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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0075

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64

„Archiv für christliche Kunst" schon längst be
kannt sind. Wir brauchen uns daher über die
Qualität der Bilder nicht weiter auszulassen. —
Tie Auswahl der Fugelbilder für diesen beson-
deren Zweck hat ihre Vorteile und ihre Nachteile.
Die Vorteile liegen darin, das; die farbigen Re-
produktionen schon da oder wenigstens für den
Verlag leicht herstellbar waren. Der Preis des
Ganzen konnte so ein mäßiger bleiben. Ter
Nachteil liegt unseres Erachtens darin, daß als
Buchschmuck doch wohl eher die Verwendung der
Schwarz-Weiß-Kunst in Betracht zu ziehen wäre.
Ich persönlich hätte beispielsweise deshalb die
Verwendung der unvergängliche künstlerische
Werte darstellenden Führichschen Bilder lieber
gesehen. Das wäre nun freilich ja nicht „mo-
dern" geweseit, aber ich halte dafür, daß auch
für unsere Zeit von „Nazareth" etwas Gutes
kommen köitnte. Eiir zweiter mit dieser Auswahl
verbtnrdener Nachteil liegt meines Erachtetes
darin, daß die Fugelbilder leicht für diesen Zweck
gedacht, sondern für andere Gelegenheiten her-
gestellt sind. Auch ihr künstlerischer Charakter ist
kein einheitlicher, da die Bilder atls sehr ver-
schiedener Zeit stammen. Daher werden die ein-
zelneir Bücher der Heiligen Schrift sehr ungleich
bedacht. Für sehr Vieles ist bei Fugel eben
keine Illustration da. Anderseits sind mit der
Hereinnahme der Statioirsbilder Szenen herein-
gekommen, über die in der Heiligen Schrift über-
haupt rrichts berichtet ist; rvie z. B. der wieder-
holte Fall Jesu unter dem Kreuze (Veronika
reicht Jesus das Schweißtuch). Eine nicht
günstige Folge dieser ringleichen Verteilung war
eö dann, daß man die Bilder, um sie in dem
Buche nicht an wenigen Stellen sich anhäufen zu
lasseit, an Stellen unter bringen mußte, wo sie
nicht hingehören: ein großer Teil der neutesta-
mentlichen Bilder ist im Alten Testament unter-
gebracht. An seinem eigentlichen Ort ist, so viel
ich sehe, überhaupt keines der Bilder. Dadurch
stehen sich Text und Bild wie zwei heterogene
Dinge gegenüber.

Diese Erwägungen wollen riichts von dem
Lob, das oben ausgesprochen ist, zurücknehmen.
Sie werden auch nicht verhindern, daß diese (als
Ganzes genommen) schöne und durchaus emp-
fehlenswerte Katholische Volksbibel in die katho-
lischen Familien Eingang finde. Sie verdient
es im vollsten Maße.

Tübingen. Prof. Dr. L. Baur.

Mnrillo, Des Meisters Gemälde in
287 Abb. Herausgeg. v. Dr. Aug. L.
Mayer. XXII und 308 S. In Leinen
gebd. M. 12.— („Klasfiker der Kunst",
Bd. 22, Stuttgart, Deutsche Verlags-
anstalt.)

Das verdienstvolle Unternehmen der Deutschen
Verlagsanstalt: „Tie Klassiker der Kunst iir Ge-
samtausgaben" schreitet rüstig vorair. Hatte der
vorangegangene Band Watteau, dem Maler der
galanten Rokokofeste und Schäferszenen, gegolten,
so bietet uns der jüngsterschienene 22. Band das
Gesamtwerk eines Meisters, dem vornehmlich der
Freund christlicher Kunst lebhaftes Interesse ent-
gegenbringen wird, nämlich B. Est. Murillos.
Die Herausgabe lag in den besten Händen; Dr.

Stuttgart, Buchdruckerei der A

A. L. Mayer wicd nach dem soeben erfolgten
Hinscheiden von Karl Justi vielleicht als der
tüchtigste Kenner auf dem weiten und vielfach
noch so dunklen Gebiete der spanischen Kunst-
geschichte anzusprechen sein. Die strenge Sach-
lichkeit und das nüchtern abwägende Urteil ver-
raten auch in jeder Zeile die Sicherheit des
spezielleil Fachmanns, der sich auf seinem eigen-
sten Gebiete bewegt. Ein blinder Lobredner ist
der Verfasser keineswegs, vielleicht ist cr nach
dieser Seite ehcr allzu zurückhaltend, denn dem
Sevillaner Meister gebührt sicher ein höherer
Rang, als ihm die Kunstwissenschaft vvir heute
zuerkennen will. Freilich, die Hauptseite seines
Schaffens wird wohl nur der gläubige Katholik
voll und ganz würdigen, denn, wenn irgeird einer,
ist Mnrillo ein durch und durch religiöser, katho-
lischer Meister. Zu dein wissenschaftlich gediegenen
Charakter des vorliegenden Werkes stimmt es,
daß diesen religiösen Werken auch die entspre-
chenden Benennungen im katholischen Sinne ge-
geben sind, eine Sache, die man leider heutzn-
tage eigens lobend registrieren muß. Nur cin
paarmal scheinen die Titel ilicht recht getroffen.
Nr. 42 wird nicht als eine „Verkündigung" an-
zusehen sc in, sondern als eine Darstellung Ma-
riens als Tempeljungsrau. Das Gegenstück zu
St. Michael, p. 2ö7, ist nicht „Ter Erzengel Ga-
briel", sondern ein Schutzengelbild. Auch in an-
deren Einzelheiten möchte ich dem Verfasser nicht
ganz rückhaltlos zustimmen, so in seinem Urteil
über Murillos Genrebilder oder über die „Kon-
zeption der Franziskaiier", die mir als ein Werk
vollendeter, sieghafter Großartigkeit erscheint,
wenigstens was die Hauptfigur betrifft.

Betont hätte auch Murillos Einfluß auf den
Gestaltenkreis der katholischen religiösen Kunst
werden können. Seine Visionen des hl. Antonius
wurden das Vorbild für unzählige, freilich nicht
immer mit ebensoviel Glut und Geist gemalte
Visionsbilder. Mnrillo ist der Maler der Unbe-
fleckten Empfängnis, und alle die Hunderte von
Darstellungen dieses Themas stehen mehr oder
weniger unter seinem Banne. Unser Meister ist
dann der Maler des hl. Nährvaters, und man
kann nur bedauern, daß seine inhaltlich und for-
mell wahrhaft klassischen Verkörperungen dieser
Idee der christlichen Kunst bis in unsere Zeit
nicht noch mehr als Vorbilder gedient haben.
Die Erinnerung an Murillos Jesuskinder und
Jesusknaben wirkt — freilich in jämmerlich ver-
süßlichter Form — bis zum heutigen Tag in
unzähligen Andachtsbildchen nach.

Das Murillowerk von Dr. A. L. Mayer ist
eine durch und durch tüchtige Arbeit, unentbehr-
lich für den Knnstgelehrten, für jeden christlichen
Kunstfreund, eine Quelle reinen Genusses und
passend auch für den Familientisch. Die Repro-
duktionen sind, wie immer, tadellos.

D i l l i s h a u s e n. Dr. I. D a m r t ch, Pfr.

Die schönsten Grabdenkmäler aus dem Hoppen-
lau-Friedhof in Stuttgart hat soeben Herr Bau-
inspektor Fried. Rimmele in einem sehr fein aus-
gestatteten Buche bei dem Verlage Strecker
und Schröder in Stuttgart erscheinen
lassen. Preis 3.80 M. Wir werden demnächst
ans die Publikation zurückkommen. (i)

t.-Ges. „Deutsches NolksbUUt".
 
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