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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 2
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0047
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41

große Anzahl von Soldaten auf einen
christlichen Soldaten oder Hauptmann
und eine Schar von Christen ein und
haut sie mit dem Schwerte nieder. Von
Engeln umgeben, erscheint Christus in
den Wolken. Die Maße des Entwurfs
sind 42 X 26. Nicht signiert, aber
zweifellos von Enderle. Das Blatt ist
für die Ausführung quadriert.

13. Ein kleines quadriertes Blatt,
Farbenskizze: Das heiligste Altarfakra-
ment. Ans einer Art Altaranfsatz, desi
seu Fuß die vier Evangelistensymbole
bilden, über denen aus dem siebenfach
versiegelten Buch und Kreuz das Lamm
ruht, erhebt sich eine Monstranz mit der
heiligen Hostie, darüber eine Franen-
gestalt, Maria, mit Aehre und Wein-
traube in den Händen. Links davon
Johannes der Täufer, auf das Lamm
hindeutend und sein eeee Agnus spre-
chend, etwas unter ihm Johannes der
Evangelist mit geöffnetem Buche, er-
kennbar an dem Adler mit Tinten-
faß, der ihm bei gegeben ist. Rechts
Engelgruppen, von denen einer eine
Trompete hält. Unter diesem von Wol-
ken umgebenen Oberstück erhebt sich in
der Mitte eine Rundkirche. Aus einer
Balustrade davor ruhen Mitra, Tiara,
ein Kissen mit den Schlüsseln und das
dreifache Kreuz. Links eine Gruppe
von Anbetern des Allerheiligsten, rechts
eine Gruppe von Jrrlehrern oder Un-
gläubigen, die eilig davonfliehen, lieber
ihren Häuptern liest man: nescierunt
Bacramenta Dei Sap. 2. Das Blatt
ist nicht signiert, 31 Zentimeter lang,
26 Zentimeter breit.

14. Dieses letzte Blatt enthält einige
mythologische Szenen über die Göttin
Pomona. Es ist vom Künstler gezeich-
net: Enderle fec. und mit einer eigen-
händigen Erklärung versehen, die lau-
tet: „Pomona, eine Göttin, hatte ihren
sonderbahren Lust in Pflanzung und
Zurichtung ihres schönen Gartens,
wolte auch von keinem Mann wissen:
Vertumnus kam zu ihr in unterschied-
licher Gestalt, sie zu seiner Liebe zu be-
reden, und weil er nichts erlangen kann,
kombt er als ein alt Weib und erzehlt
folgende Geschieht von Anararete, einer

I Jungfrau, von welcher Jphis ein Jüng-
ling so verachtet ward, daß er sich er-
hänkte under ihrer Thür, und als sie
den todten Leichnam erblicket, wurd sie
zu einem Stein: solche Geschicht bewe-
get Pomonam, daß sie Vertumnum sei-
ner Bitte gew ehret und heyrathet." Auf
den beiden Schmalseiten der Zeichnung
ist Pomona dargestellt im Garten ar-
beitend, unter einem Baume von der
Arbeit ruhend, Früchte sammelnd und
Pflanzen begießend. Die ganze Mitte
des Bildes nimmt die Hauptszene ein.
Auf stark verkürzten Säulen hält Amor
mit dem Bggen und ein Satyr einen
gewaltigen Vorhang, von dem der Ad-
ler des Zeus herabschwebt. Auf einem
Ruhepolster ist Pomona halb sitzend,
halb liegend hingegossen unb lauscht der
Erzählung einer alter: Frau, während
aus der anderer: Seite ihre Gefährtin-
nen Körbe rnit Obst und Pflanzen in
Töpfen herbeibringen. Im Vorder-
gründe spielen und vergnügen sich Ge-
nien rnit dem Obste. Die Adaße sirrd
44 X 25 Zentimeter.

Dnrch die Betrachtung dieser Zeich-
nungen rrrrd Entwürfe haben wir einer:
Blick gewonnen in die Werkstätte des
Künstlers. Wir erkennen vor allem die
sorgfältige und ins Einzelne gehende
Vorbereitung des Meisters für seine
Werke, die er mit nur ganz gering-
fügiger: Abweichungen genau nach den
Zeichnungen auszuführen gewohnt ist.
Wir sehen, wie er nicht bloß auf kirch-
lichen: Gebiet zr: Hause ist, sondern daß
er arrch die profanen Stoffe zrr meistern
versteht, m welch letzterer Hinsicht wir
ihm in: Verlauf der Betrachtung seines
Wirkens nochmals begegnen werben.
Wir finden ihn irr der Stoffwahl eifrig
in: Studium der damals weit verbrei-
teten Leigenden begriffen, die feine künst-
lerische Phantasie befruchten. Endlich
geben schon diese Zeichrmngen und Skiz-
zen ein Bild von den ganz hervorragen-
den Kenntnissen und Fähigkeiten des
Meisters in Zeichnung, besonders in der
Perspektive irnd Farbengebung.

Es sind aber nicht nur große Arbei-
ten, die aus seiner Werkstätte hervor-
gehen. Neben den Werken, welche an
 
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