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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 3 (1919)
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Weser, Rudolf: Die Legende vom hl. Riesen Christopherus
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0066
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Folio, dem sich -ein Band von 62 Tafeln
in gleichem Formate anschließt. Nach
Auswahl und Herstellung bieten diese
Tafeln eine ebenso notwendige wie glan-
zende Illustration zuur Texte. Der Ver-
fasser will in seinem Werke besonders

auch einen Beitrag zur Typenwandlung
und Typenwanderung geben, der Spe-
zialforschung der Graphik neue Wege
weisen und eine Anzahl Form- und
Kompositionsprobleme, sogen, optische
Probleme, erörtern.

In der Einleitung wird konstatiert
das gigantische Crescendo, das die Ver-
ehrung des Heiligen vom 12. Jahrhun-
dert bis zum Beginn des 16. Jahrhun-
derts nimmt. Humanismus und Refor-
mation „säkularisieren" gleichsam den
Heiligen, und wird zu einer Allegorie,
zum Symbol des alleinselignmchenden
Glaubens an Christus, seine Größe 'Ge-
beutet das Bestehen großer Kämpfe, der
Baum, den er in der Hand hält, bedeutet
den im Wort Gottes gefestigten Glauben
usw. Die „verschiedenen Typen der Dar-
stellung, vom unbewegten Dncentotyp
mit starker Frontalität bis zum stark
bewegten Profiltyp, zeigen die Typen-
wandlung, deren Kausalität ausgedeckt
werden . soll. Den Frontaltyp zeigen
ein Basrelief des 13. Jahrhunderts in
Venedig St. Marco, ein Fresko zu
Niedermending, 13. Jahrhundert, leine
Miniatur des' Psalterium Zwifaltense,
12. Jahrhundert; den Uebergang zur
Bewegung "dokumentiert das Fresko zu
Weinhausen, 14. Jahrhundert, die Sil-
berstiftzeichnung des Jan van Eyck, ein

Blatt des Breviarium Grimani und
Quentin Massys iin Museum zu Ant-
werpen und die Holzgruppe aus Brügge
im Germanischen Museum zu Nürnberg
(Tafel 1—8). Von da geht die Entwick-
lung zum bewegten Profiltypus, den
eigentlich gotischen Typ.

Was die T y p e n w a n d e r u n g be-
trifft, so haben französische Vorgänge
den deutschen Typ beemflußt.

Die genetische Entwicklung der Chri-
stophdarstellungen kann nun in der
graphischen Kunst nahezu lückenlos ver-
folgt werden: vom u n b e w e g r e n

Frontal t y p (Hauptschema I) zum
b e iikc g r e n ; Prüf i l t y p (Haupt-
sch:ma II) und ca. 1450 zum be-
w e g t e n Frontaltypus (Haupt-
schema III). Dazu kommt noch eine Be-
sonderheit: St. Christoph zu Pferd.
Ob da nicht Zusammenhänge herein-
spielen mit der Legende von dem die
heilige Hostie zu einem Kranken tragen-
den Priester, dem Kaiser Rudolf s-sn
Pferd gibt zur Ueberschreitung eines
Flusses?

Im weiteren Verlauf der Arbeit be-
gegnen wir nun eingehenden Betrach-

tungen und Analysen einer großen An-
zahl von bedeutungsvollen Einzelheiten:
das Riesenmäßige, die Großfigurigkeit
des Heiligen, die fast bis Dürer zum
Ausdruck kommt; die Beziehungen zwi-
schen Riese und Kind: Plazierung des
 
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