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Reliquien der hl. Thekla sind weit
verbreitet, (jut Jghre 1320 kam ein
Arm nach Barcelona und 1323 nach Tar-
ragoua. Das Haupt der Heiligen wird
tu Mailand verehrt. Weitere Reliquien
gelangten nach Chartres, Riez, Carnot
Venou, Bologna, Köln (Gereon), Riga
uud München (Michaelskirche).
Altchristliche Bilder von der heiligen
Thekla sind nicht allzu selten. Die
früheste und schönste Thekladarstellung,
die wir besitzen, ist zu sehen auf einer
Glasschale der ehemaligsn Sammlung
Herstatt, jetzt im Britischen Museum zu
London, beschrieben in der „Zeitschrift
für christliche Kunst" von Dr. Schnüt-
gen. (Jahrgang .1015, Heft 7.) Die Hei-
lige, als Orantin abgebildet, breitet
beide Hände aus und hat zu ihren
Füßen einen Stier.
Die Ausgrabung der Menasstadt in
der Libyfchen Wüste hat mehrere Me-
naskrüglein zutage gefördert, die auf
der einen Seite Menas, auf der anderen
eine weibliche Gestalt mit nacktem Ober-
körper an einem Pfahl zeigen, neben ihr
unten rechts einen Löwen, links einen
Bär, in halber Höhe zu jeder Seite einen
Stier. Wilpert hat in der Darstellung 1
Thekla erkannt und damit auch für
zwei andere Krugreliefs, die schon be-
kannt, aber tticht gedeutet waren, die
Erklärung gegeben. Auch das Relief
eines in Achmim-Panopolis gefundenen
Elfenbeinkammes, das eine Orantin
mit Nimbus in Tunika, Mantel und
Kopfschleier zwischen zwei Löwen, nnb j
auf der anderen Seite die Danielfigur
aufweist, wird auf Thekla Al deuten
sein. Andere Theklabilder zeigen die
Heilige mit ihrem Lehrer Paulus zu-
sammen, so ein Elfenbeinrelief im Bri-
tischen Museum und das jüngere Wand-
gemälde der Kuppelfresken von El Kar-
geh, während das ältere Thekla auf dem
Scheiterhaufen vorstellt. An dein Mar-
seiller Sarkophag sieht eine Frau, wohl
Thekla, zu, wie Paulus vom Gefäng-
nis weg aus der Stadt hinausgeschleift
wird. Auf einem 1897 in Rom gefun-
denen Sarkophagfragment steht neben
deni Steuerinann eines Schiffes der
Name Paulus, an der Schiffswand
Thekla; auch ein Relief in der Kirche ’
z» Etschmiadzin stellt Paulus mit Thekla
dar.
Ein altes Mosaik in der Kathedrale
von Mailand bringt Thekla im Kerker
zwischen Schlangen zur Anschauung.
Lorenzo Costa (ca. 1460—1535) hat
sie gemalt mit der Palme in der Hand,
und einem weilen, braunen Mantel an-
getan (Bologna).
Die Theklabilder aus der neueren
Zeit stellen die Heilige regelmäßig als
Jungfrau dar, wie sie von Tieren um-
geben ist und eine Palme in der Hand
trägt. Auf dem Altargemälde in
Schmottseifen, Bezirk Liegnitz, erblickt
man neben Thekla loderndes Feuer,
einen Löwen, einen Bär, einen Stier
und Schlangen, über ihr schweben meh-
rere Engel, während sie selbst ein Kru-
zifix in die Höhe hält.
Wir haben bisher iiber die Vereh-
rung der hl. Thekla tni allgemeinen
und in gedrängter Kürze berichtet. Da-
bei mußten wir die verschiedenen Fas-
sungen der Theklalegende unberücksich-
tigt lassen; unberücksichtigt blieb auch
die Frage, woher die Theklareliquien
stammen, unberücksichtigt die Geschichte
der Theklaakten und unberücksichtigt die
geschichtliche Entwicklung des Thekla-
kultus in ihren Hauptzentren. Wer sich
für solche Fragen besonders interessiert,
mag in Befolgung des „versate manu"
sich besonders umsehen in den Veröffent-
lichungen aus dem Kirchenhistorischen
Seminar München, herausgegeben von
Professor Di-. A. Knöpfler: II. Reihe,
Nr. 7: Die Theklaakten. Ihre Ver-
breitung und Beurteilung in der Kirche.
Von Dr. Karl Holzhey, Lyzealprofefsor
Nur so viel mag noch hervorgehoben
werden, daß das Verdikt, welches Rom
iiber die Paulusakten ausgesprochen,
den Fluß der Theklaperehrung im
Abendland immer wieder gehemmt hat.
Wenden wir uns nun der wichtigsten
Frage zu, ivelche uns noch beschäftigen
soll, der Frage nach der Aufnahme der
hl. Thekla in das liturgische Sterbe-
gebet, oder noch genauer in das Libero,
welches einen besonderen Teil desselben
ausmacht.
Es wird so ziemlich allgemein ange-
Reliquien der hl. Thekla sind weit
verbreitet, (jut Jghre 1320 kam ein
Arm nach Barcelona und 1323 nach Tar-
ragoua. Das Haupt der Heiligen wird
tu Mailand verehrt. Weitere Reliquien
gelangten nach Chartres, Riez, Carnot
Venou, Bologna, Köln (Gereon), Riga
uud München (Michaelskirche).
Altchristliche Bilder von der heiligen
Thekla sind nicht allzu selten. Die
früheste und schönste Thekladarstellung,
die wir besitzen, ist zu sehen auf einer
Glasschale der ehemaligsn Sammlung
Herstatt, jetzt im Britischen Museum zu
London, beschrieben in der „Zeitschrift
für christliche Kunst" von Dr. Schnüt-
gen. (Jahrgang .1015, Heft 7.) Die Hei-
lige, als Orantin abgebildet, breitet
beide Hände aus und hat zu ihren
Füßen einen Stier.
Die Ausgrabung der Menasstadt in
der Libyfchen Wüste hat mehrere Me-
naskrüglein zutage gefördert, die auf
der einen Seite Menas, auf der anderen
eine weibliche Gestalt mit nacktem Ober-
körper an einem Pfahl zeigen, neben ihr
unten rechts einen Löwen, links einen
Bär, in halber Höhe zu jeder Seite einen
Stier. Wilpert hat in der Darstellung 1
Thekla erkannt und damit auch für
zwei andere Krugreliefs, die schon be-
kannt, aber tticht gedeutet waren, die
Erklärung gegeben. Auch das Relief
eines in Achmim-Panopolis gefundenen
Elfenbeinkammes, das eine Orantin
mit Nimbus in Tunika, Mantel und
Kopfschleier zwischen zwei Löwen, nnb j
auf der anderen Seite die Danielfigur
aufweist, wird auf Thekla Al deuten
sein. Andere Theklabilder zeigen die
Heilige mit ihrem Lehrer Paulus zu-
sammen, so ein Elfenbeinrelief im Bri-
tischen Museum und das jüngere Wand-
gemälde der Kuppelfresken von El Kar-
geh, während das ältere Thekla auf dem
Scheiterhaufen vorstellt. An dein Mar-
seiller Sarkophag sieht eine Frau, wohl
Thekla, zu, wie Paulus vom Gefäng-
nis weg aus der Stadt hinausgeschleift
wird. Auf einem 1897 in Rom gefun-
denen Sarkophagfragment steht neben
deni Steuerinann eines Schiffes der
Name Paulus, an der Schiffswand
Thekla; auch ein Relief in der Kirche ’
z» Etschmiadzin stellt Paulus mit Thekla
dar.
Ein altes Mosaik in der Kathedrale
von Mailand bringt Thekla im Kerker
zwischen Schlangen zur Anschauung.
Lorenzo Costa (ca. 1460—1535) hat
sie gemalt mit der Palme in der Hand,
und einem weilen, braunen Mantel an-
getan (Bologna).
Die Theklabilder aus der neueren
Zeit stellen die Heilige regelmäßig als
Jungfrau dar, wie sie von Tieren um-
geben ist und eine Palme in der Hand
trägt. Auf dem Altargemälde in
Schmottseifen, Bezirk Liegnitz, erblickt
man neben Thekla loderndes Feuer,
einen Löwen, einen Bär, einen Stier
und Schlangen, über ihr schweben meh-
rere Engel, während sie selbst ein Kru-
zifix in die Höhe hält.
Wir haben bisher iiber die Vereh-
rung der hl. Thekla tni allgemeinen
und in gedrängter Kürze berichtet. Da-
bei mußten wir die verschiedenen Fas-
sungen der Theklalegende unberücksich-
tigt lassen; unberücksichtigt blieb auch
die Frage, woher die Theklareliquien
stammen, unberücksichtigt die Geschichte
der Theklaakten und unberücksichtigt die
geschichtliche Entwicklung des Thekla-
kultus in ihren Hauptzentren. Wer sich
für solche Fragen besonders interessiert,
mag in Befolgung des „versate manu"
sich besonders umsehen in den Veröffent-
lichungen aus dem Kirchenhistorischen
Seminar München, herausgegeben von
Professor Di-. A. Knöpfler: II. Reihe,
Nr. 7: Die Theklaakten. Ihre Ver-
breitung und Beurteilung in der Kirche.
Von Dr. Karl Holzhey, Lyzealprofefsor
Nur so viel mag noch hervorgehoben
werden, daß das Verdikt, welches Rom
iiber die Paulusakten ausgesprochen,
den Fluß der Theklaperehrung im
Abendland immer wieder gehemmt hat.
Wenden wir uns nun der wichtigsten
Frage zu, ivelche uns noch beschäftigen
soll, der Frage nach der Aufnahme der
hl. Thekla in das liturgische Sterbe-
gebet, oder noch genauer in das Libero,
welches einen besonderen Teil desselben
ausmacht.
Es wird so ziemlich allgemein ange-