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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 9
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Die Grabdenkmäler der Herren von Speth aus drei Jahrhunderten in der Pfarrkirche zu Zwiefaltendorf, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0092

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83

sind hier durch weiten Zwischenraum
mit großen Jnterpunktsornamenten von-
einander geschieden. Der untere kleinere
Wappenschild enthält das Neippergische
Wappen (drei Ringe). Das Hauptwappen,
der ebenfalls mit reichenr Ornament um-
gebene Spethsche Kopf mit Hut und den
drei Schlüsseln im Schild und am Hut,
hier an dessen oberstein Zipfel angebracht;
auch der Kopf ist ein wenig anders ge-
bildet als bei den beiden anderen, und
nach rechts gerichtet. Das Todesdatum
des Hans Speth ist nach der Chrono-
logischen Tafel Grotefends für Konstanz
der 15. Juli 1509. Es ist derselbe
Hans Speth, der nach einer Original-
pergamenturkmide der Pfarrregistratnr in
Zwiefaltendorf im Jahre 1488 zwei
„Jahrzeiten" für seine und seiner Ge-
mahlin Margareta von Neipperg Eltern,
Dietrich und Agnes Speth, geb. von
Berg, und Eberhard intb Dorothea
Neipperg, stiftete, dessen Grabstätte im
Testament seiner Witwe vom Jahr 1509
erwähnt ift1).

B.

Der chronologischen Bestimmung nach
folgen jetzt die beiden bis ans den
Kopf oder die Brust der Reliefgestalt
fast ganz zerstörten Epitaphien hinter
dem Hochaltar. Als sechstes der gan-
zen Reihe an der Ostseile der Kirche,
nahe dem großen Hochrelief Wilhelm
Dietrichs von Speth, ist noch ein ziem-
lich niedrigeres Epitaph zu sehen, ver-
deckt jetzt durch den Beichtstuhl. Von
diesem ist die Umschrift und Brustbild
noch erhalten; ziemlich einfacher, kunstloser
ist das Flachrelief einer Jungfrau, die
einen auffallenden Kranz auf dem Haupt
um das aitfgelöste, auf beide Schultern
lang herabwallende Haar trägt, die
Hände auf der Brust mit dein Rosenkranz
gefaltet. Darunter das Spethsche Wappen
in ziemlich primitiver Fassung. Die Um-
schrift lautet: anno Uoinini MCCCC
vnd XX jar starb die edel vnv tugent-
haft jnngfrau Anna spethin an des hei-
ligen Kreuz erhehnngs abent. Der Todes-
tag der Jungfrau Anna von Speth *)

*) Text der Urkunden in Vierteljahrsh. s.
Landcsgesch. 1913

ist der 14. September 1620 Z. Der
Sandstein ist nicht wie bei den anderen
später grüngrau übertüncht worden.

7.

Unmittelbar daneben zur Rechten sieht
man ein mehr verdorbenes Flachrelief;
Die ähnlich primitive Arbeit stammt
aus denr Jahre 1523. Die weiße
Tünche ist fast ganz abgeschlagen. Der
noch erhaltene Teil des Brustbilds
zeigt eine Frau in rveiter Haube, die
in mächtigen Eckstücken das auffallend
kleine Gesicht umschließt, und parallel-
fältigenr Gewand, den roh gearbeiteten
Rosenkranz in den Händen. Vier Wap-
perr, je zrvei in den oberen und untereu
Ecken, umschließen das Flachrelief: links
eben das der Speth (drei Schlüssel),
rechts oberi Reipberg (Drei Ringe), rechts
unten ist rroch das der Herren vom
Stain zu Rechlenstein zu erkennen an
beit drei umgekehrten Wolfsangeln; links
unten steigendes Einhorn mit Vertikal-
balken. Die Umschrift, in rohen Zügen
noch zu lesen oder vielnrehr abzntasten:
MCCCCCXXIII (1523) am 10. Ok-
tober starb m got die edel vnd lngenl-
haft froiv Margret Fetzerin, geborn ain
spelch. Auch diesen Stein erwähnt bcr
alte schwäbische Historiker Gabelkover als
gleich unterhalb, neben dem der Marg.
Fetzer befindlich.

Ehe wir von den gotischen Chorepitaphien
scheiden und zum letzten, bereits der reifen
Renaissance angehörenden größten Grab-
relief tibergehen, werfen wir einen kurzen
Blick auf die gotische Umgebung dieser
letzten Reste mittelalterlicher Kunst. Auf
der Evangelienseite des mit wenig hohen
strebenfreien Sterngemölben versehenen
Chors steht unten, leider nucf; so trostlos
übertüncht, das wohl allerälteste Stück der
Kirchenausstattnng, der Taufstein mit
Eselsrücken, Spitzbogenfeloern rings um
die rauhe Fläche gegliedert. Zu Häuplen
schauen wir mit Entzücken ein reizvolles

0 Bei Gabelkover erwähnt als liegender
Grabstein im Chor, mit Jüngsrauenbildnis dar-
auf (nach ihm 13. Sept.). Vgl. Archiv für christ-
liche Kunst, 1897, S. 91.

0 In den Collecta sind Lejeversuche mit wah-
rer und falscher Interpretation mitgeteilt. Ein
Georg Dietrich Fetzer von Oggenhausen (ch 1567)
hat ein Grabmal in der Gruft zu Wiblingen
mit Zeichen des Hans Schaller von Ulm.
 
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