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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 10
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Rohr, Ignaz: Der Hochalter von Winzeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0107

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bcraiisaeael'en und redigiert von Universitäts-Professor Or. 23aur in Tnl'ingc».
Eigentum des Uottenbnrger Diözefan-Kniistvereins;
Uommissions-Ucrlag und Druck der Uktien-Gefellschaft „Deutsches volksblatt" in Stuttgart.

Lr. ro.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel soivie direkt von der Berlagshaudlnug
Akt.-Ges. „Deutsches Botts blakt" in Stuttgart pro Jnhr.M. 4.50.

ly IO.

Der Hochaltar von Vinzeln.

Besprochen von Prof. Or. I. Rohr, Straßburg.

Vor Jahresfrist wurde die neue Kirche
in Winzeln, OA. Oberndorf, vollendet.
Die Gemeinde, nicht die Stiftung, gehört
zil den beati possidentes nnd fetzte eine
Ehre darein, auch hier zu zeigen, was
sie kann. Auf der das Dorf beherrschen-
den Höhe wurden zwei Häuser uieder-
gelegt, um den denkbar besten Bauplatz
zu gewinnen. Die tragendeli Vanglieder
der Kirche sind ans Bnutsandstein, die
Mauern ans Backstein mit Tuffstein-
blenderu, sämtliche Fenster gemalt, die
Stationen Reliefs, die Stufen der Altäre
ans Granit. Es verstand sich von selber,
daß der Hochaltar nicht nur äußerlich,
sondern auch seiner Bedeutung nach eine
dominierende Stellung im neuen Heilig- ;
tum bekommen sollte H. Derselbe wurde
bei der Firma Zeller n. Geiselhardt
(Ellwangeu) in Auftrag gegeben. Er ist,
entsprechend dem Stil der Kirche, spät-
gotisch, also mit weitverzweigtem Orna-
ment, reicher Polpchromie rc. Im großen
ganzen präsentiert er sich in Wahrheit
besser, als in effigie. Die Photographie
ist ausgenommen bei Der Probeaufstellung
in der St. Wolfgangskirche zu Ellwangeu
unb hat oen Mißstand, daß sich nicht ersehen
laßt, wie das Ganze sich in die Umgebung
hineinfügt, daß das den Gesamteindrnck
wesentlich hebende Suppedaneilm mit

Entsprechend, einer wiederholt und von
verschiedenen Seiten geäußerten Bitte trete ich in
seine Besprechung e>n, habe mir jedoch aus-
drücklich das Recht reserviert, auch sagen zu
dürfen, was mir weniger gefällt.

, seinen Granitstnseu ganz fehlt und die
i vier Prophetenreliefs Der Predella nur
ausgezeichnet sind, also viel weniger zur
Geltung kommen, als in natura.

Der Altar empfiehlt sich vor allem
durch das Ebenmaß der Dimeusioueu;
Suppedaneum, Mensa, Predella und
Aufsatz fügen sich zu einem hariilonischen
Ganzen zusammen. Die tragenden Bau-
glieder sind eine solide Grundlage für
die ragenden; von der wuchtigen, nüchtern
gehaltenen Mensa leiten die Reliefs
passend über zil bem reichen plastischeil
Schmuck zu den beiden Seiteli des Taber-
nakels. Dieser selbst, reich vergoldet, tritt
in Wirklichkeit deutlicher und Dominieren-
der hei vor, als die Photographie mit
ihrer Indifferenz von Gold, Silber und
Weiß ahnen läßt. Nach oben verjüngen
sich Flächen nnd Stützen und lösen sich
in zierliches Nankcnwerk auf, sind aber
so geschickt gruppiert, daß der Gekleuzigte,
Maria und Johannes nicht in der Lllst
oder den Zweigen hängen, sondern einen
festen Halt haben.

Der figürliche Schuurck stellt an der
Predella die vier großen Propheten dar,
in den großen Gruppen zu beiden Seiten
des Tabernakels die Anbetung der Hirten
und die HulDiguug der drei Weisen, eine
drastische Aufforderung zur Anbetung des
eucharistischen Gottes. Dieselben werden
! flankiert von den ritterlichen Gestalten des
Diözesanpalrons Sl. Martinas nnd des
> Kirchenpatrons St. Mauritius. Aubelende
: Engel links und rechts vom Tabernakel
vervollständigen das Bi>d. Den Abschluß
nach oben bildet Christus aur Kreuz mit
i Maria und Johannes. Sie erinnern an
 
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