und
U. L. Fra», ursprünglich frühgotisch, aus
welcher Zeit noch ein schmales Fenster anr
Westgiebel mit Kleeblatt erhalten ist; int
18. Jahrhundert wurde die Kirche dann
in die jetzige Gestalt umgebant; dieselbe
hat keinen Turm, sondern nur einen
Dachreiter auf dem Westgiebel, der mit
einem Zwiebeldach abschließt. Der Chor
schließt halbrund uub ist mit einer Tonne
mit Stichkappen eingedeckt. Das Schiff
hat flache Decke, an derselben in schlichten
Rokokoumrahnruiigen mittelmäßige Fresko-
gemälde von unbekanntem Aieister, Scenen
ans der. Engellegende darstellend (z. B..
Engelsturz, drei Jünglinge im Feuerofen).
Erhalten sind noch ans der alten Kirche
mehrere schöne Epitaphien aus dem. 15.,
10. und 17. Jahrhundert, von denen
besonders, ein.gotisches, links vom Hoch-
altar, Ritter samt. Frau darstellend, ein
Meisterwerk der Steinmetzknnst ist. Da-
gegen ist das Glanzstück von. Drackensteiu,
der berühmte spätgotische Flügelaltar,
leider durch Unverstand in fremde Hände
gekommen. (Vgh „Archiv für christliche
Kunst.".! 1889, S. 66.) (Forts, folgt.)
Literatur.
Die Glasmalerei im alten Fr an kcn-
l a ii v von Dr. H e i u r i ch SD- i b t m a n n,
Leiter der Glasiualereiwerkfiätte znLinnich.
Leipzig (A. Duncker) 1907. . 2.13 i’i
Der Verfasser ist den Lesern .des „Archiv für
christl. Kunst" als geschätzter Aiitnrbeiter H ebenso
bekannt wie als fruchtbarer Schriftsteller über
die Geschichte and Technik der Glasinalerei. Im
vorliegenden Werke schenkt -er uns eine weitere
sehr lehrreich?' Frucht .seiner Studien, über die
Glasinalerei i»i alten Frankenlnnd, In einem
ersten Kapitel, das besser überschrieben wäre:
Nürnberger Glasmaler, 'werden die Nachrichten
über die bedeutende Nürnberger Glnsmalerfamilie
der Hirsvogel und andere zusaininengestellt, in
einem zweiten sind die Nürnberger Denkmäler be-
handelt. — Sehr dankenswert ist die Neuverösfent-
lichnng der „Vorschriften einer Nürnberger Kloster-
frau über die Technik tder!'Glasmalerei".?) Be-
kannt sind ja die älteren Anweisungen bei He-
rnklins und Theophilus. Ferner die des Cen-
uius Cennini vom Jahr 1400, des Mönches von
Sagau, 15, Jahrhundert, u, a. — Dazu kommen
weitere Unterweisungen und Glasmalerrezepte in
Schriftwerken bis herauf ins 17. und 18. Jahr-
hundert zu Kunkel „Volt und Harrepeters Ueber-
setzung voii ipierre Le Vieils' Kunst, auf Glas zu
malen": - -
Es ist für den Geschichtsforscher auf dem Ge-
biete der Glasmalerei, und ihrer/.Technik außer-
ordentlich bequem, alle diese zum Teil längst
vergessenen Abhandlungen beisammen zu habe»,
wenn auch einzelne derselben höchst unbedeutend
und ihre Rezepte unbrauchbar sind.
Ter „Rückblick ans die Technik und den Be-
trieb der Glasmalerei" bringt Näheres über die
1) Vgl seine wertvollen Beiträge Im „Archiv"
1900: Der ambrosianische Lobgesang in der bil-
denden Kunst; 1900 : Die Ausstattung einer Tanf-
kapelle mit figürlicher Glasmalerei; 1903: Weitere
Ausstattnngsvorschläge für Glasmalerei.
2) Dieselbe ist schon früher gedruckt worden
in den Miscellanea von Konrad Männert. Nürn-
berg 1795, S. 112 —119. und in den Kuriositäten
von Vulpintz,
1903, Hinweise», wo, alles erschöpfend be- I
handeltest. Nur mit einem Worte möchte
ich noch Hinweisen auf den Glanzpunkt
von Ave Maria, das ist sein berühmter
Hochaltar im Rokokostil, ganz ans Stuck.
Zwar sind alle Gesetze der strengen
Architektonik außer acht gelassen und über-
treten ; statt der Säulen tragen flatternde i
Engel das Gebälk, beinahe jede gerade :
Linie ist vermieden, alles ist ein- oder
ausgeschweift. Aber im höchsten Grad
bewundernswert ist der originelle, im
Lande einzig dastehende Aufbau des Altars, :
die vollendete Technik (besonders an der
zu zwei Dritteln freischwebenden Krone,
weiche das Gnadenbild überragt), die'
ätherische Zartheit, der Duft und die j
Poesie, die über das ganze Werk ausge-'
gossen ist. Wie ärmlich nehmen sich neben!
diesem Meisterwerk des verschrienen;
„Zopfes" so manche moderne Altäre aus! :
2. Ditzenbach.
Pfarrkirche zum hl. Laurentius, ein
kleiner, einfacher, aber tüchtiger Barockbau
vom Jahre 1707, mit starken Pilastern
und massivem Tonnengewölbe mit Stich-
kappen. ~ Die Jnnenwirkung wäre noch
eine bessere, wenn dem hohen Schiff ein
entsprechender Chor anstatt des alten,
ursprünglich gotischen niederen Turmchors
angefügt märe. Im Chor befindet sich
noch links vom Hochaltar ein alter goti-
scher Wandtabernakel vom Jahre 1499
mit einfacher Stabnmrahmnng und Wappen.
Der Chor ist eingedeckt mit einem rippen-
losen Kreuzgewölbe. Die Kirche wurde
i. I. 1904 von Kirchenmaler Hermann
Allmendinger von Mühlhausen in ein-
facher, stilgemäßer Weise ansgemalt.
3. Drackensteiu.
Uralte Pfarrkirche zum hl. Michael und
U. L. Fra», ursprünglich frühgotisch, aus
welcher Zeit noch ein schmales Fenster anr
Westgiebel mit Kleeblatt erhalten ist; int
18. Jahrhundert wurde die Kirche dann
in die jetzige Gestalt umgebant; dieselbe
hat keinen Turm, sondern nur einen
Dachreiter auf dem Westgiebel, der mit
einem Zwiebeldach abschließt. Der Chor
schließt halbrund uub ist mit einer Tonne
mit Stichkappen eingedeckt. Das Schiff
hat flache Decke, an derselben in schlichten
Rokokoumrahnruiigen mittelmäßige Fresko-
gemälde von unbekanntem Aieister, Scenen
ans der. Engellegende darstellend (z. B..
Engelsturz, drei Jünglinge im Feuerofen).
Erhalten sind noch ans der alten Kirche
mehrere schöne Epitaphien aus dem. 15.,
10. und 17. Jahrhundert, von denen
besonders, ein.gotisches, links vom Hoch-
altar, Ritter samt. Frau darstellend, ein
Meisterwerk der Steinmetzknnst ist. Da-
gegen ist das Glanzstück von. Drackensteiu,
der berühmte spätgotische Flügelaltar,
leider durch Unverstand in fremde Hände
gekommen. (Vgh „Archiv für christliche
Kunst.".! 1889, S. 66.) (Forts, folgt.)
Literatur.
Die Glasmalerei im alten Fr an kcn-
l a ii v von Dr. H e i u r i ch SD- i b t m a n n,
Leiter der Glasiualereiwerkfiätte znLinnich.
Leipzig (A. Duncker) 1907. . 2.13 i’i
Der Verfasser ist den Lesern .des „Archiv für
christl. Kunst" als geschätzter Aiitnrbeiter H ebenso
bekannt wie als fruchtbarer Schriftsteller über
die Geschichte and Technik der Glasinalerei. Im
vorliegenden Werke schenkt -er uns eine weitere
sehr lehrreich?' Frucht .seiner Studien, über die
Glasinalerei i»i alten Frankenlnnd, In einem
ersten Kapitel, das besser überschrieben wäre:
Nürnberger Glasmaler, 'werden die Nachrichten
über die bedeutende Nürnberger Glnsmalerfamilie
der Hirsvogel und andere zusaininengestellt, in
einem zweiten sind die Nürnberger Denkmäler be-
handelt. — Sehr dankenswert ist die Neuverösfent-
lichnng der „Vorschriften einer Nürnberger Kloster-
frau über die Technik tder!'Glasmalerei".?) Be-
kannt sind ja die älteren Anweisungen bei He-
rnklins und Theophilus. Ferner die des Cen-
uius Cennini vom Jahr 1400, des Mönches von
Sagau, 15, Jahrhundert, u, a. — Dazu kommen
weitere Unterweisungen und Glasmalerrezepte in
Schriftwerken bis herauf ins 17. und 18. Jahr-
hundert zu Kunkel „Volt und Harrepeters Ueber-
setzung voii ipierre Le Vieils' Kunst, auf Glas zu
malen": - -
Es ist für den Geschichtsforscher auf dem Ge-
biete der Glasmalerei, und ihrer/.Technik außer-
ordentlich bequem, alle diese zum Teil längst
vergessenen Abhandlungen beisammen zu habe»,
wenn auch einzelne derselben höchst unbedeutend
und ihre Rezepte unbrauchbar sind.
Ter „Rückblick ans die Technik und den Be-
trieb der Glasmalerei" bringt Näheres über die
1) Vgl seine wertvollen Beiträge Im „Archiv"
1900: Der ambrosianische Lobgesang in der bil-
denden Kunst; 1900 : Die Ausstattung einer Tanf-
kapelle mit figürlicher Glasmalerei; 1903: Weitere
Ausstattnngsvorschläge für Glasmalerei.
2) Dieselbe ist schon früher gedruckt worden
in den Miscellanea von Konrad Männert. Nürn-
berg 1795, S. 112 —119. und in den Kuriositäten
von Vulpintz,