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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 4
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Rohr, Ignaz: Die Karlsruher Trübner-Ausstellung, [1]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0048

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im Alter uoit 49 Jahren, schloß er den
Ehebund mit seiner talentvollen Schülerin
Alice Anerbach. Nicht lange vorher war
es ihm gelangen, den Pleinairismus, die
Freilichtmalerei in seine Formensprache
umznsetzen und individuell 511 gestalten,
und mit diesem Fortschritt kam ihnr die
Freude wieder am Malen der menschlichen
Gestalt.

Dem Wechsel in dem Stoff seiner
Darstellungen entspricht der Wechsel in
der Technik. Um Kontur und Zeich-
nung hat er sich nie gekümmert, sondern
von Anfang an war es ihm nur um
die farbige Erscheinung zu tun. Diese
selber mußte sich jedoch unter feiner Hand
eine Reihe von Wandlungen gefallen las-
sen. Zunächst gefällt er sich in dumpfen
Farben, meidet auch bei Landschaften den
Sonnenschein atub malt seine Gestalten
in das Dunkel des Ateliertones hinein.
Genre, Porträt und Landschaft sind sein
Arbeitsgebiet (bis gegen das Jahr 1876).
Dann wird er farbenfroh. Das Rot
erobert sich seine Palette. Gleichzeitig
geht ihm die Freude an der heiteren
Welt der antiken Mythologie und der
Volksphantasie anf, und seine Gestalten
treten ans der beschaulichen Ruhe heraus.
Er wird Bewegnngskünstler, erkennt jedoch
bald die Grenzen seines Könnens. Au-
fangs der Rennzigerjahre zieht dann das
Freilicht in sein Atelier ein, bringt seinen
Bildern mehr Helligkeit, Vereinfachung
und Flächigkeit unb eine „bärenmäßige
Wucht" in der Piuselführuug. Ratnralift
im Sinne einer getreuen Wiedergabe der
Natur hatte er nie sein wollen. Jetzt
ist er es erst recht nicht mehr, sondern
sein Ziel ist der „geschlossene, einheitliche
Gesamteindrnck", und er vergißt Zeichnung,
Detail und Schönheit. Um „Komposition"
im gewöhnlichen Sinn einer harmonischen
Zusammenordnnng der Umrisse seiner
Gestalten ist es ihm natürlich noch viel
weniger zu tun. Jnl „Gestalten" war
er überhaupt nie stark. Wohl aber ver-
steht er es, die einzelnen Farbenkomplexe
zu einer trefflichen, wohlklingenden Ge-
samtwirkuug zu arrangieren.

Daß aber etwas Befremdliches an
seiner Kunst sein muß, wenn ihn ein
Menschenalter fast niemand verstand und
daß sein Verständnis nicht gerade erleichtert

wurde durch seine dreimalige Häutung,
das sind Tatsachen, die auch seine Be-
wunderer leise andenten, wenn sie für seine
Kunst eine „höhere Intelligenz" verlangen
'.nid dem großen Haufen immerhin noch
eine ansehnliche Frist konzedieren, bis er
ihm wird folgen können, oder gar von
„Schrullen" reden. Man wird bei seiner
Betrachtung sich immer vergegenwärtigen
müssen, was e r wollte, und danach sich
einrichten mit dem, was man billiger-
loeife von ihm verlangen kann und darf.
Einige Beispiele aus bem Spezialgebiet
eines Organs für christliche Kunst mögen
das klar machen.

Welch elegische Stimmung löst nicht
das Thema „Christus im Grabe"
ans. Die Schauer des Karfreitags, die
Sabbatrnhe des Karsamstags und das
Frührot des Ostermorgens fluten dnrch-
einander. Das geistige Auge sieht die
Grabkammer im Dämmerlicht, anbetende
Engel, nahende Fraueil und Jünger lind
anf bem Toten selber die Verklärung
seines ehrenvoll vollbrachten Riesenwerkes
nnb des Vorgefühls der bald anbrechen-
den Herrlichkeit. Trübner hat den Gegen-
stand zweimal behandelt, und zwar im
selben Jahre 1874, beidemal in einer
zunächst befremdlichen Weise.

(Fortsetzung folgt.)

Literatur.

Die Baukunst in ihrer Entwicktliilg von
der Urzeit bis zur Gegenwart. Eine Ein-
führung in Geschichte, Technik und Stil
von K. O. Hartmann. Band I: Die
Baliklinst des Altertums und des Islam.
Mit 253 Abbildlingen. Leipzig (Scholtze)
1910. VIII und 241 S. Preis 7.50 M.
Die Absicht des Verfassers ging dahin, für-
ausübende Architekten, Künstler und Kunstfreunde
ein Buch zu schreiben, das bei mäßigem Umfang
speziell die Entwicklung der Baukunst darftellen
würde. Der ursächliche Zusainmenhang der Bau-
kunst mit der Kulturhöhe, die Grammatik der
Formensprache, entwickelt aus der Art und Weise,
wie die einzelnen Völker ihre Bauaufgaben je
nach den örtlichen und zeitlichen Kunstanschauungen
zur Lösung brachten, die Herausbildung der
architektonischen Gestaltung aus beu raumschöpfe-
rischen Gedanken — sind die Hauptpunkte, auf
deren Herausarbeitung der Verfasser besondereil
Wert und Nachdruck legte. Der erste Band führt
in 12 Abschnitten vor: die Anfänge der Kunst
und Grundlagen ihrer Entwicklung; die Bau-
kunst der Ur- imb Naturvölker, die Baukunst ver
Aegypter, die westasiatische Baukunst, die oft-
 
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