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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 9
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Beck, Paul A.: Die Schilderbent[d]: eine alte Malervereinigung in Rom
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hingen Bettdecken um und übten allerlei
lustige, tolle Streiche gegen das neue Mit-
glied aus. Dieses Aufnahme- oder Zech-
fest dauerte die ganze Nacht, itub am Morgen
begab man sich nach dem Tempel des
Bacchus, um dort die Rezeption zrr be-
schließen. Schon dies läßt vermuten, daß
es hauptsächlich Bacchus rvar, denr in der
Schilderbend geopfert rvnrde. Daß es
nicht sehr sittig in dieser Gesellschaft her-
ging, beweist der Umstand, daß nrehrere
Maler, als wie z. B. Anton van Dick,
den das ein wenig zrr freie Leben irr dieser
Gesellschaft abstieß, sich bei ihrem Aufenthalt
irr Rom nicht darin wollterr arrfnehmen
lassen und deshalb heftig von ihren vater-
ländischen Kunstgenossen verfolgt wurden.
Rach Descamps in seinen vies de8
peintres flamands, Paris 1753., 4. Bd.
8° II S. 251 (Rote) soll schon Raphael (?)
die Idee zrr dieser Vereinigung gegeben
haben; indessen findet man in der
italienischen Kunstgeschichte nichts darüber.
In den ersten Zeilen ihrer Errichtung
rvar sie für alle fremden Künstler von
großem Nutzen, welche ihrer Studien wegen
oft ohne Geld, ohne Beschützer und oft
sogar ohne Kenntnis der Sprache rnrd
der Sitten in die ewige Stadt kamen.
Diese fanden in jener gesellschaftlichen
Vereinigung Landsleute, Freunde uitb Be-
kannte, die ihnen rücksichtlich ihrer Studien
und Einwohnnng an die Hand gingen.
Die Blütezeit der Berrd fiel irr die Zeit
zwischen 1630 und 1690, Ivas die Namen
einer Reihe vorr Mitgliedern bartut, so
Joh. Asselyn, der 1630 nach Nom kam,
Nikolaus la Tombe, der wahrscheinlich
1636 (gerviß vor 1640) sich daselbst befand,
und mehrere andere gleichzeitige Maler, die
alle Glieder der Schilderbend oder sog.
Bendvogels (Bandvögel) waren. Jedes
Mitglied, das in diese Gesellschaft aus-
genommen wurde, ward förmlich gelaust.
Es erhielt entrveder nach seiner Lebensart,
seiner besonderen Kunftbeschäftignng ober
sonstiger Eigenheit einen B e n d n a a rn
(GeseUschafts-Kneipnamen). So hieß Peter
van der Hrrlst (geb. 1652), ein vor-
trefflicher Blumenmaler, Z o n e b l o e rrr
(Sonnenblume), rveil er diese Blume
häufig in seinen Gemälden anbrachte;
Dominikus van Wpnen (geb. 1661),
Asknnins, wegen seiner kleinen Gestalt,

Jakob van der Do es, ein Geschichts-
maler (geb. 1623), welcher sich nur 1653
in der Hauptstadt der Christenheit befand,
trug den Namen Tamboer (Trommel-
schläger), teils weil er klein und stark von
Person war, teils rveil er seiner Armut
rvegeu in Rom hätte Soldat rverdeu müssen,
wenn ihm die Schilderbend nicht bei-
gestanden hätte. Der vorgenannte Asse-
lyn (geb. 1610), ein vorzüglicher Tier-
maler, hieß mit feinem Bendnaam K r a-
bettje (—Krebs), rveil er eine verdrehte
Hand und krumme Finger hatte, und Nici
l a T o m b e hieß S t o p p e u l h e (Stopfer),
weil er, sowie er iu die Bend kam, gleich
nichts als von seiner Tabakspfeife und dem
Stopfen derselben sprach. Cornelius de
Brupn kam schon jung im Jahre 1674
in die ewige Stadt und ward sogleich daselbst
iu die Bend ausgenommen und hat in
einer seiner Reisebeschreibnngeu die Auf-
nahme selbst beschrieben; sie ging abends
vor sich. Die Mitglieder stellten dabei
allerlei Personen vor, wie geschickte Schau-
spieler. Nur einer, rvelcher Veldpaap
(Feldprediger, Feld pro pst) genannt wurde,
führte das Wort, gab denr Grünen (so
hieß der, welcher aufgeuommen ward)
einige Regeln der Kunst und die Statuten
der Gesellschaft, setzte ihm, rvenrr er sie
zu halten versprochen halte, einen Lorbeer-
krauz auf und gab ihm einen Namen
(de Brupn erhielt den des Adonis), rvas
man die Taufe hieß, und darauf ward
nach manchen Zeremonien auf Kosten des
Aufgenommeneu geschmaust. Bei Tages-
anbruch ging die Gesellschaft aus der Stadt
zum Bacchusgrab, um solches zu benetzen,
d. h. um sich in einem benachbarten Wirts-
Hause zu unterhalten. Passeri erzählt in
dem Leben des Peter Wunder, d. h. des
Peters v. Laar, genannt Bambiccio,
bei Erwähnung dieser flanräudischeu
Künstlervereinigung, daß die Hanptaus-
gabe für die Zeche der Nenanfgenommene
vorzuschießen hatte. Dieses Zechfest dauerte
wenigstens 24 Stunden an einem fort,
ohne daß mau sich vom Tisch erhob.
Während dieser Zeit ließen die Gäste den
Wein iu großen Fässern beischaffeu und
sie nannten dieses Gelage das Tauf fest,
rveil sie in demselben dem Neuaufge-
nommenen einen entweder von der Gestalt
oder von andern Eigenschaften desselben
 
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