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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 3
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Rohr, Ignaz: Zur Bucheinbandfrage, [2]
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Stummel, Helene: Die Farbe in der Paramentik, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0040

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26

bänden stammen nicht von ihm selber,
sondern von der anch für anderweitige
Leistungen (z. B. Stickereien zn einem
Behang für einen Bücherschrank, Porzellan-
malerei auf einem Teeservice) preis-
gekrönten Zeichenlehrerin Frl. Elisabeth
Reischle in Tübingen. Aber der Bericht
in dem „Archiv für Buchbinderei" (a. a.
O. S. 94) redet von dem „glücklichen Zu-
sammenarbeiten der beiden", also hat
Hirth sich doch wohl nicht ans den Ab-
druck der Stenrpel im Leder beschränkt.

Ob Hirths Arbeiten auch den Lesern
des „Archivs" gefallen, das mögen sie an
der Hand der beigegebenen Illustrationen
selber entscheiden. Jedenfalls wird es
ihnen nicht schwer fallen, durch Betrach-
tung der Abbildungen ititb der begleitenden
Ausführungen sich klar 311 machen, wor-
aus es bei modernen Einbänden an-
kommt und wodurch dieselben sich voll
den bisher beliebten unterscheiden. Selbst-
verständlich wirken sie in natura, wo
auch die Farbe mitredet, ganz anders,
als in der Phototypie.

Nur ans zwei Punkte sei noch Hinge-
iviesen. Pustet (Negensburg) bietet eben
in den katholischen Organen ein neues
Missale an. Wer noch ein paar Mark mehr
ansgeben und einen Einband sich ver-
schaffen kann, der ihm nicht ans jedem
Meßpnlt wieder begegnet, der hat hiezu
bei Hirth Gelegenheit. Verschiedene Herren
in hervorragender Stellung haben von
derselben Gebrauch gemacht und sind mit
der Arbeit wie mit dem Preis wohl zu-
frieden. Ferner haben sich Bücher in
schönem Einband schon längst einen Ehren-
platz im Empfangszimmer erobert. Hier
i>t die Möglichkeit, sich etwas Gediegenes
zn verschaffen. Und wer nach dem Bei-
spiel unserer Ahnen ans frtthern Jahr-
hunderten Buchbinder und Gvlöschmied
gleichzeitig beschäftigen und getriebene
Metallschließen rc. wünscht, dem nennt das
„Archiv" früherer.Jahrgänge gleichfalls
tüchtige Firmen im eigenen Lande. Möge
in demselben der künstlerische Sinn und
das Verjländnis für das Schöne aus
allen Gebieten stets wachsen und das
Knnsthandwerk stch zn neuer Blüte ent-
falten !

Die Harbe in der parameittif.

Von H. Stummel, Kevelaer.

(Fortsetzung.)

Wir werden angeleitet, das weiße
Sonnenlicht im Prisma sich brechen, die
Farben des Negenbogens spiegeln und
bann das farbige Licht, die grünen, gelben,
orange, roten, blauen und violetten Strahlen
in der Linse sich wieder geschwisterlich zn
weißem Licht vereinigen zn sehen. Dieses
waren unleugbare Fakta der Natur-
beobachtung und gewiß von hohem Interesse
und Wert für die Wissenschaft. Es fragt
sich nur, wie ihre Auffassung in ihrer
Anwendung aus einzelne Gebiete wirkt.
Und da steht eine ehrwürdige Klägerin
ans. Die ganze schwere Last ungeklärter
Wissenschaftssolgernngen, unzarter, rück-
sichtsloser, wörtlicher Befolgung einseitig
gemachter Vorschriften hängt sich lähmend,
entstellend, wie Fastnachtgepränge an ihre
heilige Gestalt, ihr Wollen, ihren Daseins-
zweck karikierend, ihre hohe Sendung ver-
nichtend. Es ist die Paramentik ch.

Ihr tat eine ernstere, in kirchlichem
Geiste mit liturgischem Rückhalt geleitete
Auffassung not, seit ihre charakteristischen
Farben in den Zeiten des Barock, Rokoko
und Empire sich fast ganz verloren hatten.

Zum Unglück fiel die Reformnotwendig-
keit mit den ersten Anwendungen der
wissenschaftlichen Erforschung des Sonnen-
lichtes zusammen. In den farbigen Strahlen,
welche das gebrochene Sonnenlicht zeigt,
sind die drei liturgischen Farben rot, grün,
violett enthalten, während weiß als Licht-
fülle und schwarz als Dunkelheit an-
genominen wurde.

Um diese spektralen Farben überhaupt
verkörpern zu können, mußte die Chemie
die große Förderung erfahren, wie sie ihr
im Laufe des 19. Jahrhunderts zuteil
wurde. Ganz neue Bahnen wurden ihr
von In st ns v. Lie b ig gewiesen, ans
welchen die Entstehung der deutschen Teer-
farben-Jndnstrie znrückznführen ist. Einer
seiner Schüler, Hosmann, beschäftigte
jich viel mit dein Steinkohlenteer, be-
sonders mit dem Anilin, einem Bestand-
teil oieie? Teeres und so genannt nach

*) Siehe „Tie Paramentik vom Standpunkt
des Geschmackes und Kunstsinnes" von Helene
Stummel. Kevelaer (Jos. Thum) 1905.
 
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