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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 11
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Baur, Ludwig: Die christliche Kunst auf der Ausstellung in München 1908, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0123

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der Firma. Ehrenböck u. Vier-
taler hergestellt ist. Das
durch die Form zu wenig
bewältigte, fast möchte man
sagen, das ungeschlachte Wesen
dieses Altars, der stark ge-
suchte Archaismus läßt auch
hier den Gesamteiudruck nicht
ganz günstig erscheinen: viel
solides Material, aber wenig
Form und verhältnismäßig
arm au religiösem Gehalt.

Während nun diese Al-
täre von den bisherigen Altar-
formen durchaus abgeheu und
neue Wege versuchen, finden
wir noch in der „runden Ka-
pelle" ein reizendes Metall-
altärcheu, das sich mehr an
die herkömmlichen Formen
/hält. — Der Stipes ist ein
einfacher, vorne bemalter
.Stein (Kreuzigung, die wohl
als Fresko oder Mosaik ge-
dacht ist). Die Netable ist
aus Metall mit Email, Stei-
nen , Filigranarbeiten fein
verziert. Sie dient als Hinter-
grund für fünf Heilige: in
der Mitte St. Bonifaz, links Willibrord,
.Hraban Maurus, rechts: Suitbert und
Heinrich der Heilige. — Den Zweck und
Charakter des Altares enthüllt uns die
Inschrift. .

„Praesulis exultans celebret Ger-
mania laudes

. Et Bonifacii opus martyris almificum.
Ordinat hunc Roma mittitque Bri-
tannia mater

Doctorem populis necnon (?) eccle-
siae

Pontifieem summum signorum ful-
mine darum

Eloquio nitidum, moribus egregium."

Dieser Altaraussatz ist von Künstlern
der Beuroner Kunstschule entworfen, von
Kosmas Leyrer ausgeführt.

Auf dem Altärchen, das ich zu den
schönsten der Ausstellung rechnen möchte,
fehlt das Kreuz.

Fassen wir zusammen, so ergibt sich,
daß der moderne Altarbau die herkömm-
liche Schablone vollständig verlassen und
speziell die Art des gotischen und Renais-

Altar in der Borhalle.

sance - Hochbauallares ganz aufgegeben
hat. Er nähert sich vielmehr dem antiken
und romanischen Mensa-Altar. Was darin
angestrebt wird, ist: solides Material,
zweckentsprechende Behandlung desselben,
große, wuchtige, monumentale, ruhige Wir-
kung mit den einfachsten Ausdrncksmitteln.
Fast möchte ich sagen: Es liegt ein ge-
wisser ethischer Zug nach Wahrhaftigkeit,
solider Einfachheit, Ruhe und Maß in
dieser- Kunst, der sympathisch berührt.
Wir hoffen diese völlige Wandlung im
Altarban in Bälde auch in eigenen Ans-
sührnngen darlegen zu können. Mögen
diese Versuche auch im einzelnen noch man-
ches Unbefriedigende enthalten, so bezeich-
nen sie doch im Ganzen einen erfreulichen
Fortschritt ju selbständigem Schaffen,
einen einheitlichen, großen Zug in Auf-
fassung und Durchführung, und dies alles
unter Wahrung der liturgischen Vor-
schriften und Erfordernisse. Hier dürfte
der Weg gezeichnet sein, aus welchem
weitergegangen werden muß — freilich
besonnen und maßvoll!
 
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