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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 11
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Reiter, Joseph: Die drei elenden Heiligen in Rechtenstein und Hürbel
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Clavell, A.: Ueber blutende Madonnenbilder, [3]: Nachträge zu Gageurs "Maria vom Blute"
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0118

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103

Was die bildliche Darstellung der
drei elenden Heiligen anlangt, so haben
wir schon oben bemerkt, daß sie in
Nechtenstein als Pilger erscheinen, was
einer weiteren Erklärung nicht bedarf.
Wenn sie auf anderen Bildern als Kauf-
leute mit Warenballen dargestellt sind, so
weist das auf ihren vermeintlichen Stand
hin. Allein mit dem Kaufmannsstand ist
es bei den drei Elenden nichts. Als im
Jahre 1627 ihre Gebeine auf Befehl des
Fürstbischofs Johann Christoph von Eich-
stätt erhoben wurden, fand man in ihrem
Grabe ein Stück Tuch; es war das jeden-
falls ein Seidentuch, und in Seidentücher
pflegte man im Mittelalter die Reliquien
einzuhüllen. Aus diesem Tuch haben nun
die Maler ganze Ballen Tuch gemacht,
und so hat sich die Legende gebildet,
welche die Elenden als Kauflente be-
zeichnet.

Bisweilen kann man sie als Soldaten
abgebildet sehen, so auf dem Titelbild
des zur Kirchenpflege Nechtenstein ge-
hörigen und von Kaplan Fischer mir zn-
gestellten Büchleins: „Glückseliges Elend".
Diese Darstellung hängt zusammen mit
der Inschrift ans einem im Jahre 1627
in Oelting erhobenen Grabstein, welcher
als ein gewöhnliches Sepulchral-Monu-
ment eines römischen Soldaten namens
Herenneus Sekundus erkannt worden ist.
Von dem Soldaten scheint der Name
Herenneus auf den zweiten elenden Heiligen
übergegangen zu sein, welcher früher nach
einem alten Buch der Pfarrei Gaimers-
heim St Haindrit hieß.

Außer den drei elenden Heiligen zu
Oelting bei Ingolstadt werden noch andere
drei elende Heilige verehrt, und zwar in
Griesstetten bei Dietfurt in der Ober-
pfalz; ihre Namen sind: Zimius, Vilnius
und Marinus. Als am 2. Juli 1862
ihre Reliquien in der Pfarrkirche zu Gries-
stelten feierlich wieder beigesetzt wurden,
legte bei diesem Anlaß der Prediger seiner
Festpredigt den Text zugrunde: „Sit
memoria eorum in benedictione et
ossa eorum pullulent in loco suo“
— Gesegnet sei ihr Andenken, und ihre Ge-
beine sollen neu aufgrünen an ihrer Stätte.

Diese dem Siraziden (Eccli 46.14) ent-
lehnten Worte können auch ans die drei
elenden Heiligen in Oetting angewendet

werden: Gesegnet sei ihr Andenken — möge
es besonders in Rechtenstein und Httrbel
im Segen bleiben. Sind die drei Elenden
„stellae nebulosae", so möge ihr Glanz
den Nebel dnrchdringen, sind sie liebliche
Blumen, so mögen sie blühen „als wie
ein Gilgen" (Eccli 39. 19). Kein Zweifel,
auch heute noch darf man den drei Heiligen,
welche ans „England" gekommen sind und
nun im Engelland Rast und Wohnsitz ge-
nommen haben, in verschiedenen Anliegen
nahen, um dann zu Gott zu beten: O
Gott, der Du die drei Beichtiger Archnm,
Herenneum und Quardanum aus dem
Vaterland in das Elend und von dem
Elend in den Himniel berufen hast, ver-
leihe uns gnädiglich, daß wir nach dem
Elend dieses Lebens in das rechte wahre
Vaterland — in den Himmel kommen
mögen.

Heber blutende Madonnenbilder.

(Nachträge zuGageurs,, Maria vom Blute".)

Von Dr. A. StnueU, Wetten.

(Fortsetzung.)

111.

Unter der Unzahl von Wallfahrtsorten
und Gnadenbildern in den Ländern der
österreichisch'- u n g a r i s ch e n Krone
scheint sich nur ein einziges Marienbild
unseresLegendeutypns zu finden, St. Maria
zu Attersee an: Altersee in Oberöster-
reich, doppelt interessant durch den Ein-
blick, den es uns in Werden und Wachsen
ikonographischer Legenden gewährt. Das
Muttergottesbild ist auf Holz gemalt, stellt
Maria im Brustbild dar, wie sie das auf
der Weltkugel stehende, mit einem Apfel
spielende Jesuskind hält, die fast ganz
unbekleidete Vollgestalt auf dem Rücken
mit ihrem Mantel etivaS bedeckend. Von
einem gottlosen Feind Mariä wurde es
am 15. August 1622 vor einen Hühner-
stall gestellt, dann vom Wind zur Erde
geworfen, von der Hausfrau gefunden,
die, ergrimmt darüber, daß Mariä die
Hühner nicht hüten wollte, mit einem Beil
darauf einhieb. DaS Bits habe auf den
Streich alsbald einen roten Streifen ge-
zeigt, der indes nach dem Abwischen durch
die Frevlerin allezeit frischer geworden
sei. „Von der Zeit an sind bisher«
große Wunder und Guttaten bei andäch-
 
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