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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 9
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Hafner, Otto: Die neue Monstranz in Treffelhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0101

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fjerauägeuebeii und redigiert uoit Uuiversitäts-Prosessor Dr. L. 23aur in Tübingen.
Ligentum der Rottenburacr Diözescin-Aniistvereins;

KommiffioiiSsUcrtag und Druck der dlktien-Gescllschnst „Deutsches Oolksölatl" in ^tnttgcnt.

Or. 9.

Jährlich IL'Nniilinerii. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch de» Buchhandel foiuie direkt von der Berlngshnudlung IOO0
Alt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. ' *

Die neue Monstranz in
Treffelhansen.

Von Dekan Or. Hafner, Göppingen.

Aus Osteni dieses Jahres hat die goli-
sche Pfarrkirche in Treffelhansen, OA.
Geislingen, ein beachlenswerles Jnvenlai-
stück erhalten, eine silbervergolvete gotische
Monstranz, 8'/» Pfd. schwer, 78 cm hoch,
im Preis von l800 At. Der Schöpfer
derselben ist Hugo Zieher, Inhaber der
Werkstätle für kirchliche Geräte von Eduard
Zieher in Biberach. Dieses Werk ist einer
Besprechung wert, nicht bloß, weil es
den Meister lobt, der in jngendlichein
Eifer arbeitet und bestrebt ist. Neues
zu bieten, sondern weil es sich selbst
empfiehlt.

Was Stil und Ausbau betrifft, so
ist die Monstranz spätgotisch mit modern i-
sierten Formen. Es ist ja kein Dogina,
daß ein Werk ganz und streng einheitlich
im Stil sein muß. Wir haben in der
Architektur die Uebergangsstile und -formen,
warum nicht auch in der Kleinkunst? Der
Aufbau ist kräftig in den Unterpartien,
sein und zierlich in den Ausläufern. Das
Ganze ruht auf einem sechseckigen Fuß.
Auf den verengten Hals ist ein runder
(praktisch besser als gotisch-eckiger) Knauf
gesetzt, aus welchem der eigentliche Körper
herauswächst; der Unterträger ist geziert
mit prächtigem Distellaub. Die Unler-
partie wurde etwas gedrungener behandelt,
um die durch die vielen Fialen u. s. w.
entstehende stark vertikale Tendenz zu para-
lysieren, besonders aber ans dem prakti-
schen Grund, um genügend Raum zu
haben für das Sanklissimum. In der

! Tat tritt der Expositionsranm sehr schön
und wirkungsvoll hervor. Dies aber ist
! von großer Bedeutung, wie ja auch der
j Tabernakel in dem Sakramentsaltar ganz
besonders auffällig sein soll, ivas unsere
! Altarbauer vielfach noch nicht genügend
berücksichtigen. Das Sanklissimum ist in
Zylinderform gehüllt. Diese Form war
früher schlecht behandelt, deshalb weniger
beliebt. Dieser gespaltene Zylinder niacht
daS Oeffne» und Schließen einfach und
bequem. Die Lnnula hat auf der Rück-
seite einen Biegel. Wird derselbe gedreht,
so klappt der Halbtcil herab und es kann
dann die Lnnula sehr gut pnrifiziert wer-
den. Diese Erfindung Ziehers ist äußerst
praktisch. Links und rechts von dein Ey-
positionsraum Hallen Petrus uub Paulus
die Ehrenwacht, vorne ist ein Silberschild
mit Lamm Gottes in Halbrelief auf dem
Evangelienbuch, eine eigenartige Ber-
wendung, die aber nicht bloß als Typus
gut hieher paßt, sondern auch de» lieber-
gang zilin Zylinder leicht vermittelt. Die
Krönung der Monstranz verbindet zwischen
Zylinderknppel und Baldachin wiederiu»
in origineller Art der Kruzifixns. Der
obere sechseckige krönende Baldachin
mit seinem schön durchbrochenen Dach
und den stilisierten Krappen bilvet
die Krone, deren Abschluß aber nicht wie
gewöhnlich die Kreuzblume ist, sondern
eine Blütendolde, die sich aber nicht stö-
rend vordrängt. Die Seiten des Mittel-
baus krönen eckige und gewundene Pfeiler,
Säulchen, Streben, Helme, geschweifte und
gerade Fialen und Balvachine in reicher
Anzahl, die filigran-rlig wirken und dem
' Ganzen einen lebhaft wirkenden dekorativen
 
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