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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 9
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Weser, Rudolf: Joseph Wannenmacher, Maler, [3]: Nachträge und Beurteilung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0098

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nach Gmünd und malte die Kirche in
drei Monaten aus und erhielt dafür außer
dem Lebensunterhalt 300 Gulden, eine
sehr bescheidene Summe. Der Guardian
Elzearins Eyberger (1768 — 71) berief
Wannenmacher wieder nach Gmünd.
Dieser kam am 4. September 1769 und
malte gratis die Antoniuskapelle, die man
am 10, Juli 1769 zu bauen angefangen
hatte. Wannenmacher und sein Geselle
halten die Kost im Konvent, der auch für
sämtliche Unkosten für Farben, Reisen ec. ec.
aufkam. Diese Antoniuskapelle ist jetzt
als Schnlsaal eingebaut und die Fresken
sind längst verschwunden. Die Annahme
dieser Gratisleistung Wannenmachers
seitens des Klosters sollte diesenr letzteren
schwere Sorgen bereiten. Wannenmacher
entlehnte nämlich 1770 von dem Konvent
300 Gulden und blieb ein schlimmer
Zinszähler. Der Guardian Erhard Fleisch-
mann (1774 — 77) schreibt: Warinen-
maclier . . . male administrata oeco-
nomia ingens subiit debitorum onus;
Wannenmacher war ein schlechter Haus-
halter und lebte in großen und drückenden
Schulden. Fleischmann mahnte ihn öfters
zur Zinszahlung und ließ ihn durch den
Klostervogt zu Tomerdingen mahnen, aber
ohne Erfolg. Er wandte sich dann an
den Abt von Elchingen selbst, dessen Ver-
walter ihm mitteilte, ob man Wannen-
machcr pfänden solle oder ob der Konvent
noch bis zum Herbste warten wolle. Auf
letzteres ging der Konvent ein und erhielt
im Dezember 1774 statt 48 Gulden
wenigstens 45 Gulden Zins. In den
folgenden Jahren zahlte Wannenmacher
wieder keinen Zins aus dem entlehnten
Kapital, das für einen Jahrtag gestiftet
war, und 1780, am 17. Februar, sandte
Guardian Hilarius Lechner (1177—80)
ihm die letzte Mahnung, die wieder nichts
fruchtete. Im April 1780 wandte er sich
an den- Abt von Elchingen und verklagte
Wannenmacher, lieber den Erfolg dieser
Maßnahme» wird im Protokoll nichts
mehr berichtet. Der Konvent hatte noch
den Vorschlag gemacht, Wannenmacher
möge ihnen für die 300 Gulden Bilder
malen. Aber auch dazu kam Wannen-
macher nicht mehr. Am 6. Dezember 1780
starb er. Durch die Notizen des Franzis-
kanerprotokolls wird es etnms klarer.

warum?. Hautinger,wiei»i „Archiv" 1907
S. 69 berichtet, von dem „unglücklichen'.'
Wannenntacher spricht.

VII.

Werfen wir nun einen Blick auf das
gesamte Schassen unseres Meisters, wie
es uns bisher in den einzelnen Werken
entgegengetreteu ist, so ist vor allein seinem
Talent in der Konzeption alle An-
erkennung auszusprechen. Esi sind nicht
immer leichte Aufgaben, die dem Meister
zugemutet werden. Erinnern wir uns nur
an die Darstellung der vier. ersten all-
gemeinen Konzilien im Bibliotheksaale zu
St. Gallen. Allerdings hat Dr. Fäh über
dieses Werk Wannenmachers sich nicht
ganz günstig ausgesprochen. Er tadelt an
ihm, daß er nur ein dürftiges Zeremonien-
bild entworfen habe, dessen Verdeutlichung
Inschriften zu übernehmen gehabt haben.
Es fehle ihm „au historischer. Vertiefung
in den Gegenstand trotz der Fülle der
vorhandenen Quellen und Hilfsmittel, die
dem Künstler zur Verfügung stehen mußten".
Selten tauche eine Figur auf, deren Name
ohne Deutelei zu sichern wäre; eine an-
nähernd erschöpfende Behandlung seines
Gegenstandes, die künstlerische Erfassung
der Hauptmomente des Inhalts habe er
nur einmal mit erträglichem Glück ver-
sucht im Konzil zu Chalzedon, allein eine
symbolische Figur mußte hier zu Hilfe
genommen werden. Die Anachronismen
im Kostüm und Beiwerk überhaupt ent-
schuldigt und erklärt die Zeit, in der
Wannenmacher arbeitet. (Die Bangeschichte
der Stistsbibliothek zu St. Gallen, Zürich
1900, S. 18, 49.)

Jnvessen wird in der allerdings kurzen
Einzelbeschreibung der Bilder, die Dt. Fäh
gibt (S. l 7 u. 18), doch zu einem guten
Teil der Vorwurf des Mangels an In-
dividualisierung der handelnden Personen
seitens des Künstlers schon widerlegt. Ob
die Quellen und Hilfsmittel dem Künstler
so reichlich, zu Gebote standen über diesen
ihm jedenfalls vorgeschriebenen Stofs —
das ist eben erst noch die Frage. Zudem
leiden die Bilder sehr an einer späteren
sogenannten Restauration, die es höchst
wahrscheinlich verschuldet, daß dieselben
so sehr nachgednnkelt sinv, wie wir sie
sehen, was ihren Gesümteindruck be-
 
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