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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 6
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Naegele, Anton: Hans Christoph von Hornstein und sein Denkmal in Grüningen, [3]: Beitrag zu "Württembergs Epitaphien"
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0073

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59

Christoph, der geboren „auß vhraltem
Geschlecht der Adelichen Schwäbischen
Nilterschafft, aber wegeil seines nicht allein
Adelichen, sonder Heroischen Gemüths
gegen Gott unb den Römischen Kayser
sein Geschlecht wnnder gezieret" hat. Nach
fleißigem Stndinm in seinen jungen
Jahren, „die er nicht mit Springen vnd
Tantzeil, mit Fechten vnd Reiten od. dergl.
Gaugeliverck" Angebracht habe, sei er
5 Jahr bei dem Kaiserlichen Kammer-
gericht §u Speyr Assessor, dann in
Würzburg Fürstbischöflicher Rat linb
Hofmarschalk, endlich Rat des Kaisers
geworden, „alher ans Prag citiert und
in das LunctiuZ oder Geheinlist consi-
liurn befielt, auch in vielen wichtigen ltnb
schivereu Legatonibus bep deß Hl. Rö-
mischen Reichs Fürsten und Standen fast
19 Jahr gebraucht" bis zu seinem Tod
„ongefährann0aetati3 65, den lO.July ...
deß morgens früh zwischen 6 und 7 Vhr
in celibatu oder ledigen Staudt" (f. 315).

Jur Jahre 1541 oder 1542 also
ist Hans Christoph von Hornsteiil zrr
Grüningen, OA. Riedlingell, geboren.
Er widmete sich dem Studium der
Rechte auf verschiedeneil Universitäten,
wohl auch der Landesuniversität, nach
deren nur teilweise bis jetzt publizierten
Matrikel schon früher Ahnherren seines
Geschlechts sich inskribierten, so 1493
Bruno voll Hornstein, 1509 Fr. Caspar
de Horlisteiu, Benediktinerfrater im Kloster
Kempten, 1522 Lnpoldus de Hornstein
nobilis1)-

Rach dem ausführlichen Staullnbanm
der Hornsteillischen Linien in Kiildlers voll
Knobloch oberbadischevl Geschlechterbnchch
entstammte Hans Christoph der voll Georg
voll Hornsteill, genannt Hertenstein (gest.
1498), gegründeten dritten Linie. Der
Enkel dieses Patronatsherrn von Bingell
und Hnndersiilgen und Stifters der Ka-
planei in Grüningell war Jakob Ernst,
verinählt mit Felizitas Renner von All-
meildingen und mit den zwei Schlössern
im Dorf Grüningen belehnt. Von dessen
sieben Kilidern war Halls Christoph der

*) Vgl. Roth, Urkunden zur Geschichte der Uni-
versität Tübingen aus den Jahren 1476—1550.
S. 524. 575. 628. 1499 ist Laurentius Horn-

stein I. 11. D. Rektor der Universität, S. 543.
2) Heidelberg 1905 II. S. 118 ff. S. 131.

Zweitälteste, nach Knodlers Stammbannl
1641 geboren, ein Jahr nach dem ersten
Sohn Balthasar (1540 — 1620). Rach
dem Tode des Vaters im Jahr 1580
wurde unser Ritter mit Grüningen be-
lehnt.

Rach verschiedenen Stellungen amReichs-
kanlinergericht in Speyer, am Fürstbischöf-
lichen Hof in Würzburg trat er ums
Jahr 1587, liach der Berechnung des Red-
ners, ili kaiserliche Dienste und stieg durch
das Vertrauen Kaiser Rudolfs II. bis
zur höchsten (Stufenleiter der Hosämter
empor: Reichshofrat, Geheimrat, Ober-
hofmarschall, Minister. Wie Stieve, der
MünchnerHistoriker, in ben Verhalidlnngen
über die Nachfolge Rlldolfs II. mitleilt,
hat der Venezianer Gesandte Halls Chri-
stoph voll Hornstein als besten Minister
des Kaisers bezeichlietx). Besolldere An-
erkennung zollt der freimütige Grabredner
dem „Edlen ulld Gestrengen Herrn Hanns
Christoffen" wegen seiner Gerechtig-
keitsliebe, „darumben er auch durch
keine Geschenck vnlld Gaben, durch keine
munera oder Schmiralia (Schliliergelder)
seine affectus korrumpieren lassen." Wenn
in jener Zeit in Hof- und Beamteukreisen
die Sitte lveit verbreitet war, Geschelike anzu-
llehmen von ben Parteien, „etwa ein Fäßl
Wein oder zway .. . verborgener Weiße ins
Hauß" liiederzulegen, so restituierte er so-
fort voll Unlust die gebrachten Gaben
und wollte den Armen ohne Geschenke
znm Recht verhelfen, „die die Augen der
Richter blenden". Wir begreifeil ben
Schmerzeusruf der Leichenrede: „Wolle
Gott, wir heilen vil solcher Edler Herrn
von Hornstein alhie bey dieser vnsern
Hofstatt, utinam, wolle Gott, es solle
sein Geist an)f einem Jeden anß » euch
Herrn zwifaltig ruhen, utinam. Aber
rara avis in terra, solche Heroische ge-
müther, die sich voll allen Cupiditatibus
befreyet, feindt zu dieseil Iln|ein letften
zeiten gar dünn gesäet. Uliser pboenix
ist gestorben. Der Prophet Jsays beklagt
sich, daß Er feine uachvolger verlassen
(Jsai. 1: omnes diligunt)." Seilte
Fröntmigkeit hebt der Panegyriker
vor der erlauchten Zuhörerschaft besonders
hervor. Er habe „Sonn- imb Feiertag

J) Vgl. Allg. Deutsche Biogr. XIII, S. 159.
 
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