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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 3
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0064
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58

Heiligen Langest eilt, das er in seiner
Verbannung auf dem Chersonnes wirkte,
Um er den Christen, die in den Mar-
morbrüchen arbeiten nnchten und denen
es an Wasser gebrach, solches aus einem
Felsen schlug. ?fnf sein und der Chri-
sten Gebet sah er nämlich auf einem
Felsen ein Lamm. Er stieg zu ihm hin-
auf und schlug auf den Platz, wo das
Lamm gestanden, mit einem Pickel,
worauf ein reicher Brunnquell sich er-
goß 2S). Das Bild zeigt gerade, wie der
heilige Papst an den Felsen schlägt, auf
dem das Lamm steht, worauf das Was-
ser hervorströmt zum Staunen der vie-
len Gläubigen, die anbekend niedersin-
ken. Alles ist in duftige, farbenfreudige
Landschaft hineingemalt, so baß das
Bild ein wahres Kabinettstück der En-
derleschen Muse ist.

Links oben ist dargestellt, wie Papst
Klemens als Lehrer des Volkes tätig
ist, das er zum Christentum bekehrt,
ebenfalls ein ganz nettes Bildchen.
Rechts oben steht er als Spender des Sa-
kraments der Taufe, der eine Anzahl
von Gläubigen in Freude, eine Anzahl
von Götzenpriestern in Neid und Wut
zusehen, alles in sehr schöner Landschaft.

lieber der Orgel findet sich das Ge-
mälde des hl. Klemens in der
Glorie und als Schutzherr. Der aus-
nehmend schönen Figur des Heiligen im
Himmel steht gitr Seite ein Engel mit
dem Anker, darunter links zu dem Hei-
ligen fliehendes Volk, das ihn, um sei-
nen Schutz bittet; rechts die Kirche von
Herbertshofen unter seinen Schutz ge-
stellt.

Ungefähr in der Mitte der rechten
Längswand ist in eine Vertiefung der
Wand eine sehr gute Pieta gemalt.
Um das Kreuz flattert das Tuch, Engel
schweben in den Wolken. Unterm Kreuz
Maria und Johannes; auf dem Schoße
Mariens ruht der Leichnam, dessen Haupt
an der Brust Miariens lehnt und dessen
Füße auf die Erde niedergesunken sind.
Darunter halten zwei hübsche Engel-
putten die Jnschrifttafel. Das Gemälde
ist -al fresco und bezeichnet: J. Enderle
pinxit.

2S) Siehe Brevier, 33. Nov. lectio V.

Ihm gegenüber, an der Linkswand ist
ebenso eine prächtige Kreuzigung
mit Magdalena gemalt, im Hintergrund
Jerusalem. Die Figur Christi und die
Draperie des Lendentuches sind vor-
züglich. In der Ecke links sehen wir
noch die Weltkugel, auf der der Para-
diesesbaum gemalt ist, unter dem Adam
und Eva sündigen. Auf diese Kugel
fließt aus der Seite Jesu vom Kreuze
herab das erlösende Blut.

Von Enderle sind ferner die 16 Sta-
tt o n e n b i l d e r, die in ihrem ganzen
Entwurf und in der Ausführung fast
ganz mit den Stationen von Söflingen
(1756) übereinstimmen, nur sind sie viel
kleiner und -al fresco auf die Wand
gemalt in Rokoko-Stuckumrahmung, teil-
weise zu zwei oder drei verbunden und
sehr schön in Farbe und Zeichnung.

Unter diesen StaUonenbildern sind
ebenfalls in Stuckrahmen Vierpaßbilder
der 12 A p o st e I in Halbfiguren, gelb
in gelb gemalt. Die Gesichter sind sehr
gut individualisiert.

Auch die zwei Bildchen in den Beicht-
st uhlaufsätze n: David' mit der

Harfe, und Petrus als Büßer, sind zwei-
fellos von Enderle.

Die im -ganzen 37 Bild-er Enderles
bilden einen wunderbaren Schmuck der
Kirche.

Genderkingen 1766.

Mit den Arbeiten in Herbertshofen
und Söflingen war das Jahr 1764 wohl
gut ausgefüllt. Schon im nächsten
Jahre treffen wir den Meister tätig in
einer anderen Kirche unweit von Donau-
wörth, in Genderkingen, an der Bahn-
linie Donauwörth—Ingolstadt gelegen.
Die den Apostelfürsten Petrus und
Paulus geweihte Kirche ist in neuerer
Zeit restauriert worden. Die Gemälde
beziehen sich im großen und ganzen auf
diese beiden Apostel.

Im Chor ist das Hauptbild: Petrus
und P a u l u s mit Mariä Krö-
nung. Im Vordergründe unken kniet
auf Wolken Petrus, dem ein Engel die
über einem geöffneten Buche liegenden
Schlüssel hält, rechts kniet Paulus mit
Buch und Schwert in der Hand. Ueber
ihnen schwebt Maria in dem für En-
 
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