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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 9
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Baur, Ludwig: Die Fugelschen Fresken in der kath. Stadtpfarrkirche zu Ravensburg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0095

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peraiisgeaebeii und redigiert von Universitäts-Professor Or. §. Lonr in Tiibingen.
Eigentum des Rottcnbnrger Diözesan-Kunstvereins;

Kommissions-Verlag und Druck der Zlktien-Gesellschcist „Deutsches Dolksblott" in Stuttgart.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshandlung
Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50.

1910.

Die Hugelschen Fresken in der katb.
ötadtpfarrkirche zu Ravensburg.

Bespr. von Prof. Or. L. Baur, Tübingen.

(Fortsetzung.)

1. Das erste Bild stellt dar, wie
Johannes in der Wüste predigt und
auf Jesus, der von ferne vorüberwandelt,
hinweist mit den Worten: „Ecce agnus
Dei, qui tollit peccata mundi.“ Die
entsprechende Stelle (Joh. 1, 35—40) ist
als Text unter dem Bilde beigeschrieben.
Der in dem Bilde des Triumphbogens
anklingeude Gedanke wird hier weiterge-
führt, Ausführung und Wirkung des
„Hin zu Jesus" am konkreten Leben des
hl. Andreas gezeigt.

Eine mächtige, imposante rmd nach
rückwärts wuchtig abschließende Bergland-
schaft mit dem Jordanfluß steht vor uns:
ein dürres, felsiges und sandiges, unfrucht-
bares Gelände, nur einzelne Heidekräuter
sprossen im Vordergrund empor. — Auf
einer hervorspringeuden Felsenplatte steht
Johannes der Täufer in härenenr
Gewände, eine große aszetische Gestalt mit
dem Krenzstab, eine prächtige Charakter-
figur. Sein Gedanke, sein Wort, sein
Gestus gilt Jesus, der in der Ferne
wandelt: „Ecce agnus Dei," ruft der
Vorläufer, „Ich bin nicht der Christus".
— „Ecce agnus Dei," „dort ist der,
welcher wachjeu nluß, während ich kleiner
werden muß", das ist der Gedanke, der
ihn ganz und gar ausfüllt. Von ihm
aus überträgt er sich wie zündende Feuer-
funken auf seine Umgebung. Dieser
Moment ist gut erfaßt und wiedergegeben.

Die Worte und der Hinweis aus Jesus

bringen unter den Zuhörern des Jo-
hannes eine Scheidung hervor: ein Teil
dieser markigen Gestalten wendet bereits
dem Herrn die Blicke zu, gespannt, zwei-
felnd, stolz abweisend. Zwei aber —
Andreas und Johannes — haben
die Bedeutung des Johanneswortes er-
faßt, lösen sich los von der Gruppe der
Johannesjünger und wenden sich, ihre
Verehrung und Bereitwilligkeit erkennen
lassend, Jesus zu.

Schade, daß wir dabei gerade Andreas,
die Person, welcher zuliebe das ganze
Bild gewählt ist, in voller Rückenansicht
haben.

Die Szene ist in ein scharfes volles
Licht gerückt, das Ganze wie von einem
Lichtduust überflutet. —- Hier ist es nun
auch, wo das Kolorit im einzelnen be-
fremdlich anmuten will und die Frage ent-
steht: ist wirklich das Licht so zu sehen?
Bei der Figur z. B. in der unteren Ecke
sind starke rote Reflexe auf Händen und
Gesicht (im Schatten), auf dein weißen
Gewand (im Schallen) bläuliche Reflexe.
Die Sonne wirft graubläuliche Schatten.
Mag sein, daß sich das künstlerisch recht-
fertigen läßt, dem Beschauer wird es nicht
in jedem Falle so leicht klar sein, warum
das Kolorit so gewählt wurde.

2. Das zweite Bild: Andreas
führt seinen Bruder Petrus zu
Jesus. Der Text ist genommen aus
Johannes 1, 41 und 42. Die Bildidee
muß hier zweifellos gewonnen werden
aus dem Anteil, welchen Andreas an der
bedeutungsvollen Szene hat. Zugleich
muß das für seine innere seelische Ge-
schichte Bedeutsame dieses Vorgangs be-
 
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