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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 33.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.16255#0087

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rich, des hl. Nikolaus, des hl. Ursus, Mau-
ritius, Bernhard, des hl. Johannes d. T.,
des hl. Jakobus und ein weiteres Madonna-
bild, teilweise in prachtvoller Ausführung.
Als anno 1528 die Regierung von Bern die
neue Lehre mit mehr oder weniger Gewalt
einführte, so traf dies Los auch das 'Kirch-
lein und die Gemeinde von Jegenstorf. Die
Kirche wurde im Innern stark verändert,
die drei Altäre beraubt und demoliert, das
Kruzifixbild aus dem Chorbogen genommen
und an Stelle eines Seitenaltars kam der
F.amilienstuhl des Schloßherrn. Die Glas-
bilder aber blieben im allgemeinen unver-
sehrt; ja es kamen weitere dazu, darunter
eine Darstellung der Reinigung des alt-
testamentlichen Tempels von dem Götzen-
dienst des Baal und der Aschira unter dem
König. Jofias — „ein Trost für die durch die
Reformation aus der Kirche entfernten
Zierden der Altäre ufw.", sagt der Verfasser.
Das späteste Wild stammt aus dem Jahre
1716. Die Meister desselben sind auch be-
kannt und angegeben. Bis auf den heu-
tigen Dag sind die Stücke alle erhalten. Im
Auftrag der Gemeinde hat der Verfasser
auf dem Untergrund eines geschichtlichen
Abrisses der Gemeinde und der Herrschafts-
inhaber von Jegenstorf die Reihenfolge der
Entstehung der Bilder und Wappen und
ihren Inhalt geschildert und in dem vor-
liegenden Schriftchen herausgegeben. Die
Schloßherren von Jegenstorf, vor allem die
Familie derer von Erlach, sind die Stifter
der meisten Wappenbilder. Die Arbeit ist
ein dankenswerter Beitrag zur lokalen Kunst-
geschichte der Schweiz. Es ist nur zu be-
dauern, daß von den geschilderten Glas-
malereien nicht mehr als 8 'Abbildungen,
allerdings darunter ein Fenster mit 4 und
eines mit '6 prachtvollen Scheiben, abgebildet
wurden. Die Abbildungen selbst (natürlich
nicht Farben-, sondern Schwarzdruck) sind
vorzüglich gelungen auf Kunstdruckpapier.

C. K.

Altfränkische Bilder 1916. Mit

erläuterndem Text von Professor Dr. Th.

H e n n e r, Würzburg. Verlag der Kgl.

Universitätsdruckerei H. Stürtz, A.-G.,

Würzburg. Preis 1 M.

Der Jahrgang 1916 der „Altfränkischen
Bilder", in der Gesamtreihe der zweiund-
zwanzigste, bringt im Vorwort einen Nach-
ruf auf den verstorbenen Geh. Kommerzien-
rat Dr. Heinrich Stürtz, als den Begründer
dieses Unternehmens. An erster Stelle
solgt sodann das aus dem 15. Jahrhundert
stammende ostfränkische Herzogsfchwert, ein
höchst interessanter, in der Schatzkammer des
bayerischen . Königshauses zu München be-
findlicher 'Gegenstand, der hier wohl zum
erstenmal in solcher Weise vorgeführt ist.
Dieses Schwert, eine Prunkwaffe, die nicht
zum Kampf bestimmt war, hängt in seinem
Ursprung zusammen mit der Tatsache, daß
den jeweiligen F ü r st b i s ch ö f e n von
Würzburg von langer Zeit her der

Titel eines Herzogs v o n Franke n
zustand. Als solcher ließ Fürstbischof
Johann III. von Grumbach (1455—1466),
dessen Wappen auf dem Stichblatt zu sehen
ist, das Prachtstück anfertigen, zugleich auch,
um dem damaligen Umsichgreifen des Hohen-
. zollern Alb. Achilles in Franken einen Wink
zu geben. Mit dem Uebergang des Franken-
landes an Bayern kam auch das Schwert nach
München als Symbol des Herrschertitels.
Weiterhin wird in einer längeren Ausfüh-
rung mit zahlreichen Abbildungen die ehe-
malige Markgrafenresidenz Bayreuth be-
handelt, jener Ort, der in älterer wie auch
wieder in neuerer Zeit für das Kulturleben
nicht nur Frankens, sondern ganz Deutsch-
lands eine hohe Bedeutung gewonnen hat.
Sodann C r e u ß e n bei Bayreuth, das auf
dem Gebiete der Steinzeugindustrie in der
Geschichte des deutschen Kunstgewerbes sich
einen dauernden Namen erworben hat.
Endlich folgt noch eine Studie über einen
der begabtesten Künstler, die Franken in
neuerer Zeit hervotbrachte, den frühverstor-
benen Landschaftsmaler August G e i st-, von
dem einige fein empfundene Radierungen,
sowie ein treffliches Oelgemälde wieder-
gegeben werden. Zu den 24 Illustrationen
des Kalenders möchten wir bloß die Bemer-
kung anfügen, daß es sich sehr empfehlen
dürfte, künftig jedem Bilde die dazu ge-
hörende Unterschrift des Dargestellten zu
geben. Nur vier landschaftliche Abbildungen
tragen solche Bezeichnungen. Es erschwert
und beeinträchtigt den Genuß derselben,
wenn man erst lange im Text nachfuchen
muß, in welchem auch jeder direkte Hinweis
auf die Illustration fehlt. Für diejenigen
Freunde des Kalenders, welche nicht schon zum
voraus lokalkundig sind, macht sich dieser
ungewöhnliche Mangel sehr fühlbar. Wir
glauben, daß es wohl nur dieser Anregung
bedarf, um diese Lücke auszufüllen.' Im
übrigen sind wir überzeugt, daß der neue
Jahrgang jedem Kunstfreunde hohe Befrie-
digung bereiten und dem Kalender zu der
großen Zahl seiner Gönner neue hinzu-
führen wird.

F r i e d h o f s a n l a g e und Fried-
hofskunst. Von Dr. Ludwig B.a ur -
Tübingen. Unter diesem Titel veröffentlicht
Verfasser im „'Archiv für christliche Kunst"
(Stuttgart, Verlag A.-G. „Deutsches Volks-
blatt") eine Artikelserie (Nr. 6—12, Jahrg.
1914), der die bisher zur Frage der Reform
der Friedhofkunst gemachten Vorschläge
kritisch prüft, um das Brauchbare herauszu-
stellen und durch eigene Anregungen zu er-
gänzen. Die sehr lesenswerten Ausfüh-
rungen seien der Beachtung nachdrücklich
empfohlen. Trotz mancher gewiß beachtens-
werter Versuche namentlich in größeren
Städten ist sozusagen noch alles zu tun.
Insbesondere in kleineren Städten und auf
dem Lande ist von einer Reform noch nichts
zu bemerken. Sehr viel wäre gewonnen,
wenn überall der Klerus die Sache endlich y
energisch in die Hand nähme. A. Fuchs.

Stuttgart, Buchdruckcrei der Akt.-Gei. „Deutsches Volksblatl'
 
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