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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 1 (1919)
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Johner, Moritz: Die drei hl. Elenden in Hürbel und Rechtenheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0014

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Figuren zu Hürbel einer frühen Zeit
angehören, eine hohe Bedeutung zu. Sie
sind aber nicht in der Lage, diese Frage
zu bejahen. Während der eine Verfas-
ser den ihm aus HürbÄ zugegangenen.
Bericht hypothetisch nimmt, schreibt der
andere: „Einte unserer ersten Kunst-

autoritäten glaubte die Männlein ins
l6. oder 17. Jahrhundert weisen zu müs-
sen. Vom Stilcharakter des 16., Jahr-
hunderts scheint man auf den ersten
Blick keine Spur zu finden. Andere
wollen sie der Gewandung wegen selbst
dem 14. Jahrhundert zuweisen." Ich
veröffentlichte hier erstmals die Bilder
der drei heiligen Elenden in Schwaben
und iiberlasse es dem kunstsinnigen Le-
ser, sich sein Urteil selbst zu bilden. Nach
meiner Ansicht sind die Hürbler Statuen
frühestens im 17., wenn nicht gar 18.
Jahrhundert entstanden; ich will mich
aber gerne eines Besseren belehren las-
sen; denn für mich spielen sie insolange
eine nebensächliche Rolle, als der Be-
weis dafür fehlt, daß sie auch schon im
16., ja 16. Jahrhundert in Hürbel ge-
standen sind. Diesen Beweis hat nocb
niemand erbringen können. Die An-
sicht, daß die Verehrung der drei heiligen
Elenden in Hürbel bis in das Ende des
Mittelalters hinaufreichen könne, steht
also, soweit sie sich auf den Stil der
Hürbler Figuren stützen will, auf recht
unsicheren Füßen.

2. Der Kupferstich von 1751 bildet
dir drei heiligen Elenden in Höhlen ab
und weist damit ohne weiteres auf Et-
ting bei Ingolstadt hin. Im Gegensatz
dazu steht die aufgedruckte Bezeichnung:
„Patroni in Hürbel". Es wäre inter-
essant, zu erfahren, ob alle in Otto-
beuren hergestellten (Exemplare diesen
Aufdruck tragen oder ob, wie man ver-
muten möchte, nur einr bestimmte An-
zahl derselben, die für Freyberjgisches
Gebiet in Aussicht genommen war, da-
mit bezeichnet worden war. Jedenfalls
findet sich in dem ganzen Merkchen B.
Wurms, dem der Kupferstich als Vor-
setzblatt diente, arrch nicht einmal der
Name Hürbel. Soll der Aufdruck „Pa-
troni in Hürbel" den Eindruck erwek-
ken, als ob von ihnen in dem genannten
Buche die Rede sei? Aus der Zahl der
noch jetzt in der Gegend von Hürbel

und Rechtenstein vorhandenen Exem-
plare inuß man schließen, daß das wirk-
lich auch dort geglaubt wurde. Auffal-
lend ab'er ist und bleibt es immerhin,
daß alle Gebote der Vorsicht bedenken-
los außer acht gelassen wurden. Wie
konnte man auch einer Bevölkerung ein
Bild der drei heiligen Elenden vorlegen,
das mit der ihr wohlbekannten Darstel-
lung in Hürbel nicht die geringste Aehn-
lichkeit hatte? Endlich wird jeder Unbe-
fangene durch den Wortlaut in die Ver-
suchung kommen, anzunehmen, als han-
delte es sich bei diesen „Patroni in Hür-
bÄ" um di? Patrone der Pfarrkirche,
was durchaus nicht der Fall ist. Zu kei-
ner Zeit, auch nicht im Jahre 1751, sind
die drei heiligen Elenden Kirchenpatrone
in Hürbel gewesen. WennNägele schreibt:
„Kenntnis und Verehrung des Kirchm-
patrons, St. Alban, mußte zurücktreten"
(S. 309), so steht das nicht im Einklang
zu dm Reinstetter Direktorien (Gottes-
dienstordnungen) des 18. Jahrhunderts,
den Rubriken der Abteirechnungen von
Ochsenhäusen und den Taufregistern.
In den Direktorien von Reinstetten,
wohin HürbÄ- von 1407 bis 1827 ge*
hörte, ist wohl für das Fest des heiligen
Alban und für die Kirchweihe eine grö-
ßere Feierlichkeit angeordnet, aber nie
für ein Fest der heiligen drei Elenden.
Ein Fest dieser Heiligen ist nie erwähnt,
nicht leinmal ihre Namen sind genannt.
Aus den Abteirechnungen erfahren wir,
wer als Festprediger von Ochsenhaufen
nach Hürbel geschickt wurde, aber aucf
hier stoßen wir auf keine Spur der drei
heiligen Elenden, wenigstens nicht in
den Jahren 1749—62, die ich eigens
durchgegangen habe. Irl den Reinstet-
ter Taufregistern kommt &:i Hürbel
und Zillishausen 1662—1807 der Tauf-
name Alban 31mal vor. Sieht man
von der freiherrlichm Familie, auf die
wir noch zurückkommen werden, ab, so
erscheint im gleichen Zeitraum der Name
Herenäus gar nie, Quardanus nur
einmal, Archus viermal und einmal Al-
ban Archus. Man sieht daraus, daß von
einer Hintansetzung des Kirchenpatrons
nicht gesprochen werden kann.

Das einzige, was uns der Stich von
1761 sagt, ist die Tatsache, daß zrr Hür-
bel 1761 die drei heiligen Elenden ver°
 
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