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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 8
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Marquart, A.: Zur Glockenkunde
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0094

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80

inib kriegssührenden Parteien besonders
kostbar wurden, so trifft dies bei unserem
Nenbert in vollem Maße und Umfange
zu, denn es ist aktenmäßig konstatiert, daß
Nenbert die Gunst des Herzogs Karl in
hohem Maße besaß. Bergner berichtet
weiter, daß die Gießhütten in alter Zeit
vielfach auch mit dem Kunstguß von Grab-
denkmälern beschäftigt wurden. Wenn so-
dann Bergner a. a. O. weiter fortfährt:
natürlich erbten gewisse Fertigkeiten und
Geheimnisse nur unter Blutsverwandten
fort und wir können seit den: 14. Jahr-
hundert Glockengießerfamilien teilweise
bis in die Gegenwart verfolgen, so trifft
dies auf die NeubeUsche Glockengießer-
familie in Lndwigsbnrg gleichfalls zu,
insofern als der Sohn Ehr. Gottlieb
Nenbert riach denr Tode seines Vaters,
arn 28. November 1800 darnrn nach-
snchte, ihrn ein ausschließliches Recht znm
Glocken- und Stückgießen wie ehedem
seinen! Vater erteilen zu wollen; er konnte
zwar ein solches Privilegium nicht er-
langen, .doch wurde ihm regieruugsseits
die Empfehlung seiner Kunst durch die
Regierungsblätter freigestellt.

Voin Jahre 1759 bis zu seinem Tode
1797 hat Christian Ludwig Nenbert eine
Reihe von Glocken gegossen, ebenso seine
Geschäftsnachfolger, welche Glocken bis
zum Jahr 1855 herauf bekannt sind. Es
dürfte aber in dein Nahmen dieses Auf-
satzes zu weit gehen, die einzelnen Glocken
und Gemeinden, welchen sie angehören,
bei Namen aufzuführen.

Es scheint eine Eigentümlichkeit der
Neubertschen Glocken zu sein, daß auf
denselben die Inschriften, die sonst sehr
beliebt sind, sich so selten finden.

Auf der von Nenbert im Jahre 1769
gegossenen — der größten der drei Glocken
zu Heslach bei Stuttgart — findet sich
die Inschrift:

„Schätz' jeden Glockenschlag,

Auf jenen Tag."

Schließlich will ich nur noch andenten,
daß es ziemlich zweifellos feststeht, daß
der Dichter Schiller die ersten Eindrücke
zu seinen! Lied von der Glocke und das
Interesse am Glockengüsse überhaupt bei
gelegentlichen Besuchen in der Nenbert-
schen Glockengießerei in Ludwigsburg er-
halten hat.

Literatur.

Die Hannoverschen Bildhauer der
R e h a i f f a n c e von Karl Sch nch Hardt.
Mit 50 Lichtdrncktafeln und vielen Text-
abbildungen. Hannover (Hahn) 1909.

Es war ein recht glücklicher Gedanke, daß
Schuchhardt den Versuch machte und glücklich zu
Ende führte, die Kunstdenkmäler von Hannover,
seiner Heimat, zum Gegenstand einer Monographie
zu machen. Zwar ist Hannover nie im eigent-
lichen Sinn eine Kunststadt von größerer Be-
deutung gewesen. Die Sonne fürstlichen oder
bischöflichen Mäcenatentums strahlte nicht über
sie. — Ihre Kunst ist so recht eigentlich eine
bürgerliche Kunst. Insbesondere fand die Bild-
hauerei eine überraschende Pflege und reichliche
Verwendung an Bauten, Taufsteinen, Grab-
steinen, Wanddenkmälern. Die Ergebnisse, welche
die langjährige Forscherarbeit belohnten, sind
für die weitere Kunstgeschichte nicht ohne Belang.

Einmal tritt eine Reihe von Meistern, die
bisher gar nicht oder nur ungenügend bekannt
waren, ins richtige Licht: Sutel, Ludolf Witte,
dann Peter Köster, der Meister des Leibniz-
hauses, Hans Jakob Uhle u. a. — Der künst-
lerische Charakter der Hannoveraner ist nun
freilich nicht allzu hoch anzuschlagen. Aber ist's
auch nichts Außerordentliches, so ist es doch
etwas Ordentliches, was sie leisteten. Sie
knüpfen an den aus Holland stammenden „Ohr-
muschelstil" der Spätrenaissance an. — Die
Formen, welche die Grabmäler zeigen, sind: die
geschmückte Grabplatte, das Wand mal,
das Standmal. Der Verfasser untersucht weiter-
hin Porträt, Bemalung, Wappen, Inschriften und
Trachten. In einem zweiten, speziellen Teil
werden die einzelnen Denkmäler behandelt und
mit reichlichen Abbildungen wiedergegeben.

Die Verlagsbuchhandlung (Hahn) hat das
Werk trefflich ausgestattet, das einen hübschen
Beitrag zu Geschichte der Renaissance darstellt.
Tübingen. L. B a u r.

Dr. E. Krebs, Unterm Petersdom.
Wanderungen durch die Vatikanischen
Grotten. Regensburg 1910. VII und
104 S. — Preis 1 M. 20 Pf. Mit Ab-
bildungen im Texte.

Schon ein Blick in das Inhaltsverzeichnis des
Büchleins läßt vermuten, daß religiöse, topogra-
phische, kirchen-, kunst- und kulturhistorische Ele-
mente sich vereinigen, um dem Besucher der Grotten
von St. Peter in Rom eine gediegene Einführung
und besonders eine wert- und inhaltsvolle Er-
innerung an diese einzigartige Stätte zu bieten.
Bei der Lektüre bestätigt sich diese Vermutung,
ja sie wird noch übertroffen. Dazu konunt der
Umstand, daß der angeschlagene populäre Ton
aufs beste getroffen und die ganze Darstellung
ansprechend, schön und geistreich ist. Das Büch-
lein sei darum allen, welche die Grotten von
St. Peter aus eigener Anschauung kennen lernen
wollen oder schon kennen, aufs wärmste empfohlen.
Man kann aufrichtige Freude daran haben und
wird dem Verfasser für diese Gabe seiner Muße-
stunden Dank wissen.

I R o m. Dr. Jos. Schweizer.

Stuttgart, Buchdruckrrei der Akt..Ges, „Deutsches Volksblatt".
 
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