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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 1
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0022
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16

eine Spur von X a f e I m o 1 e r e i aus
gotischer Zeit.

Prozessor W. Schund in seiner Mono-
graphie über Martin Schongauer in
Dohmes „Kirnst und Künstler 1876 1
reproduziert einen schon von Passavant °)
angeführten Brief eines Straßburger
Mönchs an eine Nonne des Klosters
Söflingen aus dem Jahre 1470. In
demselben trägt er der Adressatin auf,
sie solle der Aebtissin melden, er habe
in Colmar von Meister Martin erfah-
ren, daß dieser sich baldigst nach Söf-
lingen begeben wolle, um seine Arbeit
fiir das Kloster zu Ende zu siihren.
Dielleicht ist es der Knnstgeschichtschrei-
bung noch nicht bekannt, daß inr VI.
Brief der Amores Soeflingenses
ebenfalls von diesem Meister Martin,
das ist von M a r t i n S ch o n g a u e r,
die Rede ist. Dieser Brief ist adressiert:
,,venerabili ac religiosae Christoque
devote domine domine Cläre de Riet-
hain monasterii Sefflingensis“. ,,Da-
tum mit ylung sabbato ante Eliza-
beth reg(inae) 1462 C. v. R. nit an-
ders ewig.“ In diesem also schon 1462
geschriebenen Briefe heißt es gegen den
Schluß: „hie mit sag myn gebet! allen
ersinnen frnmen srowen vnd der abbis-
se n sag der M a r t i n maul e r
k u m p t selbs gen D l m, hautt
m i r v e r h a i ß <3 n i r d i e h a i l g e n
5 u a i n w >e r f f s n." Damit wäre ein
weiteres Zeugnis fiir die Tätigkeit Mar-
tin Schongauers in Söflingen gefunden.
Der Brief enthält viele interessante Be-
merkungen des Schreibers, offenbar eines
Ordensmannes, über die dem Kloster
anbefohlene Reform, die aber erst
22 Jahre nachher, 1484, zustande kam.
Darum ist also wohl anzunehmen, daß
Martin Schongauer wirklich nach Ulm
und Söflingen kam, um die Heiligen-
bilder zu entwerfen itnö wohl auch aus-
zuführen. Es ist immerhin kein schlech-
tes Zeugnis fiir das von inneren und
äußeren Nöten bedrängte Kloster, daß
es sich für seine künstlerische Bereiche-
rung interessierte imb gleich leinen so
bekannten und beriihmten Meister bei-
zuziehen suchte, lieber das Schicksal von
Bildern Schongauers in Söflingen ist

') Peintve-Goaivenr, Leipzig 1860, S. 10/.

lediglich nichts bekannt. Das Seelbuch
des Klosters von 1753, das die Abschrift
des ersten alten Seelbuchs und dessen
Weiterführung ist, berichtet S. 146 von
einem Altärlein mit vergoldetem eng-
lischen Gruß, das eine Stiftung des in
Söflingen begraben liegenden Johann
Christoph von Ehingen war. Es ist
aber fraglich, ob dieses Bildwerk mit
Martin Schongauer in Verbindung ge-
bracht werden darf.

Außerdem daß das Söflinger Kloster
sich an auswärtige Künstler für seine
Bedürfnisse wandte, scheint es seit den
ältesten Zeiten schon einen Kloster-
maler, der hier ansässig war, beschäf-
tigt zu haben. Wie ich aus dem Munde
der jetzigen Einwohner höre, hatten die
Aebtissinnen die Gewohnheit, ihre Por-
träts malen zu lassen. In einem Pri-
vathaus, das beim Brande der Zehent-
scheuer im Jahre 1902 mitabbrannte,
waren eine ganze Reihe von Bildern
der Ordensschwestern verbrannt. So
befindet sich heulte nichts Derartiges
mehr in Söflingen, als eine alte „ver-
restaurierte" Holztafel, die Kreuzigung
Christi mit landschaftlichem Hinter-
gründe (Stadt) darstellend, auf der meh-
rere Wappen, darunter auch das der
Ehinger von Ulm, angebracht sind. Das
Bild stammt aus dem Anfang des 16.
Jahrhunderts rmd befindet sich im
Stadtpfarrhause.

Aus späterer Zeit jedoch, besonders
aus dem 18. Jahrhundert, ist uns eine
Reihe von Klostermalern oder fremden
Malern, die kürzere oder längere Zeit
hier wirkten, bekannt geworden. Die-
selben haben auch in manchem Söflinger
Kinde den Sinn für die edle Kunst ge-
weckt, und so brachte das 18. Jahrhun-
dert eine Anzahl von zum Teil tüchti-
gen und sogar berühmten Söflinger
Malern hervor.

Von f r e m d e n Male r n, die hier
beschäftigt waren, seien genannt: Jo-
hann Georg W 0 l ck e r. Ob der-
selbe nicht mit einer in Söflingen an-
sässigen Familie Wolcker verwandt war?
Im Taufregister dahier erscheint von
1645—1657 ein Ehepaar Wolcker, Mat-
thias und Katharina, und deren Sohn
Matthias (oder Matthäus), geboren
20. September 1649. Letzterer Warner-
 
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