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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 2
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König: Die Veitskapelle in Mühlhausen a. N.
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0045
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- 43

S t. 'Veitskirche' in Mühlhausen a. N.
Mit Erlaubnis des K. Landeskonservatoriums.

tt Sohn des Kaisers fest. Darüber ist
im kleineren die Szene angebracht, wie
mit Musik ein lustiger Reigen, Braut
und Bräutigam an der Spitze, heran-
kommt, der hl. Vitus sich aber abwendet
und flieht. Während der Folterung
sieht man das Erdbeben losbrechen, die
Henker zil Boden sinken und den Kaiser
zurücktreten und an seine Stirne schla-
gen. Dahinter breitet sich eine Land-
schaft mit Meereshintergrund ans; da-
selbst wird der Leichnam des Heiligen
a>tf Geheiß des hl. Florentin sortgetra-
gen, ein Engel schwebt voran. Die pla-
stischen Figuren der Staffel des Altars
fehlen. Die Malereien des Hochaltars
zeichnen sich bei aller Mangelhaftigkeit
der Komposition und der Technik iiber-
haupt durch den „glücklichen Ausdruck

von Gedanken und religiö-
sen Empfindungen aus, die
nachempfunden werden soll-
ten" (Heideloff). Es siiid
einzelne Köpfe darunter voll
Naturwahrheit, bestimmter
Physiognomie und Charak-
teristik. In der Bewegung
herrscht Würde und Riihe.

Auch die Rückwand des
Schreins war bemalt. Doch
sind diese Malereien arg ver-
dorben. Hinter der Staf-
fel ist ein Bild angebracht
mit Veronika und dem
Schweißtuch und zwei En-
geln. Ails der Rückseite des
Schreins ist dieselbe Dar-
stellung wie auf der Rück-
seite der böhmischen Tafel.
Das ist ein Beweis, daß
jene Tafel zuvor den Hoch-
altar schmückte. Man wollte
sie aber nicht entfernen, ohne
die Inschriften und Daten
mit den Bildern der Stif-
ter zu vereinigen und malte
nun die ganze Rückwand
der Tafel auf die Rückseite
des Schreins ab. — Der
Aufsatz über dein Schrein,
früher wohl reicher, doch
noch immerhin gut erhal-
ten, ist ein leichtes architek-
tonisches Gerüst, durchsloch-
ten mit geschnitzten Verzie-
rungen, die vergoldet sind. Dasselbe ist in
drei Hauptfelder durch Fialen abgeteilt,
zwischen welche freies Stab- und Maßwerk
gespannt ist, das sich in der Mitte
zu einem Baldachin wölbt und zil
beiden Seiten zu geschweiften Spitz-
bögen ordnet. Darunter befinden sich
bemalte Figuren, linter dem Baldachin
der hl. Vitlls im Kessel (cf. Heidelofs).

Von besonderem Interesse sind so-
dann die beiden Nebenaltäre; es sind
dies Baldachin- oder Ciborien-Altäre
und in der kunstgeschichtlichen Forschung
vielfach besprochen.

„. . . Bekannter sind die beiden Eibo-
rien in Mühlhausen. Sie sind von
verschiedener Höhe lind ruhen beide aus
schlichten Pfeileril. Der nördliche hat
ein Netzgewölbe, desseil frei ragende Rip-
 
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