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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 10
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Rueß, Bernhard: Baugeschichte des vom Reichstift Schussenried erstellten Wallfahrtstempels zu Steinhausen, OA. Waldsee, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0105

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geschützt werden. Mit wahrhaft prophe-
tischem Blick hat der Stiftsarchivar, dein
mir die Noliz über diese erstmalige Re-
paraturbedürstigkeit der Kirche entnehme^,
spätere zahlreiche, Hunderte, ja Tausende
von Gulden kostende Ausbesserungen des
mächtigen Kirchengebäudes voransgesehen.
Daher hätte der Staat Württemberg löb-
lich gehandelt, wenn er diese klösterliche
Stimme aus der Vergangenheit mehr, als
er getan, berücksichtigt und die der Kirchen-
pflege anfgeladene Banlast an dieser ganz
außergewöhnlichen Landpsarrkirche nicht
bloß mit der viel zu bescheidenen Summe
von 6000 Gulden abgelöst hätte. Denn die
kommenden Geschlechter werden noch bitter
zu verkosten haben, daß ein so vornehmes
Architekturwerk von einer verhältnismäßig
kleineil Gemeinde unverhältnismäßig große
Unterhaltungskosten verlangt. Jnl übrigen
wollen wir llns durch materielle Sorgen
die hohe ideale Freude an dem erhebenden
und gnadenreichen Marieuheiligtum zu
Steinhaufen nicht beeinträchtigen oder gar
rauben lasseli, an jenem Heiligtum, welches
der für die oberschwäbischen Nokokobanten
des 18. Jahrhunderts schwärmende Dr.
Berthold Pfeiffer in den Paulusschen
Kunst- uiib Altertumsdenkmalen Würt-
tembergs „w o b l die schönste Wall-
fahrtskirche" nennt, die in Schwaben
während des 18. Jahrhllnderts gebaut
worden ist. (21. und 22. Lieferung.
Donnnkreis. S. 20.)

Literatur.

Kunstw and erungeil i>l Württemberg
und Ho Heuzollern, bearbeitet von
Prof. Or. E u g e n Grad m a u n, Laudes-
koilservator, nnler Mitwirkung von Dr. H.
Klaiber (Heideuheilu) wld Dr. Haus
Christ. Acit 148 Tafeln tn Autotypie
mit) vielen Grundrissen. Stuttgart (Meyer-
Jlscheu) 1914. 340 S. Preis geb. M. 4.80.

Die gewöhnlichen Kunsthandbücher berück-
sichtigen neben den technischen Fragen des Rei-
tens und der Städtebeschreibnng gewöhnlich auch
die kunsthistorisch wichtigen Denkmäler einer
Stadt oder eines Landes. Dies geichieht in
der Regel so weit, daß es dem reisenden oder
durchreisenden Durchschnittspublikum genügt. Hier
will nun ein Reisebuch geboten werden, das dem,
der sich Zeit läßt, die ästhetischen Reize des

Heimatlandes aufzusuchen, Anhaltspunkte bietet,
um das ästhetisch Bedeutsame, insbesondere die
Kunstdenkmäler unserer Heimat gründlicher ken-
nen und tiefer schätzen zu lernen. Als Zweck
ihrer Publikation gibt der Bearbeiter Dr. E.
Gradmann an: „Dies Büchlein soll die bedeuten-
deren Kunstdenkinäler des Landes weisen und
in Kürze zum Verständnis ihrer Schönheit und
Bedeutung anleiten". •— Demgemäß mußte eine
wohldurchdachte Stosfabgrenzung und Stoffaus-
wahl getroffen werden. Das war nicht so ganz
einfach. Die Bearbeiter (Gradmann, Klaiber,
Christ) machten sich zum Grundsatz hiebei: „Das
weite Gebiet der volkstümlichen Kunst und der
nur malerischen Schönheiten ist im allgemeinen
ausgeschlossen. Doch soll das Typische und für
die Gegend Bezeichnende angezeigt werden. Auf
die Baudenkmäler ist es vor allem abgesehen
in dem doppelten Sinne von Denkmälern der
Banknnst und baulichen Denkmälern der Ge-
schichte. Neben den, monumentalen Eindrücken
sollen auch intimere, idyllische zum Wort kom-
men. Das eigentlich Geschichtliche ist übergangen;
nur das, was die geschichtliche Stimmung eines
Ortes ausmacht, angedeutet." —

Vielleicht hätte sich noch ein — wie ich glau-
ben möchte —- fruchtbarer Gedanke verwenden
lassen, nämlich der, daß auch darauf hingewiesen
worden wäre, welche Landschaftsteile malerische
oder sonstige lünstlerische Behandlung erfuhren
und welche ästhetischen Stimmungswerte daraus
herausgeholt wurden, z. B. die Landschaftsmalerei
des Bodenseegebiets, der Schwäbischen Alb,
des Schwarzwalds.

Was die Stoffverteilung angeht, so gliedert
sie sich nach den Landesteilen: altwürttember-
gisches Unterland (80 S.), Frankenland (46 S.),
Ostschwäbischer (?)*) Landesteil (44 S.), Alb-
gebiet (64 S.st Schwarzwaldgebiet (28 S.),
Oberschwaben (40 S.), Zollern (23 S.). — Wie
man sieht, entspricht der Umfang der jeweiligen
Behandlung nicht durchweg der kunsthistorischen
Bedeutung der einzelnen Landesteile; das Alt-
würltembergische ist unverhältnismäßig stark be-
rücksichtigt. Auf Einzelheiten ist nicht einzu-
gehen. Wünsche werden bei solchen Büchern
immer übrig bleiben, da der eine dies, der
andere jenes mehr hervorgehoben wünscht. So
z. B. wäre es S. 286 wohl am Platz gewesen,
auf die Fugelschen Bilder in Ravensburg hin-
zuweisen, ebenso S. 290 in Wangen. Es han-
delt sich hier um eine bedeutende Schöpfung eines
wirklichen Meisters. — Endlich ließen sich wohl
noch Verbesserungen erzielen in der Reihenfolge
der Orte, die dann und wann etwas kunterbunt
aneinandergereiht sind.

Im übrigen verdient das praktische und sehr
fleißig gearbeitete Kunstreisebuch unsere beste
Empfehlung. Es wird sicher vielen sehr will-
kommen sein und die Wanderungen durch die
Schönheiten Württembergs und Hohenzollerns
lehrreich und genußreich gestalten.

Tübingen. L u d w i g B a u r.

*) Der geographische Begriff Schwaben.

Stilitgnrt, Vuchdruckerei der Akt.-Ke,'. „Deutsches VolksblnU".
 
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