Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Naegele, Anton: Eine geistliche Apotheke in Bild und Wort, [2]
DOI Artikel:
Wunder, ...: Geschichte der kirchlichen Kunst im oberen Filstal, [4]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0095

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
83

schichte der Pharmazie von Schelenz weist
nur auf eine von Nonnen iin Hotel-Dieu
in Clermont betriebene Apotheke hin,
„die so wohl eingerichtet war, wie irgend
welche in Paris", in der auch Heilmittel
und Specifica verkauft wurden?) Sie
müssen viele Verbreitung in Klöstern ge-
sunden haben, bis Benedikt XIV. 1741
und Maria Theresia in Oesterreich die
Klosterapotheken durch Verbote, wohl
wegen mancher Unzuträglichkeiten im Be-
trieb, schlossen.-) Apothekerinnen in
Tätigkeit zeigt das Bild von Schuppachs
Apotheke. Apotheken der Nonnen-
klöster, niehr im Umfang von Haus-
apotheken, bezeugt die erwähnte Geschichte
auch für das nächste Jahrhundert noch?)

(Fortsetzung folgt.)

Geschichte der kirchlichen Kunst
iin oberen Klstal.

Mit besonderer Berücksichtigung der
Architektur.

Von Pfarrer Wunder, Muhlhausen.
(Fortsetzung.)

9. Wiesensteig.

a) Stiftskirche zum hl. Cyriak.

Das Benediktinerkloster in Wieseusteig
wurde im Jahre 861 von den Grafen
von Helfensteiu gestiftet und schon gar
bald in ein weltliches Chorherrnstift um-
gewaudelt. Die jetzige Kirche ist schon
die zweite an dieser Stelle und wurde im
Jahre 1466 erbaut, nachveili die alle
romanische Kirche durch Brand zerstört
worden war. Bon diesem alten roma-
nischen Bau ist fast nichts mehr erhalten
geblieben; doch wurden vorigen Herbst unter
dem Hochaltar der jetzigen Kirche die Ueber-
reste der allen r o in a n i s ch e n K r p p t a ent-
deckt. Erhalten sind noch einige Gewölbe-
joche, ruhend auf runden Säuleli mit
romauischeu, schnlucklosen Kelchkapitelleil?)
Die Kirche von 1466 war eilt eiuschif-

*) Ebenda S. 519, und Frauen int Reiche
Aeskulaps 1900. 1671 errichteten die Jesuiten
iit Glogau eine Apotheke, s. S. 511.

2) Schelenz S. 575. Auch iirchliche Verbote,
z. B. 1565, s. Schelenz S. 305, 321, 315, 117.

“) Ebenda S. 575.

*) Eine geitanere Untersuchung war bisher
unuiögtich, weil die Krypta beinahe bis au die
Kapitelle mit Schutt angefüllt ist.

siger, durchweg mit Streben besetzter Ban
mit im Achteck schließendem Chor und zwei
Westtürmeu, von denen nur der südliche
vollendet war und mit hohem Helm endigte.
Sie hatte drei Portale, eines zwischen den
zwei Türmen, die anderen an der Rord-
uud Südseite, sowie schöne Maßwerk-
fenster aus rotem Sandstein?) Im Jahre
1648 wurde diese herrliche Kirche, deren
Inneres 12 Altäre barg, von den Schweden
angezündet und brannte ab bis auf die
massiven Mauern. Erhalten blieb auch
das Gewölbe des Chors, das aber A. 1719
wegen Baufälligkeit abgetragen und durch
ein nenes ersetzt werdeil mußte?) Obgleich
durch die Drangsale des 30jährigeu
Krieges bettelarm geworden, machte sich
das Stift doch alsbald wieder an den
Aufbau der halbzerstörten Stiftskirche.
Schon im Jahre 1652 versieht Zimmer-
manu Martin Straub von Wäschen-
beuren das Langhaus mit zwei liegenden
Dachstühlen, desgleichen den Chor und
die Sakristei, endlich die Türme mit
„welschen Hauben".

1686 kommen wieder Arbeiten an der
Sakristei vor nach Planen des „Michel
Thumb, architectu3" (derselbe er-
baute auch die Kirche auf ve.n Schönenberg),
1719 machte Christian Widmauii,
Gips- und Maurermeister im
Kloster Elch in gen, einen vorläufigen
Ueberschlag über Reparation der Stifts-
kirche (neues Geivölbe, zwei Kapellen, zu-
sammen 9300 fl. ohne Stuccator und
Fährlohn).

Leider ist der großartige Plan dieses
bekannten Baumeisters, nach dessen Plänen
u. a. auch das Kloster (nicht Kirche) iir
Wiblingen gebaut wurde, nicht oder doch
nur zum Teil zur Ausführung .gekommen.
Nach seinen Plänen wären am Chor
zwei Kapellen ausgebaut, Chor und Schiff
mit neuen Gewölben versehen worden.
Zur massiven Einwölbung des Lang-
hauses war dasselbe zu breit, auch die
Mauern zu nieder und zu schwach; des-

0 Spuren dieses Maßwerks wurden unter
dem Schutt der Krypta aufgefünden.

2) Diese und die solgenven baugeschichtlichen
Notizen ivnrden zum größten Teil entnommen
toeix Stift - Wiesensteigschen Akten itn K. Staats-
archiv Stuttgart, die dem Verfasser dieses bereits
willigst zur Verfügung gestellt ivurdett.
 
Annotationen