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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 11
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Reiter, Joseph: Die drei elenden Heiligen in Rechtenstein und Hürbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0116

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Herausgegebe» uttb redigiert von Universitäts-Professor Dr. S. Lonr in Tübingen.
Eigentum des Rottenburger Diözesan-Knnstvercins;

Rominissions-Verlag und Druck der Aktien-Gefellschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
43}*. TT Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Berlagshaudluug IQOQ.
*** Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. ^ '

Die drei elenden Heiligen in Rechten-
stein und Hürbel.

Von Dekan Reiter.

In dem Kirchlein zu Rechtenstein, Pfar-
rei Obermarchtal, befindet sich ein Altar
zu Ehren der drei elenden Heiligen, welche
früher viel aufgesucht wurden, in der
Gegenwart aber mehr und mehr fremd
geworden sind. Ihnen sei im „Archiv"
ein Gedenkstein gesetzt.

Zuerst die Frage: „Die, welche ans
dem Nebenaltar zu Nechtenstein als Pil-
ger mit Pilgerhut und Wanderstab pla-
stisch dargestellt erscheinen, wer sind sie,
und woher sind sie gekommen?" Höre» wir
die Legende! In England lebte ein vor-
nehmer adeliger Kaufmann namens Är-
chus, mit zwei durch Tugend und Fröm-
migkeit ausgezeichneten Söhnen namens
Herenneus und Quardanus. Diese gingen
ihrem Vater in seinen Handelsgeschäften
mit kindlichem Eifer an die Hand. Nun
begab es sich aber, daß England von dem
verderblichen Gifte der Abgötterei ange-
steckt wurde. Die Wut der Heiden und
das in Strömen vergossene Blut der
Christen fühlte den guten Vater Archns
auf die Vermutung, das Christentum
möchte wohl auf der ganzen Insel ans-
gerottet werden. Er entschloß sich des-
wegen zur eiligen Flucht, ließ sein Haus,
sein Geld, seine Güter und sein Geschäft
zurück, nahm seine besten Schätze, seine
zwei gut erzogenen Söhne mit sich und
zog mit ihnen in die Fremde. Auf ihrer
Flucht kamen sie in eine Wildnis bei !
Ingolstadt, jetzt der Harterwald genannt.
Ihr dringendstes Anliegen war ein Trunk

Wassers. Als sie denselben bei aller An-
strengung nirgends auftreiben konnten,
siehe, da erbarmten sich die harten, emp-
findungslosen Steine des Felsens. Ein
klares Wässerlein sprudelte auf Gottes
allmächtigen Befehl hervor und rettete
diesen drei Elenden das Leben. Diese
Quelle wurde in der Folge Osterbrünnlein
genannt. Hierauf suchten sie zum Schutz
vor den wilden Tieren drei abgesonderte
Wohnungen, und fanden drei in die Erde
vertiefte Höhlen. In diese begaben sie
sich und führten ein sehr wundersames,
gottgefälliges Leben, dessen irdische Nah-
rung aus nichts als Wurzeln und Kräutern
bestand. In jener Zeit aber wurden
auch in Bayern die Christen auf das
grausamste verfolgt, aufgehangen, ent-
hauptet, geschunden und den Leichnamen
auch nicht das allergewöhnlichste Begräbnis
zugedacht. Darum begab sich der hl. Ar-
chus mit seinen Söhnen aus seiner Wüste
hervor und machte sich zum Geschäfte, die
ermordeten Christen ehrlich zu begraben.
Nach vielen verrichteten Buß- und Liebes-
werken starben die drei Elenden eines
seligen Todes zu Oetting (bei Ingolstadt),
allwo auch ihre Gebeine ruhen. Rasch
entwickelte sich eine Wallfahrt dorthin,
und die Wunder, welche auf die Für-
sprache der drei Heiligen geschahen, machten
ihren Namen in der ganzen selben Gegend
bekannt und trugen sie noch weit über
ihre Grenzen hinaus.

Das der wesentliche Inhalt der Legende,
welche auch an zwei Orten unserer Diö-
! zese, nämlich in Rechtenstein und Hürbel,
Wurzel gefaßt und Blüten getrieben hat.
I Fragen mir nun nach dem Gehalt der-
 
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