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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 9
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Die Grabdenkmäler der Herren von Speth aus drei Jahrhunderten in der Pfarrkirche zu Zwiefaltendorf, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0090

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perausgegebeu und redigiert von Universitäts-Professor Dr. £. Luur in Tübingen.
Eigentum des Rottenburger Diözefan-Rnnstvereius;

Koinmissions-Uerlug und Truck der Aktien-Gefellschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Lr. 9.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshaudlung
Akt. - Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr Nt. 4.50.

Die Grabdenkmäler der Herren
von Spetb ans drei Jahrhunderten
in der Pfarrkirche zuIwiefaltendorf.

Von N. A. R.

2.

Diesem verschollenen Werk reihen wir
ein inschriftloses, sonst aber wunderbar
erhaltenes Grabdenkmal an der Stidseite
des Chores an, das wohl wertvollste
Monument der kleinen Kirche, eines der
kunstvollsten vielleicht unter den Epi-
taphien des ganzen Landes ans jener
Zeit. Ohne Sockel und Aufsatz erbebt
sich die Platte in gleicher Höhe (2,05 m
hoch) wie die übrigen Denkmäler rings-
umher bis zum Feusterrand. Das Meister-
werk des 15. Jahrhunderts stellt zur
Liukeu eiueu Ritter dar in voller Rüstung;
in aufrechter, mutiger Haltung steht er
auf einem Hund, ganz en face, gerade dem
Beschauer ins Gesicht blickend, das lauge >
Schwert zu Boden gestellt, mit kunstlosem
Knauf; am einfachen Helm ist das Visier
zurückgeschobeu bis au Helmesraud. Die
Hände sind auf das Schwert gestützt. Die
Ritterfrau zur Rechten steht ebenfalls auf
einem Tier, eher Hündlein als Löwin; durch
einen runden, unten gotisch ornamentierten
Mittelstab ist die zweite Hälfte der Platte
zwischen Manu und Frau abgeteilt. Wäh-
rend aber der Ritter unmittelbar auf dem
zusammeugekauerteu Tier steht, ist zwischen
dem zarten Hündchen und den Füßen der
Edelfran eine profilierte Steinplatte,
wohl ein Kissen, angebracht. Die Frau
faltet die Hände in Andacht, noch ohne
den üblichen Rosenkranz. Den Kopf hüllt
die dreieckige breite Haube ein, das einfache

Gewand zeigt köstlichen künstlerischen Fal-
tenwurf. Teile der Rüstung von Schwert
und Helm und des Gewandes sind ver-
goldet. Die Schuhe haben nicht die
spitzige Schnabelform. Wie viel lebens-
voller noch würde dieses Hochrelief auf
den Beschauer wirken, wenn ihm die öde
Uebertünchung in Grüngran genommen
und die ursprüngliche Naturfarbe des
Sandsteins wieder gegeben werden könnte!

Sehr viel Ähnlichkeit mit diesem Dop-
pelmonument, das freilich an den Enden
und in der Mitte, weit einfacher, nur von
drei Rundstäben eingefaßt ist, zeigt das
Grabmal im Chor von Drackeustein.
Ob nicht das namenlose Monument den aus
einer Ziviefaltendorfer Urkunde uns näher
bekannt gewordenen Eltern des Erbauers
des Chors, Dietrich Speth nud Agnes
von Berg, gestorben vor 1488, geivid-
niet ist?

3.

Das älteste datierte Grabdenkmal fin-
den wir au der Südseite des Chores,
rechts vou dem eben augeführteu Doppel-
mouumeut ohne Inschrift und Umschrift.
Es ist eine 1,95 na hohe Grabplatte, aber
es entbehrt des Hauptschmuckes jenes Hoch-
reliefs, der Porträtfiguren. In Flach-
relief ist in der Mitte der Platte das
große Spethsche Wappen angebracht:
Wappenschild mit den drei Schlüsseln,
darüber Helmzier mit Brustbild eines
Ritters, dessen Kopf sehr lebensvoll läng-
lich schmal zur Höhe steigt und einen
breitkrämpigeu Hut trägt, dessen Stirnseite
ebenfalls mit drei Schlüsseln, dem Wap-
peuzeicheu derer von Speth, geschmückt ist.
Bart und Haare sind an dieser Wappen-
 
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