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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 1 (1919)
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Johner, Moritz: Die drei hl. Elenden in Hürbel und Rechtenheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0016
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und der Jda Maria dorr Stein zu Rcch-
tenstein, nämlich der 1694 geborene, 1729
mrt Maria Theresia Eleonora von Frey-
berg und Eisenberg in Justingen und
Altheim vermählte I o ha n n Chri-
st o p h von Freybe r g u n d Eisen-
berg i n H ü r b e l. Aus d er Schar
seiner Untertanen erhält 1730, 1733,
1746, 1760 je einer den Namen Archus,
1735 Quardanus. Es ist sehr beach-
tenswjert, daß vor der Verehelichung, der
beiden von Freyberg fein Kind in Hür-
bel auf den Naimm eines der drei hei-
ligen Elenden getauft wurde. In die
Zeit des Johann Christoph von Frey-
berg fällt nicht nur die Errichtung des
prächtigen Rokokoaltars zu Rechtenstein,
sondern auch die Ausgabe des Kupfer-
stichs von 1751. Ihn und seine Gemah-
lin haben wir als die Hauptverehrer
der drei heiligen Elenden anzusehen, und
in ihren Fußstapfen wandelte ihr Sohn
Johann Anton von Freyberg und Eisen-
berg (1737—1799), der neben anderen
Namen, aber nicht als Rufnamen, auch
die Nanren der drei heiligen Elenden
seinen Söhnen beilegte. So nannte er
den ersten 1764 Archus, den zweiten
1767 Herenäus, den dritten 1772 Quar-
danus und, als der erste gestorben war,
den vierten 1778 wieder Archus. Auch
von seinen Untertanen erhielt eina 1778
den Namen Alban Archus.

Wie kommen aber die von Freyberg
zu dieser besonderen Verehrung der drei
heiligen Elenden? Darüber erhalten wir
Aufschluß in der handschriftlichen Chro-
nik 3) des P. Hieronymus Wirth von
Ochsenhausen, gestorben 1760. Zwei-
mal beschäftigt er sich mit den drei Hei-
ligen Elenden in Hürbel. Seine Be-
richte fließen zwar ineinander, wegen
ihrer Bedeutung gebe ich sie aber wört-
lich in deutscher Uebersetzung wieder:
„Es waren einst," schreibt er S. 70, „in
unserer Nachbarschaft Ritter, von Hin-
dersingen genannt, aus Schottland stam-
mend, die sogenannten Bilgräm, so im
Elend viele Jahrhunderte lang gepilgert
sind. Diese saßen einst in Reinstetten,
wo sie -eine Mühle hatten, welche sie un-
serem Kloster verkauften. Biele dersel-
b u wurden vor Jahrhunderten nach
einem seligen Tod in der Kirche zu Hör-

st Ltaatsarchib Stuttgart.

bel begraben, wo durch ihre Fürbitte auf
das Gebet der (Uäubig. n hin viele Zei-
chen geschehen und Krankheiten geheilt
werden. Sie kommen den Gläubigen
in ihren Anliegen zu Hilfe." S. 133
bemerkt er: „Die Brüder von Hinder-
sing, deshalb Eilend genannt, weil ihre
Vorfahren, aus Schottland oder Irland
stammend, einst in Deutschland in der
Verbannung umherzogen, mit ihren
eigenen Namen Achat ins, Quartanus
und Hyrenäus, deren Leiber in der
Kirche zu Hürbel unter einem Stein
ruhen,, der mit einem Kreuz bezeichnet
ist, iv i e m an b e r ichte t, Verkauften
unserem Abt Nikolaus I. im Jahre 1411
für 14 Pfund Heller eine Mühle in
Reinstetten. Mit ihren eigenen Namen
hießen sie Ulrich und Johannes Ellend
von Hindersingen. Gegeben am Mitt-
woch tri der Osterwoche (15. April) 1411."
In diesen Berichten Wirths ist Wahrheit
und Dichtung enthalten. Dichtung
ist die Angabe, daß die von Hindersingen
aus Irland oder Schottland stammten,
eine Angabe, die Wirth unmöglich aus
den alten Ueberlieferungen seines Klo-
sters geschöpft haben kann, sondern die
ihni nur in Hürbel, wohin die Legende
von Etting bereits gedrungen sein mußte,
mitgeteilt worden sein kann 4). Beweis
dafür sind die Ettinger Namen, die übri-
gens Wirth nicht einmal recht kennt.
Wahrheit dagegen ist, daß der Orts-
udel von Reinstetten und Hürbel, mit
dem die von Freyberg verwandt waren,

! voir altersher die Bilgram oder Ellend
i hieß. Ein Pilgrim de Hurvile kommt nach
Pfaff in einer Urkunde von 1105, ein
Peregrin 1226 vor. Nach der Biberachsr
Oberamtsbeschreibung war ein Pilgeri-
nus de Hürbele Zeuge eines Tausches,
den Gras Rudolf von Chur (Montsort)
mit Graf Eberhard von Kirchberg
machte. Pllregrinus de Hurewin wird
1237 ifrater nobilis viri de Vorbei g
genannt. (Bergt, von Alberti, Adels-
bücher S. 358.) In einem Gutenzlller
j Kaufbrief von 1307 tritt zu Heimertin-
gen ein Heinrich Bilgerin als Bürge
ans. Im Liber quartarum von 132-1

9 P. Hieronymus Wirth teer von 1636
■an 'viniige Jahve Kooperator ln Me-mistettien
und hatte als solcher auch Hürb>el zu Uer-
j sehen.
 
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