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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 3
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0072
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66

Predigt den Heiden. Unterschrift: sur-
sis auditmn. Ein Enget daneben trägt
eine Schriftrolle: dedit illis qninque
talenta. e) Martinus berührt einen
Toten und erweckt ihn, wobei eine An-
zahl Leute in großer Verwunderung
stehen. Unterschrift: mortuis tatctran.
Ein Engel trügt ein aufgeschlagenes
Buch mit der Inschrift: ecce .adia

qninque lucratus est. f) Das Mittel-
bUd der oberen Empore stellt die Kirche
von S ch w a b m ü htha u s e n dar.
Rechts davor knien Männer, deren vor-
derster eine Schriftrolle trägt: denn

lündaba. DCCXXXVIII; vor der Kirche
steht ein Baum mit Jnschrifttafel: kir-
nüter proteeka dlOEXXXlII; links
kniet ein Abt mit Priestern, mit dem
Bauriß der Kirche und der Schrift:
noyiter aedificata MDOCLV1II. Es *
ist der Abt von Rottenbuch und die Pfar-
rer der Gemeinde.

In der Vorhalte (Vorzeichen) der
Kirche malte Enderle ein Armensee-
lenbild: ein Engel hält Kelch mit
Hostie und Rosenkranz über dem Feg-
fener. An der Decke des Vorzeichens
hält ein Engel eine Seele (Gestalt eines
Mädchens) au der Hand und weist es
hinauf zur heiligsten Dreifaltigkeit, wäh-
rend ein anderer Engel Palmzweig und
Kranz entgegenhält. Ein drittes Bild,
das an dieser Stelle war, wurde abge-
schlagen, um einer Gedenktafel Platz zu
machen.

In der S a k r i st e i befindet sich eben-
falls ein Freskobild: Petri F u tz -
w a s ch u n g, eine Mahnung zur guten
Vorbereitung auf die heilige Messe. Es
ist sehr hübsch und kühn hingeworfen.
Eiust waren auch ötie Kästen in der Sa-
kristei von Enderle beinalt worden. Auch
an das Schulhaus, wo Enderle seiner-
zeit wohnte, malte der Künstler ein
Fresko. Es scheint, daß diese ganze sehr
umfangreiche Arbeit im Jahre 1759 voll-
endet wurde. Das Hauptfresko, Leben
des hl. Martin, ist signiert: Luderte
pinxit 1759.

Im Jahre 1762 malte der Meister so-
dann für diese Kirche das Hauptaltar-
bild: St. Martinus vor M a r i a
in der Glorie. Er trägt die Gans in

der Hand, unten ist das Dorf Schwab-
mühlhausen gemalt. Ein Engel bringt
dem Heiligen die Herzen seiner Verehrer
unb Schutzbefohlenen entgegen. Die
Signatur heißt: J. B. Enderle pin-
xit 1762.

Zu gleicher Zeit hat Enderle auch die
beiden Seiienaltarbläkter gemalt, aus
die rechte Seite einen hl. Achatius mit
Genossen, der aber nicht mehr vorhan-
den ist, links Mariä Opferung, ein Bild,
das jetzt stark übermalt ist. Dagegen
sind die Oberaltarbilder dazu, St. Aloi-
sius und Peter Forrer noch an ihrem
Platze.

Einige interessante Bemerkungen zu
diesem großen Werke bieten die Pfarr-
bücher. Da heißt es: Der Herr Pfarrer
zu Prittriching Johann Georg Sporer
habe wegen Malergedanken zur Fresko-
arbeit 10 Gulden und wegen der Ge-
danken zum Choraltar 6 Gulden 15
Kreuzer erhalten. Dieser Herr ist also
der Urheber des Gedankenreichtums, der
in dieser Freskoarbeit sich offenbart.
Und die dankbare Zeit hat seine Gedan-
ken anch honoriert!

Die Stiftungsrechnung sagt, daß En-
derle für Freskoarbeit erhalten habe
424 Gnlden, wozu noch für seine Ehe-
frau „auf Anhalten" ein Geschenk von
0 Gulden kam. Ferner erhielt er für
Malung eines Oelbergs (nach dem Mu-
ster von U. L. Frau von Peißenberg)
und von vier Evangelisten, einer Türe
im Chor, Reparierung der (alten?) Al-
larblätter 32 Gulden. Für die beiden
Obevaltarbilder, Aloisius und Peter For-
rer, erhielt er 12 Gulden, fiir das Hoch-
altarblatt 55 Gulden.

Damit war seine Arbeit in Schwab-
mühlhausen noch nicht beendet. Am
Wege nach Kleinkitzighofen steht vor dem
Orte eine St. Rochuskapell e. In
dieselbe malte er zwei Seitenaltarbilder:
a) St. Agatha. Sie kniet neben einem
Engel, zwei andere Engel halten schwe-
bend die abgeschnittenen Brüste der
Märtyrin, ein Engel zeigt ihr den Sie-
geskranz. b) St. Johannes der Evan-
gelist, fein Evangelium schreibend, mit
einem Engel. Die Kapelle enthält noch
14 kleine Stationenbilder in hübschen
 
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