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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 1
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0020
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14 —

Klosterarztes Christoph Schwarz. Der-
selbe war sehr angesehen und wurde 1809
hier zum Gerichtsmann gewählt. Er
starb am 91. Oktober 1832. Von ihn:
besitzt die Stadtpfarrkirche Söflingen
noch ein silbernes Lavaboteller mit zwei
München und ein silbernes Rauchfaß
von sehr leichter und gefälliger Arbeit.

Auch die g r a p h i s ch e n K ii n st e
haben in Ssöflingen eine Heimat ge-
habt. Aus den Jahren 1509 und 1514
wissen wir von Erlassen des Rats in
lllm an die Drucker in Ulm und Söf-
lingen, die das Verbot enthalten, ohne
Verwilligung des Rats etwas zu drucken.
Danach müßte um diese Zeit in Söf-
lingen eine Buchdruckerei existiert
haben Z. Hochberühmt sind die S ö f-
l i n g e r Holz ft ö ck e, d. i. eine Reihe
von Holzstöcken, die etwa von der Mitte
des 15. Jahrhunderts an in Söflingen
gefertigt wurden. Mit Hilfe derselben
stellte das Kloster eine Reihe von Hei-
ligenbildern und Andachtsbildern her,
deren es für sich und seine Angehörigen j
oder als Andenken an Pilger und
Wohltäter bedurfte. Tie Stöcke waren
bis ins vorige Jahrhundert fast unbe-
achtet inr Besitze hiesiger Familien ge-
blieben, bis sie, von 'einem Altertums-
forscher entdeckt, in den Besitz des Ober-
studienrats Häßler in Ulm kamen, mit
dessen Sammlung sie 1872 in das User-
manische Museum nach Nürnberg wan-
derten. Sie sind von ganz hervorragen-
der Bedeutung, weil es überhaupt die
ältesten Stiicke dieser Art inr Nürnber-
ger Museum sind. Tie Stöcke find teil-
weise auf beiden Seiten geschnitten, so
daß ein und derselbe Holzftock zwei
Bilder ergibt. Meist sind sie 2—3 Zenti-
meter stark, nianche nur halb so stark.
Trotz des hohen Alters sind sie doch
noch gut -erhalten, so daß man nach
ihnen die neuen Abdrücke Herstellen
konnte, die sich auf der Ulmer Stadt-
bibliothrk befinden. Alte Abdrücke der-
selben scheinen bis setzt nicht bekannt ge-
worden zu sein.

Die Darstellungen sind kurz folgende:

Nr. 1 (doppelseitig): Christus anr

Kreuz (1440—1450); Dominikus auf der
Kanzel vor der Gemeinde, darüber Gott

ä) OA.-Äesch-r. lllm IT, S. 617.

Vater (1510—1520) mit den oben und
unten lesbaren Inschriften: „Sanct Do-
minikus ain ftifter brediger ordens"
und „Samte Dominice bitt gott vir
uns."

Nr. 2 (doppelseitig): Tod des hl. Se-
bastian; die hl. Dorothea, dem Jesus-
kind Blumen reichend, 1440—1450.

Nr. 3 (einseitig): S. -Helena mit dein
Kreuz in Landschaft.

Nr. 4 (einseitig): S. Brigitta am
Schreibpnlt, der die hl. Jungfrau mit
dem Kind erscheint (1450—-60).

Nr. 5 (doppelseitig): Tod Mariens
(1460—60): Maria (?) unter einein
Bannie, der die hl. Dreifaltigkeit in
Gestalt von drei Knaben Rosen bricht (?).

Nr. 6 (doppelseitig): S. Wendelin vor
einen! Kruzifix; die Enthauptung der
hl. Katharina.

Nr. 7 (doppelseitig): S. Ursula mit
Genossinnen (1460—70); Geburt Jesu
(1480—■ 1500).

Nr. 8 (doppelseitig): Kreitzaufrichtung
(1460—70); Sündenwäfche (ca. 1520).

Nr. 9: Die Erschaffung der Tiere.

Nr. 10 (doppelseitig): Erschaffung der
Eva; Beschneidung Christi.

Nr. 11: Ter Judaskuß (Nr. 9—11 aus
der Zeit von 1460—70).

Nr. 12 (doppelseitig): Geburt Ma-
riens; Begegnung Joachims und Annas
unter der goldenen Pforte (1460—70).

Nr. 13: Dornenkrönung.

Nr. 14: Christus erscheint dein Tho-
mas.

Nr. 15: Geburt Christi (1460—70).

Nr. 16: Auferweckuna des Lazarus
(1460—70).

Nr. 17: S. Sebastian (1460—70).

Nr. 18 (doppelseitig): Das Jesuskind,
Rosen tragend mit Unterschrift:

Ich will rosen brechen

Und will leyden uff myn frund trechen

Wer sunder lieb zw gott will han

Der soll billich alle zeit in leyde stan

Leyden soll er haben vil

Wer Gottes freundschaft haben wil.

Ails dem Rosenkorb geht eiir Flug-
band mit der Inschrift pac-iencda her-
aus (1470Ä-1480). Auf der anderen
Seite: Abschied Christi von seiner Mut-
ter (1480—1600).

Nr. 19 (doppelseitig): Fnßwaschnng;
Christus anr Oelberg.
 
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