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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 3
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Baur, Ludwig: Neue Meisterwerke kirchlicher Plastik von Professor Busch, [1]
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Rohr, Ignaz: Der hl. Franziskus Xaverius, [2]: ein neues Gemälde Martin Feuersteins
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0038

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28

Das neueste, sehr edle Bildchen dieser Art
ist aus der Benroner Kunstschule.

Rechnen wir noch dazu die E r b ä r in d e -
bilder, „Christus im Elend" genannt, oder
den Schmerzen'smaiin (Atiserikordien-
dilder), wie sie durch A l b r e ch t D ü r e r s
Holzschnitte und Kupferstiche populär ge-
worden sind, so werden wir wohl die
ideellen Grundlagen festgestellt haben, aus
deren Geist heraus Professor Busch dieses
tief empfundene Stück komponiert hat. Es
ist eine originelle Parallele zu „Christus
im Kerker" oder zu einem »Ecce homo«
von demselben religiösen Gehalt wie Viese.
(Schluß folgt.)

Der 1)1. Franziskus Faverius.

Ein neues Gemälde Martin
Feuersteins.

Besprochen von Prof. Or. I. Rohr, Straßburg.

(Schluß.)

Ebenso dezent ist die gelbe Farbe ver-
wendet. Sie hebt in einem trüben Ton
an mit dem Gewände des alten Mannes,
der am Boden kauert, ivechselt mit dunklen
Streifen an dem langen Gewände des
linken der anfrechtstehenden Männer und
blitzt gerade hier in all den vielen Licht-
graden auf, die der Seidenstoff im Spiel
der Beleuchtung ermöglicht, verteilt sich
dann auf das Dessin des Gewandes der
Frau mit dem reichen Kopfschmuck und
des rückwärts zeigenden Mannes neben ihr
und das Kopftuch der mittleren Wasserträ-
gerin und verglüht in leisem Schimmer
auf der Wange des maurischen Türpfostens.

Grün tritt links auf am Bronzelöwen
auf dem Treppengeländer des Götzen-
tempels, geht über zum Turbairkern des
großen Mannes in aufrechter Figur,
kommt zu voller Entfaltung ain Ober-
gcivand der Frau mit den Krücken, setzt
sich fort auf dem kleinen Fleck, der vom
Dach der Brunnenhalle noch sichtbar ist,
und verhaucht im Schimmer des Wassers
derselben.

So ist dafür gesorgt, daß die Bild-
fläche nicht in rote, blaue, gelbe Felder
auseinanderfällt; die Nebeneinanderstellnng
der Farben gibt einen schönen Zusaiumen-
klang und die Schatten und das Däm-
mern der Luft dazwischen verinitleln die
Uebergünge und kommen namentlich in 1

voller Wirkung zur Geltung, wenn mau
sich etwas von dem Bilde entfernt, jf Zu-
nächst wählt man sich selbstverständlich
den Standort nahe vor ihm und freut
sich jeder einzelnen Figur,^ ihrer Hal-
tung, ihrer Bewegung, ihres Kolorits,
der Farben ihres Gewandes und des
Ausdrucks in den Mienen. Dann tritt
man zurück und prüft Gestalten und
Farben auf ihren Znsammenklang und
den Gesamlton auf seine Stimmung und
ist erstaunt, wie nun das Vor- und
Hintereinander erst recht deutlich wird,
wie wuchtig der Zweifler int langen,
weißen Mantel herauswächst aus seiner
Umgebung und wie sicher doch der ein-
fache Ordensmann auf seinen Brunnen-
stufen die Situation beherrscht, wie
kräftig ihn Licht und Schalten in ihrem
harmonischen Wechsel heransheben und
wie bestimmt sie allen Nebenfiguren in
der Komposition ihren Platz anweisen und
mit ihnen die sie umgebende^ Lufthülle
zur Darstellung bringen. .Es ist keine
tote Szene, als wären sämtliche Figuren
durch irgend einen Zauber in einer Art
Momentaufnahme festgebannt, sondern es
ist Fluß und Leben, Mannigfaltigkeit und
Wechsel im Ganzen. Wenn dann vollends
der Blick hinüberschweift zum Pendant
auf dem entsprechenden Mauerfeld der
andern Chorseile, so tritt die innere Ver-
wandtschaft der beiden Werke und die
Uebereiustimmung der äußern Darstellungs-
mittel klar zutage. Und doch ist's nicht
dasselbe Werk in neuer Auslage, sondern
jedes hat seine deutlich ausgeprägte
Eigenart uub weiß sich dieselbe auch in
der späteren Erinnerung noch zu wahren.

Das erste der beiden Gemälde hat schon
vor seiner Ueberlragung au seinen Be-
stimmungsort reichen Beifall gefunden in
München; es ist in Altkirch freudig auf-
genommen worden und hat in einer
guten phototechnischen Wiedergabe bereits
den Weg gefunden in viele der Häuser,
die sich um die schmucke Pfarrkirche lagern
wie die Herde um den Hirten, und wohl
auch schon manchem scheidenden Allkircher
Pfarrkiud als liebe Erinnerung das Geleit
gegeben in die Fremde. Sein neues Gegen-
über reiht sich ihm würdig an, verschönt
mit ihm das Gotteshaus, erfreut die
Herzen der Beschauer, ist ein neuer Herold
 
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