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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 9
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Hafner, Otto: Die neue Monstranz in Treffelhausen
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Brinzinger, Adolf: Die Kirche in Rottenmünster bei Rottweil a. N. und deren Erbauer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0103

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91

zu weit gehen; es würde sonst die
äußere Ruhe und die Einheitlichkeit eines j
Werkes zu leiden hoben. Unsere Jetzt-
knnst leidet ja an dem, daß sie eine Ueber-
gangsknnst ist, von der man noch nicht
recht weiß, was daraus werden mag. Wir
müssen aber jede Arbeit begrüßen, welche
dem Schema F oder dem Archaismus
entgegensteht. Und so sreuen mir uns
dieser wohlgelungenen Leistung Ziehers,
die im Rahmen eines vorgeschriebenen
Preises erstehen mußte. Mit uns freut
sich die Gemeinde, welche in ihrer schönen
Kirche hier ein prächtiges Stück Klein-
kunst zur künstlerischen Volksbildung er-
hallen hat. Möge der junge bescheidene
Meister Zieher auch fernerhin Anerken-
nung und, was noch mehr ist, gute Auf-
träge finden, da nur eine gut honorierte
Kunstleistnng Künstlerisches schaffen kann.
An Material und Zeichnungen, z. B. von
Kelchen, Ciborien aller Formen, die er
selbst entworfen hat, fehlt es ihm nicht.
Sie iverden gewiß gerne zur ’ Einsicht-
nahme vorgelegt.

Die Kirche in Rottenmünster bei
Rottweil a. XI. und deren (Erbauer.

Von Stadtpfarrer Br inzinger in Obern-
dorf a. N.

(Schluß.)

2. Wer hat dieKirche inRotten-
münster erbaut? Im Jahre 1898
fand man bei Renovierung des Türmchens
der Klosterkirche im Knopfe des Blitz-
ableiters eingeschlossen eine Pergamenl-
urkunde (jetzt in Untermarchtal aufbewahrt
im Mutterhaus der Barmherzigen Schwe-
stern). Sie bezeugt folgendes: „Anno
1662 ist diese Kirche auserbaut worden
unter der Regierenden Frau Abatißin
Ursula. (Tann folgen die Rainen der
damaligen Klosterfranen.) Baumeister:
Rev. P. Conradns Schwarz, Salemi-
tanus. Maister: dRichael Baer aus

Brägentzer Wald. Maurer: Peter Willi."
Bauleiter waren also: 1. Pater Konrad
Schwarz, Zisterzienser in Salem, Beicht-
vater und Chronist des Klosters Rotten-
münster, derselbe wahrscheinlich, welcher
das Dokntiientenbnch von Rottenntüuster,
jetzt im Stuttgarter Staatsarchiv, im
Jahre 1660 angelegt hat. 2. Der be-
rühmte Baumeister Michael Bär (auch

Michel Peer und Beer in U> künden ge-
tiannt), 1656 mit Peter Willi in Jsny tätig,
1657 in Rankweil, dann in Schussenried
und am 24. Mai 1666 in Ebersberg beim
Neubau des Jesuitenkonvents. Wenige
Tage später, am 30. Mai 1666, ertrank
er in der angeschwollenen Bregenzer Ach
in der Nähe seiner Heimat Au im Bre-
genzer Wald. 3. Der Maurermeister
Peter Willi aus dem Bregenzer Wald
ilnd 4. Michael Thumb aus Bezau waren
wohl die ausführenden Meister beim Bau.
Letzterer ist der berühmte Baumeister des
Langhauses der Kirche der Augustiner-
Chorherrn in Wettenhausen, des Klosters
der Dominikanerinnen in Talbach hinter
Bregenz, des Noviziythauses in Wein-
garten, der Wiblinger Gnadenkapelle und
der Wallfahrtskirche auf dem Schönen-
berg bei Ellwangen, auch in Zwiefalten
und Obermarchtal war er tätig (s. Ber-
told Pfeiffers verdienstvolle Forschungen:
„Die Vorarlberger Bauschule", Württ.
Vierteljahrshefte 1904, 18 ff. und „Kunst-
und Altertums-Denkmale in Württem-
berg" von Paulus, 21. tind 22. Liefe-
rung, Donaukreis, lieber Kultur und
Kunst in Oberschwaben von B. Pfeiffer
S. 39 ff.). Die R o t t e n m ü n st e r
Kirche i st also n a ch A n g a b e
u n s e r e r Urkunde unzweifelhaft
sicher von M e i st e r n d e r b e r ü h m l e n
V o r a r l b e r g e r B a u s ch u l e erbaut
worden, waS seither vollständig
unbekannt war. „In der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts waren diese Vor-
arlberger Künstler fast 100 Jahre lang
tätig an den meisten hervorragenden Kunst-
bauten von Oberschwaben, dem südlichen
. Schwarzwald, Elsaß und der Nordschweiz"
(Pfeiffer, Vierteljahrshefte 1904, S. 12).
Auch in Nottennlünster ist jetzt durch die
erwähnte Pergamenturknnde ihre Bau-
leitung festgestellt. Wer sind die
Meister d e r S t u c c a t n r e n d e r
Kirche gewesen? Sie arbeiteten zur
Zeit der Aebtissin Ursula, deren Wappen:
Fische mit Rosen, unter dem Engelskopf
am Triumphbogen sichtbar ist in Stucco,
und wahrscheinlich gehören sie der Wesso-
brunner Schule an. Vielleicht waren es
Matthias Schmnzer und sein Sohn
Johannes (?) (s. Dr. Georg Hager „Die
Bautätigkeit im Kloster Wessobrunn und
 
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