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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nr. 3
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Pfeffer, Albert: Die frühromanische Holzdecke von Balingen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0032

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veraiisaeaebeii und redigiert von Universitäts-Professor Or. L. Banr in Tübingen.
(Eigentum des Rottenbnrger Diözesan-Iknnstvereins;

Uoinmissions-Uerlag und Druck der Uktien-Gesellschaft „Deutsches volksblott" in Stuttgart.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
I* Q» Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshandlung

Akt. - Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. '

Die frülnomanische Bolzdecke von
Balingen.

Von Pfarrer Pfeffer, Lautliugen
(Fortsetzung statt Schluß.)

Die Hintergründe der biblischen Szenen
und des Gerichtsbildes sind die von der
Reichenauer Kunst bekannten, scharf ge-
trennten Farbzoueu. Die wunderbare kolo-
ristische Abtönung der antiken Hinter-
gründe ist in der karolingischen und otto-
nischen Kunst zu scharf getrennten Farb-
streifen verknöchert x). Die Einteilung des
Malgrundes in parallele Farbzonen ist in
der Buchmalerei des frühen Mittelalters
allgemein gebräuchlich gewesen bis ins
12. Jahrhundert hinein. Die Balinger
Decke ist das erste und einzige Beispiel
der Einteilung in Farbzonen ans Holz-
decken diesseits der Alpen; in der Decke
von Zillis aus denl Ende des 12 Jahr-
hunderts findet sich dieses alter:ümliche
Motiv nicht mehr. In Balingeil beginnt
die Farbenreihe unten mit einem schmalen
Streifen in Weiß, das ursprünglich mit
rotem Caput mortuum übermalt war,
wovon nocy Spuren vorhanden sind; ans
diesem schmalen Streifen stehen die han-
delnden Personen. Darailf folgt eine
breite Zone, die heute schwarz ist wohl
infolge eines Zersetzungsprozesses, und die
ursprünglich vielleicht blau gewesen ist.
Darüber steht eine Zone in Weiß. Die
ursprüngliche Reihenfolge mag gewesen

') Escher, K., Die Wandmalereien in der
Schweiz, Straßburg (1907), 76. Dort ist ver-
merkt, daß Janitschek schon für die antike Ma-
lerei die Einteilung des Maigrundes in -Zonen
nachgeuüesen hat.

sein: rot — blanschwarz — weiß. llAnf
dein Gerichtsbild finden sich zwei Zonen
mit schwarz und gelb. Im 12. Jahr-
hundert hörte die Zerlegung des Mal-
grnndes in Zonen ans.

Was die Maltechnik angeht, so ver-
fuhr der Realer wohl folgendermaßen.
Zuerst trug der Maler die farbigen Zo-
nen aus. Daraus »lachte er die Auf-
zeichnung der Konturen in Rötel, wie an
verschiedenen Partien noch sichtbar ist)
darauf füllte er die Flächen mit einer
Farbe gleichmäßig ans; zuletzt fuhr er die
Umrißlinien mit einer grünschwarzen har-
zigen Farbe in breiten, sestbestimmten und
sicheren Strichen nach und lichtete die
Flächen auf und modellierte sie mit wei-
ßen, gelben und roten konzentrischen Stri-
chen parallel den Konturen. Diese Me-
thode hat ihr Gegenstück in der Minialnr-
malerei der Zeit, wo auch die farbigen
Flächen mit weißen Linien gehöht und
belebt wurden; in der Wandmalerei fin-
det sich diese Technik an dem Chorbild
von Reichenau-Mittelzell. Die Umriß-
linien wurden von dem ansführenden
Künstler in fließenden Linien und mit
einer außerordentlichen Sicherheit und Ge-
wandtheit und mit einem ausgezeichneten,
nur auf Grund langer Tradition mög-
lichen Sinn für monninentale große Wir-
kung gezogen. An Farben hatte der Ma-
ler nur ganz wenige auf seiner Palette:
weiß, gelb (Ocker), braun (für Mäntel),
ein dunkles, stumpfes Rot und ein leuch-
tendes Rot (letzteres vielleicht Zinnober
auf Menniguntermalung), ein sparsames
Blaugrün in den Ornamenten (oaS viel-
leicht spätere Zutat sein kann) und schwarz
 
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