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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 33.1915

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Nr. 1
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Schöninger, Artur: Ein Gang durch restaurierte Kirchen, [37]
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Schäfer, ...: Ueberreste der romanischen Kirche in Unterbrändi und deren Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.16255#0008

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der schwierigen Raumverhältnisse, in
welche sie hineingepaßt werden sollten,
war und ist ihre Erstellung eine an und
für sich schon anerkennenswerte Leistung.
Im Aufbau suchen sie durch die recht-
eckige Nische den Anschluß an den Hoch-
altar, erscheinen aber zu gestreckt, eben
wegen des schmalen Raumes, und die
Horizontale leidet darunter. Das Or-
nament ist sehr reich und gediegen, eben-
so die Fassung. Besondere Beachtung
verdienen die beiden großartigen Sta-
tuen der allerseligsten Jungfrau und
des hl. Josephs von Bildhauer Thoma
in Stuttgart. Maria als Himmels-
königin mit Jesuskind und Zepter ist
eine hoheitsvolle Gestalt, ganz im Stile
jener herrlichen Barockmadonnen, die
wir mancherorts noch finden. Der hl.
Joseph trägt das Jesuskind ebenfalls
aber als Pendant, aus dem rechten Arni.
Vielleicht wäre hier eine andere Dar-
stellung mehr angebracht gewesen; der
Künstler hat freilich Monotonie und
Schematismus zu mildern gesucht durch
eine verschiedene Darstellung des Kin-
des. Im oberen Aufsatz des Altars be-
finden sich zwei gemalte Bilder. (Die
früheren Altäre haben nach gelungener
Erneuerung eine sehr glückliche Verwen-
dung und Aufstellung gefunden in der
bisher seitenaltarlosen und ziemlich
leeren Kirche in Gundershofen.) Die
alte originelle Kanzel mit den zunl
Guten Hirten emporziehenden Schaffen
und dem reizenden Rokaillewerk hat
eine gelungene Erneuerung erfahren,
auch die Orgel wurde erneuert und ans
der Empore einige praktische Aende-
rungen vorgenommen. Und so ist nun
die alte Klosterkirche zu Uttenweiler zu
neuem Glanze erstanden, würdig der
Vergangenheit, die sie einst erstellt, wür-
dig der großen Gemeinde, die in unserer
Zeit ein Beispiel großer Opferwilligkeit
gegeben hat.

Ueberreste der romanischen Rirche
in Unterbrändi und deren Geschichte.

Von Pfarrer a. D. Schäfer in B.

Aus einer idyllischen Anhöhe über dem
tieseingeschnittenen und engen Heim-
bachtal, umgeben von den dunklen Tan-

nenwäldern des Schwarzwaldes, liegt der
Weiler Unterbrändi, ehemals Nieder-
brendi genannt. Derselbe gehört noch
zum Oberamt Sulz, befindet sich aber
hart an der Grenze des Frendenstadter
Bezirks. Klein und unbedeutend ist der
Ort, und auch die wenigen Bauernhäuser
haben nichts Eigenartiges, noch das Ge-
präge der ländlichen Holzbauten mit vor-
springendem Stroh- und Schindeldach
des eigentlichen Schwarzwaldes. So un-
scheinbar aber auch der Weiler Unter-
brändi ist, so war er doch einstens der
Psarrsitz eines größeren Kirchspiels, zu
dem mehrere Orte und Weiler der nähe-
ren Umgebung — Sterneck, Dotternwei-
ler, Salzenweiler, Wälde, Oberbrändi
und zeitweilig auch Fürnsal gehörte.
Spuren der einstigen Pfarrkirche wie be-
sonders des dazugehörigen Pfarrhauses
sind noch recht deutliche vorhanden. Im
Vordergrund des Ortes und wenig von
den anderen Wohnhäusern entfernt stehen
zwei Gebäude, die, umgeben von
Gärten und zahlreichen Obstbäumen,
schon von der Ferne gegen die andern
sich abheben. Das eine mit Walmdach
versehen und auf alten Fundamenten im
Jahre 1755 aufgebaut, war einstens ein
ansehnliches und geräumiges Pfarrhaus,
seit 1816 Sitz eines württembergischen
Revieramtes; das andere Gebäude un-
mittelbar nebenan fällt zwar durch seine
Größe oder Höhe weniger aus, hat aber
im Unterschied von den übrigen Häusern
jener Gegend ganz massive Umfassungs-
mauern aus regelmäßig behauenen roten
Sandsteinen, wie einige auffallende —
wenn auch unschön abgeänderte — Fen-
ster im Uebergangsstil, die sofort erken-
nen lassen, daß dieser Ban eine Um-
gestaltung erfahren und einstens eine an-
dere Bestimmung hatte. Zwar bieten die
Außenseiten wenig Anhaltspunkte dasiir,
welchem Zweck dieses nunmehrige Wohn-
haus ehemals diente, betritt man aber
das Innere desselben, so sieht man als-
bald, daß es ein Gotteshaus gewesen
sein muß. So sehr dasselbe beim Umbau
in ein förmliches Bauernhaus auch ver-
unstaltet wurde, so läßt sich doch die
frühere Anlage der Kirche deutlich er-
kennen.

Was zunächst den Chor anlangt, io
 
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