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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 10
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Baur, Ludwig: Die Ausstellung für christliche Kunst in Düsseldorf 1909, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0104

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kieransaogebeii ii„d rcbiaiert von Universitäts-Professor Dr. S. 23aur in Tübingen.
Ligentnni des Rottenbnrger Diözescin-Annstvcrcins;

Aonimissions-Verlcig und Druck der Uktieu-Gcscllschaft „Deutsches volksblott" in Stuttgart.

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Oie Ausstellung für christliche Kauft
in Düsseldorf J909-

Von Prof. Dr. L. 93 nur, Tübingen.

Das letzte Jahrzehnt hat uns wohl
kaum eine Ausstellung gebracht, die au
instruktiver Bedeutung die Düsseldorfer
Ausstellung für christliche Kunst von 1909
übertreffen würde. Keine jedenfalls ist
interessanter gewesen, als sie. Es war
das ganze Gebiet christlichen Kunstschaffens
in allen seinen Verzweigungen, wenn auch
nicht gleichmäßig, so doch tatsächlich ver-
treten. Ferner lud die Verbindung von
christlicher Kunst mit einer besonderen Ab-
teilung profaner Kunstwerke zum Vergleiche
ein. Und um es gleich zu sagen: dieser
Vergleich fiel keineswegs zuungunsten
der christlichen Kunst aus: die letztere ist
der profanen Kunst technisch ebenbürtig;
inhaltlich und nach ihrer Bedeutung für
das Leben übertrifft sie dieselbe um ein
ganz Bedeutendes. Ja, ich stehe nicht
an zu sagen, daß wir in der Fülle wie
in der Qualität der christlichen Kunst-
abteilung die frohe Gewähr sichtbar vor
uns haben, daß die christliche Kunst —
allzulange als Aschenbrödel behandelt,
von allzuvielen geringgeschätzt und bei-
seite geschoben — lebt, sich mehrt und
wieder eine Macht und ein Kulturfaktor
in unserem öffentlichen Leben zu werden
beginnt, mit dem man rechnen darf und
muß. Auch wenn wir das Interesse, das
gerade dieser Abteilung von den Be-
suchern der Ausstellung nach unseren
mehrtägigen Beobachtungen zugewendet
wurde, in Anschlag bringen, so weist es
uns erfreulicherweise in dieselbe Richtung:

das Volk nimmt Anteil an der christ-
i liehen Kunst und es wird — so glauben
wir hoffen zu dürfen — die Zeit nicht
mehr ferne sein, da die ausübenden
Künstler mit christlichen Darstellungsstoffen
geradeso oder noch besser aus ihre Rech-
nung kommen werden, wie die zum Teil
verjndete und vom Bestellergeschmack
eines materialistischen Barbarismus be-
herrschte Profanknnst. Dann wird auch
die Zeit anbrechen, wo das Gottes- und
! Königskind, die Gesamtknnst, wieder aus
den sumpfigen Niederungen herauskommt,
um im Hause Gottes und im KönigS-
palaste starker reiner Sittlichkeit ihren vol-
len Glanz wieder zu entfalten und ihre
ganze veredelnde Macht auf die Gemüter
auszuüben.

Es ist keineswegs zufällig, daß das
Interesse der Ausstellungsbesucher sich der
Abteilung für christliche Kunst in so her-
vorragendem Maße zuwendet. Es muß
zunächst gesagt werden, daß die Profan-
abteilung der Düsseldorfer Kunstausstellung
trotz einzelner hervorragender Stücke im
ganzen genommen nicht sehr bedeutend
ist. Die Historienmalerei großen Stils
fehlt ganz. — Der eigentliche Grund aber
liegt unserer Meinung nach doch tiefer.
Es ist unserer Zeit eine größere Sehn-
sucht nach einer lieferen, dein oberfläch-
lichen Materialismus entgegengesetzten
Lebensauffassung und Lebeuswertung eigen.
Dieser gesteigerten Sehnsucht nach einer
klar fundierten Lebenskunst entspricht ein
gesteigertes Interesse für diejenige Kunst,
die Lebensprobleme behandelt, nach der
Kunst, die vom Leben redet, Leben schafft,
Lebenswege meist, Lebensmut verbürgt:
 
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