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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 1 (1919)
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Johner, Moritz: Die drei hl. Elenden in Hürbel und Rechtenheim
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Effinger, Franz Xaver: Ein verloren gegangenes Kunstwerk der Wengenkirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0018

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Juni 1750 L-eichettg-ottesdieitste tu Hürbel
abgehalten. Er hieß Franziskus, üb. baro
de Freyberg, Malteser. Von Etting be-
zogen die von Freyberg auch die bildliche
Darstellung ihrer Heiligen. Aus den 31t
Etting beliebten und in den Votivtafeln
zutn Ausdruck gekommenen Auffassungen
der drei heiligen Elenden bevorzugten
sie die Darstellung ihrer Heiligen als
Ritter und Pilger. Wahrend aber ans
deur Kupferstich imb bei den Hürdlern
Skulpturen- nur der Vater bärtig ist,
tragen die Heiligen der Rechtensteimr
Statuen alle Bärte.

Zieht mau endlich in Betracht, daß die
Verehrung der drei heiligen Elenden
beim Volke in Hürbel heutzutage eine
ganz geringe ist, daß tnan sie hauptsäch-
lich nur in Kinderkrankheiten anruft,
daß niemand ihren Tag kennt noch ihr
Grab, daß man sich nur noch 'erzählt,
sie hätten auf ihrer Durchreise nach
Bayern am Brunnen beim alten Weiher
in Hürbel ihre Pferde getränkt oder eine
Zeitlang im Schächele beim Hengstberg
gehaust, so ivird man nicht sagen können,
sie seien „Volksheilige, Heilige von Vol-
kes Gnaden" gewesen. Volksheilige hät-
ten sich zäher und länger bei dein Volke
behaupten miisfcn. Wie tief die Vereh-
rung der drei heiligen Elenden beim
Volke seinerzeit Wurzeln geschlagen hat,
entzieht sich unser.'r Kenntnis; aber wir
verstehen, wie eine Verehrung, die künst-
lich in das Volk von einer Herrschaft
hineingetragen irnirde, mit dein Ver-
schwinden dieser Herrschaft auch znrnck-
gvhen mußte Z.

Die Patroni in Hürbel find nacf) den
Ergebnissen unserer Untersuchung nicht
Heilige der Pfarrkirche voir Hürbel,
nicht Heilige des gewöhnlichen Volkes,
sondern, nur eine FanWentraditunt
ganz richtig bemerkt, „s p e z i e I l F r e y-
b e r g s ch e Heilig e" ttnd auch das
nicht vor dein Anfang des l8. Jahrhnit-
derts.

p Daran hat -auch idie Schaffung «mes
neuen, schöner: Altars, -der anläßlich des
Kircheml-mbaus in Hürbel ans den: Atelier j
Theodor Schnells -her-vorHSgiangen ist. nichts
mehr ändern können.

Li,t verloren gegangenes Runst-
werk der Wengenkirche.

Von Garnisonpfarrer E f f i n g e r, Ulm.

Im 16. und beginnenden 16. Jahrhun-
dert bestattd ht Ulm eine blühende Ma-
lerschule, die nicht bloß in Ulm und
Oberschwaben, sondern in ganz Süd-
deutfchland Spuren ihrer künstlerischen
Tätigkeit hinterkaffen hat. Die Maler
hatten sich zu einer Gilde bereinigt, Die
int Wengen kloster ihren Sitz und den
hl. Lukas zu ihrem Patron hatte. Um
die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert
standen an der Spitze dieser Lukasbrn-
derfchaft die berühmten Meister Hans
Schüchlin und dessen Schwiegersohn Bar-
tholomäus Zeitblom, die in Verbindung
mit ihren übrigen Zunftgenosfen nn
Chor der Wengenkirche einen herrlichen
Hochaltar stifteten. Von der Wertschä-
tzung vergangener Zeiten gegenüber die-
sem Kunstwerk zeugt eine Bemerkung
d es Prälaten M ich-a-el Knett (Mich a-eIUI.
1754—1765) in seiner Geschichte des
Wengenklosters, wonach Herzog Wil-
helm 'V. von Bayern im Jahre 1613 an-
läßlich eines Besuches im Wettgenkloster
'den Altar gesehen ttttd von seiner Schön-
heit so sehr entzückt gewesen sei, daß er,
nach München zurückgekehrt, dem Propst
Georg Bohner (1610—1635) den Wunsch
ausgesprochen habe, ihm gegen entspre-
chenden Preis bert Altar zu überlassen.
Der Propst begegnete dun ihm offenbar
unangenehmen Antrag durch Hinweis
auf die Schwierigkeit des Transportes,
weil die Bilder nicht' ans Leinwand, son-
dern auf Holz gemalt feien. In Mün-
chen scheint dieser Hinweis als Ableh-
nung des Antrags verstanden worden zu
seit:, und von weiteren Versuchen, das
Kunstwerk zu erwerben, ist uns nichts
mehr bekanttt. Prälat Michael Kuett
schreibt das Hauptgemälde des Altars,
welches bei 'geschlossenen Flügeln dem
Beschauer zuerst entgegentrak und eine
Beweinung des Leichnams Christi dar-
stellte, dem berühmten Künstler Martin
Schongauer zu. Diese Zuweisung ist
jedoch nicht richtig, vielmehr war der Al-
tar, soweit die Gemälde desselben itt
Betracht kommen, aus der Werkstatt
Zeitbloms hervorgegangen. Zur Zeit
des Prälaten M. Kuen bestand indessen
 
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