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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 33.1915

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Nr. 1
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Spohn, ...: Eine neue Erklärung der Disputa Raffaels
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Weinmann, ...: Der Hochalter in Ehingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16255#0026

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23

es fällt ohne weiteres in die Augen, daß
je zwei Paare zusammengehören: Petrus
und Paulus im Neuen Testament, Adam
und Abraham im Alten Testament, Jo-
hannes und Matthäus (?) im Neuen
Testament, Moses und David im Alten
Testament, Stephanus und Laurentius
im Neuen Testament. Die beiden Krieger
des Alten Testaments. Welches sind die
Berührungspunkte der einzelnen Paare?
Die ganze Zone stellt doch wohl Christus
und sein Reich dar und dieses in seiner
Vorgeschichte und seiner Wirklichkeit; haben
wir denn nicht die Väter, Gesetzgeber,
Verteidiger des Alten und Neuen Testa-
ments vor uns? Sind denn nicht diese
drei oberen Gruppen mit den drei unteren
Gruppen parallel: mit dem theologischen
Altertum (Kirchenlehre — grundlegende
Theologie), Mittelalter (Scholastik — auf-
banende, systematisierende Theologie) und
der theologischen Neuzeit (Humanismus —
Theologie in der Verteidigungsstellung)?
Oder ist es eine bloße Phantasie, wie
schon so viele andere die Disputa um-
sponnen haben?

Die Studie wird jeden Leser gewiß
anregen, wie sie mich angeregt und mir
nachhaltigen Genuß bereitet hat.

Ravensburg. Spohn.

Der Hochaltar in Ehingen.

Von Hauptlehrer Weinmann, Ehingen a. D.

Eine Hauptzierde der Ehinger
Stadtpfarrkirche ist seit Anfang
Februar 1915 der in großen Maßen ge-
haltene, prächtige Hochaltar, ein Meister-
werk des Barockstils. Nachdem Herr
Stadtpfr. Kamerer Zimmer mann
im Jahre 1913 mit der Restauration der
Kirche begonnen hatte, erhob sich die
Frage: was für ein Hochaltar ist einzig
und allein für das große Gotteshaus und
namentlich für den überaus trefflich
restaurierten Chor passend? Die Frage
war schwer zu beantworten; denn man
sah sich vor ein Problem gestellt, das
nicht einfach zu lösen war. Der bisherige
Hochaltar war modern, paßte aber gerade
deshalb nicht in die altklassischen Formen
des mächtigen Chors mit seiner stark
reliefierten, derb modellierten Stukkatur
und zu dem im Chorgewölbe so wir-

kungsvoll prangenden perspektivischen
Deckengemälde: Das letzte Abendmahl in
großem Kuppelsaal mit wilderregter Ge-
bärdesprache, meisterhaft renoviert von
Kunstmaler Roth in München. Herr
Professor Fuchsenberger in Mün-
chen schuf nun ein Modell, das nach dem
Urteil Sachverständiger allen Anforde-
rungen entsprach. Altarbauer Schlach-
ter in Ravensburg ließ an der Hand des
Fuchsenbergerischen Modells und nach
dessen Detailzeichnungen ein Werk aus
feinen Händen hervorgehen, das zu den
gediegensten Arbeiten des Künstlers zu
rechnen ist. Staunend steht jedermann
vor diesem Kunstwerk, das in seiner Aus-
dehnung und Kraft den Chor ausfüllt
und wie ein Guß in dem gewaltigen
Raum erscheint. Die Wirkung ist vom
Westeingang der Kirche aus überwälti-
gend. Modelleur und Meister des Altar-
baus suchten sich in ihrer Gestaltungs-
kraft zu übertreffen. Der Grundgedanke,
der das Werk edelster Holzbearbeitungs-
und Malerkunst beherrschen sollte, war,
der heiligen Dreifaltigkeit zu Ehren unter
Berücksichtigung der Kirchenheiligen einen
Hochaltar zu schaffen, der für alle Zeiten
eine Zierde des „langen Münsters" sein
sollte. Dementsprechend ist die Drei-
teilung gelungen durchgeführt. Man
kann darum von einen: Unter-, Mittel-
und Oberbau sprechen. Der Unter-
bau füllt die ganze Breite des Chor-
raumes aus und ist durch zwei Türöff-
nungen, die mit Vorhängen in den
Kirchenfarben bedeckt werden, mit den
Wänden zusammengefügt. Die weiten
Holzflächen sind durch sechs rotmarmorne
Füllungen belebt. Ein Kleinod ist der
im reinsten Golde prangende Tabernakel,
der mit dem Ganzen zusammengeschweißt
ist und doch wieder ein für sich vom
Hintergrund unabhängiges, architekto-
nisch freigeftelltes Kunstwerk bildet. Eine
sinnreiche Vorrichtung ermöglicht ein be-
quemes Auf- und Zudrehen des Raumes
für die Aussetzung des Allerheiligsten in
der Monstranz. Zwei Reliquienkästchen,
prächtig gefaßt von Frau Justizrat Dr.
Taller in Obermarchtal, erhöhen noch
den Glanz dieses Juwels. Das Anti-
pendium erfährt noch eine Verschönerung
durch Künstlerhand; denn nur dieses
 
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