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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 7
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Weser, Rudolf: Das Pektorale von Söflingen
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Rohr, Ignaz: Ein Museumsgang in London, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0076

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67

zeichnet. Damals regieue das iUüiieu
Söflingen die Aebtiffin Kordula von
Reischach von 1508 bis nach 1550. Der
alle Krusins sagt sehr schön von ihr:
„bei ihr hatte sich der Adel des Wappens
mit dem Adel des Gemütes vergeschwistert".
Sie war die zweite Äebtissin nach der
1484 geschehenen Klosterreform und war
schon die Stütze ihrer Borgängerin
Elisabeth Reichnerin, eine tatkräftige,
furchtlose, mutige Frau, vor deren mann-
haftem Auftreten die Reiormationsversuche
der Ulmer auf Söflingischem Boden
kläglich scheiterten.

Sie hat als erste
dieses Brnstkreuz
in Ehren getragen,
und nach ihr noch
26 andere Aeb-
tissinnen.

Das zweite Sil-
berplältchen mit der
Jahreszahl 1729
weist in die Zeit
der Regierung der
„19. Äebtissin in
der Reformation",

Katharina Hunge-
rin, die geboren am
23. Dez. 1661, am
17. Sept. 1688
eingekleidet wurde,
am29.August1689
Profeß machte, am
26. Januar 1717
zur Äebtissin er-
wählt wurde und
nach fast 23 jähri- Pektorale vo

ger Regierung am
16. Mai 1739 verstarb.

Vielleicht ist dieses altehrwürdige Pek-
torale doch eine Seltenheit unter den
Reliquien aus alter Zeit, die sich in
unserer Diözese erhalten haben. Mögen
diese Zeilen dazu dienen, daß dasselbe
auch in der Zukunft hoch und wert ge-
schätzt werde.

Lin Museumsgang in London.

Von Prof. Dr. Rohr, Straßburg.

(Fortsetzung und Schluß.)

Hätte der Arnre noch einige Zeit gewartet,
so hätte ihn wahrscheinlich der Hunger von
einem Leben erlöst, das viel versprach und

viel vedeulele, aber ohne richtige Wer-
tung sich verzehrte. Auch Turner starb in
ärnrlicher, allerdings selbstgemählter Um-
gebung, bei der letzten jener geheimnis-
vollen Retraiten, die ihn dann und wann
seinem Bekanntenkreis entzogen, um ihn
schließlich in einem Milieu sterben zu
lassen, in welchenr er nicht einmal seinen
wahren Nanren zu nennen wagte. Aber
er teilte sich mit Chatterton in die Ver-
ständnislosigkeit seiner Zeitgenossen. Daß
er seinen Pinsel in Licht und Farbe,
statt in braune Sauce zu tauchen und
seine Gestalten in
Lust und Sonnen-
schein, statt in ein
unbestimmbares
Klärobskürzu stellen
wagte, das war
seine Hauptsünde.
Die läßliche Sünde
öfteren Verzeich-
nens beim Figür-
lichen hätte man
ihm schließlich noch
verziehen. Unddann
war es eben doch
ein Wagnis, den
Londonern
„Dunst" vorzu-
machen und die
Themseatmosphäre
so zu malen, wie
sie war, während
die Bevölkerung
und namentlich der
Kultnrphilister
n Söflingen. meinte, sie müßte

sein, wie sie die
früheren Maler dargestellt hatten. Eine
gewisse Zurückhaltung der öffentlichen
Meinung ist ja begreiflich, wenn Turner
mit dem Rainen seiner Gemälde irgend
ein geschichtliches Ereignis ankündigte,
aber den Beschauer erst nötigt, nach
den handelnden Personen zu suchen.
Wie wunderbar die Beleuchtung, die
Luftstinrmung, ja fast die Temperatur
wiedergegebeu ist, wie alles das mit
dem dargestellteu Ereignis harmoniert,
ja dasselbe sozusagen in die Riesendimen-
sionen eines Naturereignisses steigert, das
entgeht darüber denr Durchschnittsmenschen.
Die Zeiten sind seitdem andere geworden.
 
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