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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 11
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Naegele, Anton: Die letzten Helfensteiner und das alte Ave-Mariakirchlein im "Täle", [6]: Beiträge zur Kunst- und Kirchengeschichte des oberen Filstals aus dem vatikanischen Archiv
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0124
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113

Beantwortung hoffen darf? Vielleicht
wird einmal in der Unzahl voll Negister-
bänden das Konzept der päpstlichen Antwort
im vatikanischen Archiv gefunden, doch wird
sie zweifellos lveniger bieten als unsere Ur-
kunde, wahrscheililich ganz schematisch nach
Art der Tausende analoger Privilegverleih-
llngeil abgefaßt sein. Die Originalurkunde
niag wie so viele Helfensteindoknmente in das
Archiv des Hanpterben des Geschlechts, der
Herren von Fürstenberg, nach Donan-
eschingen gekommen sein. Tatsächlich ist dort
etit päpstliches Schreiben an Graf Rudolf
vont 19. September 1596 anfbewahrt,
das, wenn auch sehr allgemein gehalten,
ganz wohl als Antwort ans unsere Ur-
kunde vo»l 7. Dezeinber 1595 gefaßt
werden könnte; darin belobt Papst Kle-
mens VIII. den Grafen Rudolf von Helfen-
stein wegen seines Eifers für die katholische
Kirche und erteilt ihm den apostolischen
Segen mit bem Ansdruck der Bereitwillig-
keit für andere commoda et ornamenta.
Freilich können wegen der Zwischenfrist
die im päpstlichen Schreiben genannten lit-
terae, quas his proximis diebusad nos
dedisti, auch schon ans das Dankschreiben
Rudolfs für die erhaltenen Privilegien ge-
deutet werden. Unrichtig ist es jedenfalls,
wennBanmannb, der diese Urkunde publi-
ziert hat, als Adressaten den eifrig katholischen
Grafen Rudolf, mit dem 1627 das uralte
Haus Helfenstein ausstarb, bezeichnet; es
ist vielmehr der Vater dieses letzten Helfen-
steiners, der, geboren am 24. März 1560,
im Jahre 1601 starb, während dessen Sohn
1627 als letzter des Geschlechts verschied.

Papst Klemens VIII. an Graf Rudolf
von Helfenstein. Rom, 19. Sepk. 1596.

„Clemens, papa VIII. Dilecte fili,
nobilis vir, salutem et apostolicam
benedictionem. Accepimus multa
cum uoluptate de tua praestanti
pietate et Constantia in fiele catho-
lica, quodque egregiam operam et
uigilantiam adhibeas, ut populos
ditionis tuae in eadem fldei integri-
tate et catholicae Romanae ecclesiae
unitate, Dei adiutrice gratia, con-
serues. Amamus te, fili, sincero
caritatis affectu et litteras tuas, quas

0 Freiburger Diözesanarchiv 10 (1876) S.
124 A. 1.

bis proximis diebus ad nos dedisti,
libenter legimus, quae etiam insignem
erga nos et hanc sanctam sedem,
in qua immeriti praesidemus, deuoti-
onern prae se ferunt. Tu igitur
perge, ut facis, de catholica religione
pro tua uirili bene mereri, ut Deus,
auctoretretributor bonorum operum,
te gratiae suae donis magis magis-
que semper cumulet, et nos com-
modis et ornamentis tuis, quauis
oblata occasione, quantum cum Do-
mino poterimus, propensa uoluntate
fauebimus tibique interea nostram
apostolicam benedictionem amanter
impartimur.

Datum Romae apud sanctum
Marcum sub annulo piscatoris die
XIX Septembris MDXCVI, ponti-
ficatus nostri anno quinto.

Silvius Antonianus.“

Adresse: Dilecto filio, nobili viro
Rudolpho, comiti ab Helfenstein.

Einen erwünschten Kommentar zu den
Notizen, die wir über des Vaters Kon-
version mit) deren Folgen für unser
Kirchlein dem Bericht des Grafen Rudolf
an Papst Klemens VIII. entnehmen,
bieten einige von Brannsberger im fünften
Band der Epistolae et Acta Canisii
eben 1910 veröffentlichten Dokumente.
Zunächst ein Antograph des Bruders des
seligen Petrus, T h e o d e r i ch C a n i s i n s,
Rektor des Jesnitenkollegs in Dillingen, der
am 9. September 1566 an den Ordens-
general Franz Borgias über die Reise
berichtet, die sein Bruder nach Wiesen-
steig vor zehn Tagen unternommen habe
ans Anraten des Kardinals Otto Truchseß
Waldbnrg, Bischofs von Augsburg, und auf
Wunsch des Grafen Ulrich I V., eines prae-
potens et apprime nobilis comes1).
Cnnisius verweilte daselbst etwa vom 9.
bis 21. September 1566, um in Sachen
der Religion mit dem zur Konversion ge-
neigten Grafen zu verhandeln.

Am 22. September ist nach einem größ-
tenteils eigenhändig geschriebenen Brief
an den Ordensgeneral in Rom Petrus
Canisins wieder in Dillingen und er-
stattet ausführlichen Bericht über deutsche
Verhältnisse, besonders auch über sein

fi Acta V S. 779.
 
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