Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

DOI Heft:
Nr. 7
DOI Artikel:
Baur, Ludwig: Die Fugelschen Fresken in der kath. Stadtpfarrkirche zu Ravensburg, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0080

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
66

Ouis ut Deus! in der Linken die Wage
der Gerechtigkeit. Ans dem Haupte hat
er eine Art Kronenhelm. Gabriel in
stilisierter römischer Gewandung mit Stab
und Spruchband „Ave Maria“ als Ver-
kündiger der Inkarnation.

II. Die Patriarchen sind vertreten
mit Abraham, eine prächtige Charakter-
figur in reicher jüdischer Gewandung, mit
Kopftuch, Mantel, das Ranchopfer tragend.

Ihn: folgt' der ägyptische Joseph
mit ägyptischer Gewandung; in der Rechten
trägt er einen Stab; die Linke hält ein
Bild, das die sich neigenden Garben und,
einer Idee Führichs (?) folgend, Maria
die unbefleckte Jungfrau darstellt. St.
Joachim im braunen jüdischen Gewand

— in etwa an die Art Thissots erinnernd

— in betender Haltung;

und endlich St. Joseph im weißen
Untergewand und bräunlichem Mantel
mit der Lilie in der Rechten.

III. Alls der Zahl der Propheten
fiubeit wir: M oses, wiederum eine kraft-
volle und markante Gestalt mit den Ge-
setzestafeln.

Ein Muster im Ausdruck innerster Er-
griffenheit ist David im grünen Unter-
gewand, rotem Mantel, mit der Königs-
krone auf dem Haupte, ganz hingegeben
an sein Harfenspiel, das seiner Seele Ge-
bet- und Gedaukenspiel in Töne umsetzt.

Elias, der unerschrockene Prediger,
der verfolgte Prophet, hebt Haupt und
Auge zum Himmel empor, zum Zeichen,
daß er seine Hoffnung allein ans Gott
gesetzt hat. Die Schriftrolle, das Sym-
bol seines Prophetentnms und seiner Sen-
dung, hält er in der einen Hand fest,
während die andere ausgestreckt ist, wie
um das Brot zur Stärkung und Er-
qnickuug zu empfangen.

Jsaias endlich verkündigt aus einer
Schriftrolle lesend seine Prophezeiungen.

IV. Die Märtyrer sind r»eitreten
durch Laurentius im Diakoneugewande,
das sich von bem olivgrünen Uuterge-
wande sehr wirksam abhebt. Das her-
kömmliche Attribut — den Rost — hält
die Linke, während die Rechte den Palm-
zweig des Märtyrers hält.

In St. Sebastian tritt uns ein rich-
tiger römischer Offizier entgegen, angetan
mit dem römischen Stahlpauzer, mit kurzenr

Schwert und roten: Mantel. Auch ihm
gab der Künstler die ihm Ankommenden
Symbole, des Pfeils in die linke, der
Palme in die rechte Hand.

Ihm folgt der hl. Vitus, der als
Knabe für Christus starb. Ju seinem
hemdartigen Gewand mit grünen Streifen
rnacht er den Eindruck, als wäre eine alt-
christliche Knabeugestalt aus den Tiefen
der Katakomben zu llns heraufgestiegen,
um auch die heutige Jugend zu urutigem
und freudigstarkeul Festhalten au Glaube
und Kirche zu ermuntern.

Endlich ist passend der deutsche Mär-
tyrer St. Bouifatius zur Darstellung
gekommen.

Die Reihe wird nun insofern uuter-
brochen, als mit Rücksicht aus die Orgel-
empore, die sich hier anschließt, passend
zwei Heilige angebracht wurden, die mit
den: kirchlichen Gesang und der Kirchen-
musik in näherer Verbindung stehen: auf
der euren Seite Papst Gregor der
Große, mit dessen Namen der gregoria-
nische Choral verknüpft ist, in weißer
Albe, mit weißem Chormautel und der
Tiara auf bem Haupte, ein Notenblatt
in der Hand und vom heili-geu Geist in-
spiriert.

Auf der anderen Seite steht Sta. Cä-
cilia, für deren Ausfassung in ihreur
Verhältnis zur heiligen Musik Raffael
auf seinem berühmten Bilde zu Bologna
die ideelle Ausprägung in unnachahmlicher
Weise gefunden hat. — Fuget stellt die
Heilige dar im bläulichen Gewände, neben
einer Orgel stehend; die eine Hand legt
sie ans die Tasten, die andere hält ein
Notenblatt, während das Antlitz wie auf
eine überirdische Mnsik lauschend und wie
von heiliger Begeisterung ergriffen nach
oben gerichtet ist. Der Künstler wollte in
diesen beiden Bildern offenbar znnr Aus-
druck bringen, daß die Musik sowohl ihre
höchsten erhabensten Zwecke erfüllt, als
auch ihre höchste Weihe und Würde erhält,
wenn sie in den Dienst des Heiligen, der
Liturgie tritt, wenn sie selbst zum Gottes-
dienst wird, wenn der kirchliche Gesang
nur Ausdruck und Widerhall eiries gott-
erfüllteu Herzeus ist, das aus religiöser
Begeisterung nnb Liebe heraus singt und
musiziert, auf andere Zwecke dabei aber
nicht abhebt. (Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen