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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 8
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Schön, Theodor von: Die Kapelle (jetzige Pfarrkirche) zur schönen Maria auf dem Hohenrechberg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0098

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zugleich auf die Sorge für die Capelle
auf dem Berg erstreckte." •

Die immer zunehmende Zahl der An-
dächtigen bestimmte im Jahre 1488 also
Ulrich v. 9i e ch berg, den Stifter des
Fideikommisses, eine neue Kirche oder
Kapelle von Stein zu bauen in der Nähe
der steheugebliebeuen älteren?) Im Jahre

1491 stiftete derselbe in die Kapelle eine
ewige Messe, die nach einem Revers von

1492 der Mutterkirche Waldstetten
unschädlich sein sollte?). Am 23. Mai
1496 stiftete Ulrich v. Rechberg noch
weiter in die neue Kapelle von Hohen-
rechberg ein ewiges Licht mit 130
Gulden?) Am 9. September 1496
starb er. Seine Witwe volisührte die
Stiftung der ewigen Messe, die durch
den Tod Ulrichs nicht zu stände ge-
kommen zu sein scheint, indem sie die-
selbe am 16. Oktober 1496 mit 1800
Gulden ausstattete?) In seinem Testa-
mente batte übrigens Ulrich zu diesem
Zwecke 1000 Gulden angewiesen. Ob die
Erzählungen D e b l e r s, diese Meßstiftnug
sei nicht perfekt geworden, weil im Nach-
laß Ulrichs riichl das gestiftete Kapital
vorhanden war und auch sein Sohn dieses
nicht besessen habe, richtig ist, scheint doch
sehr zweifelhaft. Wahrscheinlicher ist doch,
daß diese Meßüiftuug perfekt wurde und
ein eigener Priester in der Kapelle aus
deur Hoheurechberg5) fortan waltete
selvst in der Zeit, da Ulrich v. Rechberg
auf Hoheurechberg (P anfangs 1585)
vom katholischen Glauben abfiel und
lutherisch wurde. Denn noch 1590 er-
folgte bichöfliche Vorladung des Pfarrers
von Hoheurechberg auf ein Ruralkapitel
(Katholisches Kirchenrats-Archiv in Stutt-
gart Nr. 503). Noch vor dem Tode
trat dieser Ulrich im Jahre 1583 Hohen-
rechbeig und damit das Patronatsrecht
der Kapelle an seine Vettern Stanffenecker

■) Oberamtsbeschreibung Ginüild, S. 411;
Schwab. Taschenbuch 1820, 141—142; Schwab.
Albbl. 1893, 7.

2) Oberamtsbeschreibung Gmünd, S. 450.

Z Gräfl. Archiv in Donzdorf, Kasten III,
Fach P. .

4) I. A. Ninck, Familiengeschichte der Grasen
und Herrn von Rechberg und Rothenlöwen.
(Handschrift des gräflichen Archivs in Donzdorf.)
.?) Man vergleiche über diese zweite Kapelle
diese Zeitschrift 1893, 70 ff.

Linie ab. Doch starb diese Linie mit den
Gebrüdern Melchior Veit (f 159.1) und
Konrad (ch 1592) und deS letzteren Sohn
Albrecht Hermann ('s 1599) aus. Jetzt
besetzte Württemberg Hoheurechberg und
überließ es erst 1601 an Kaspar Bern-
hard v. Rechberg gegen 18 000 Gulden
alsFamilienfideikommiß. Martjuus Cru-
sius in seinem Luevicorrim annalium
über paraleipomenos, S. 49 schil-
dert anschaulich die Wallfahrt „ad
fam o samMa riam Rec h b e rg e n -
sein“: und erwähnt die Votivgescheuke
sowie den mit der Wallfahrt verbundenen
Jahrmarkt. Sobald wieder der Hohen-
rechberg ans den Händen des protestanti-
schen Württembergs in die des katholischen
Hauses Rechberg gekommen war, kamen
auch für die. Kapelle bessere Zeiten. Die
Söhne des neuen Besitzers, Kaspar Bern-
hard I. v. Rechberg, den offenbar mir
der Tod (1605) hieran gehindert hatte,
sorgten dafür, daß die Kapelle wieder
mit Priestern versehen wurde. Im Jahre
1610 schlossen Joh. Philipp, Joh. Wil-
helm und Kaspar Bernhard II. v. R e ch -
berg, Gebrüder, mit dem Barfüßer-
provinzial Karl zu Gmünd einen Ver-
trag über Abhaltung eines sonn- und feier-
täglichen Gottesdienstes in der Kapelle zu
Hoheurechberg gegen 160 Gulden jährlich?)

Dekan Debler melvet weiter in seiner
Chronik: „Den 21. Juli 1623 Morgens
zwischen 6 und 7 Uhr hat es in der
Kirche zu Rechberg eingeschlagen?) Zu
diesem Unglück kamen dann noch die Vei-
wüstungen des 30jährigen Krieges. Als
die Franzosen 1648 die Burg Hohenrech-
berg besetzten, wird wohl auch die Kapelle
gelitten haben. Auch nach dem Friedens-
schluß gab es Widerwärtigkeiten. Als in
den Jahren 1666 und 1667 Graf Hans
v. Rechberg, der Sohn des 1626 in
den Grafenstand erhobenen und 1651 ge-
storbenen Kaspar Bernhard II. v. Rech-
berg, mit der Stadt Gmünd in Streit
geraten war, verbot der Magistrat der
letzten seinen Bürgern, die Wallfahrts-
kirche zu Hoheurechberg zu besuchen?)

>) Gräfl. Rechberg. Archiv in Donzdvrf, Kaste»
XV, Fach XV,- Nr. 19; Oberamtsbeschreibung
Gmünd, S. 411.

2) Oberamtsbeschreibung Gmünd, S. 411.

s) Ninck, Gmünd, S. 180. !..
 
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