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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 8
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Brinzinger, Adolf: Die Kirche in Rottenmünster bei Rottweil a. N. und deren Erbauer, [1]
DOI Artikel:
Naegele, Anton: Eine geistliche Apotheke in Bild und Wort, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0091

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80

kamen 1888 ins Kloster Mehrernn bei
Bregenz. An den Seitenaltären in
Rottenmünster sind jetzt hinter der Mensa
aufgestellt die heiligen Leiber der frühchrist-
lichen Märtyrer Cölestina und Konstantia.
Sie stammen aus den Katakomben in Rom
und waren in Rottenmünster bis 1850.
Sie kamen dann in den Besitz der
bl. Kreuzbrnderschaft in Nottweil, welche
sie, hauptsächlich durch die Bemühungen
des Kaufmanns Linder in Nottweil (gest.
12. Dezember 1898 in Untermarchtal),
an Rottenmünster überließ am 17. Oktober
1898. Sie sind jetzt in reiche Gewänder
gehüllt mit alten zum Teil ergänzten
Stickereien und durch den Glasverschluß
vorne an den Reliqnienschreinen sichtbar.
Die reich vergoldete Barock-Kanzel hat
vier Evangelistenbilder imb ein schönes
geschnitztes Christnsbild. Ein gewaltiges
bis znm Gewölbe anfragendes Werk ist
der reiche, wuchtig ivirkende Barock-
st o ch a l t a r mit ornamentierten Säulen,
prächtigem Altarbild, Rokokotabeniakel
und kleinerem Aufsatz oben, seitwärts die
zwei Statuen St. Bernhard und St. Be-
nedikt mit vergoldetem Habit. Alle ge-
schnitzten Ornamente sind vergoldet, am
Tabernakel ist ein Wappen: mitten der
Pelikan, rechts Rosen, links ein Kreuz,
im untern Feld links ein Stern, rechts
eine Taube (vielleicht das Wappen einer
Aebtissin?). Das große Altarblatt des
Hochaltars stellt dar die Aufnahme der
Gottesmutter in den Himmel; unten
stehen die tiefbewegten Apostel an der
leeren Grabesstätte, oben schwebt Maria
znin Himmel empor, von jubilierenden
Engeln umgeben. Es erinnert an die
Niederländer in Farbe und Auffassung
und ist unzweifelhaft ein sehr wertvolles
Bild. Es kam 1790, laut Inschrift
hinter dem Altar, uou Kloster Salem
nach Rottenmünster, ist aber sicher viel
früher gemalt morden (aus der Zeit des
Raphael Meugs oder des Martin Knoller).
Kunstmalerin Fräulein Freudenreich von
Ochseuhausen hat das Bild sorgfältig ge-
reinigt, so daß es in altem Glanze strahlt.
Jnr Chor stehen jetzt auch wieder die alten
prächtigen geschnitzten Chorstühle mir ein-
fachen Barockornamenten. Der Rollweiler
Altertumsverein hatte sie in Besitz und
schenkte sie 1898 wieder der Kirche. Die

kleine zierliche Frauenklosterkirche ist jetzt
wieder der Verödung entrissen und dein
Gottesdienst zurückgegeben. Am Haupt-
portal rechts und links sind noch zwei
Denkmäler zu erwähnen, das eine ist der
Gedenkstein der ersten Aebtissin Williburg,
eine Nonne mit Rosenkranz, unten das
Rottenmünster Wappen erneuert, ziemlich
unkünstlerische Arbeit des 17. Jahrhun-
derts. Das zweite Steindenkmal ist das
in die Wand eingelassene Epitaphinni der
Wiederherstellerin der Kirche und des
Klosters, der klugen hochverdienten Aebtissin
Ursula, Tochter des Hofgerichtsassessors
Dr. Scherlin in Nottweil. Eine lateinische
Inschrift verkündigt ihr Lob. Unten das
Wappen mit Fischen und Blumen. Oben
ein Totenkops und Wappen von Rotten-
münster. (Schluß folgt.)

Line geistliche Apotheke in Wild
und Wort.

Von Dr. A nton Nägele, Riedlingen a. D.

(Fortsetzung.)

Das Oelgemälve ans Leinwand nlißt
mit Blendrahmen in der Länge 82, in
der Breite «17 cm. Im Zentrum steht
oder schwebt vielmehr die Hanpt-
g e st a l t, die den größten Teil des
Raumes einnimml, ein verlängertes
B r u st b i l d des Heilandes, mit
Strahlennimbus, dessen Typus mir
unten einer näheren Untersuchung unter*
ziehen wollen.

Oben rechts von dem Nimbus, gleich-
sam als Motto, steht das Aibelivort:
Kombi her zu mier alle, die ihr
müselig und beladen seilh. Ich will
eich erqnickhen. Matth. K. XI, V. 26.
Unterhalb dieses Herrenwortes stehen
vier verschiedenartige Gesäße in einer
Reihe, je mit der Aufschrift:

Glaub, Hoffnung, lieb,
bestendigkhait, Gerecgtigkhait.

Das mittlere Feld nimmt das erhabene
Bild des göttlichen Arztes bezw.
Apothekers Jesus Christus ein,
der in der Linken eine Wage (Hand-
wagc mit ziei lieh geschlungenem Bande)
hält, mit der Rechten aus einem großen
Gefäß mit einem Löf selchen in die
Wagschale schöpft; es ist ein Topf voll
kleiner Kreuzchen und trägt die Aufschrift
 
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