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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 3 (1919)
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Weser, Rudolf: Die Legende vom hl. Riesen Christopherus
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0068

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jenige über Christoph als Mitglied der
N ot h e I f e r q i I d e. Letzterer Ent-
stehen wird ins 14. Jahrhundert verlegt
und zum Beweis auf die Wunstedler
Nofhelferfrühmesse von 1426 hingewie-
sen. lieber dieselbe vergleiche die Arbeit
von Pfarrer Brehm im „Archiv für-
christliche Kunst" 1919 Nr. 2. Ich
möchte bei dieser Gelegenheit auf die
Verehrung der 14 Nothelfer in Gmund
(Schwäbisch) zu sprechen kommen.. In
der Heiligkreuzkirche dort befand sich
ein Altar zu Ehren d?s hl. Andreas,
dessen Pfründe später St. Andreas und
St. Vitus heißt, gestiftet von Hainz
Ruch vor 1380, der weitere Stiftungen
erhielt, 1380 von dem Bruder des Stif-
ters, Konrad Ruch, genannt Meckling,
1399 von Pfaff Peter Grieß, 1409 und
1468. Ein anderer Altar, zu Ehren
St. Barbara, vor 1436 schon vor-
handen, erhielt eine Stiftung 24. Juli
1436 (mit St. Dorothea, Agnes und
Anna). Ferner ein Altar zu Ehren des
hl. Achatius, zu dem 1487 dis Brü-
der Hans und Endris, die Funken von
Memmingen, eine Stiftung machen. So-
dann ein Altar St. Helena und St.
Georg geweiht, wird 1469, 1466, 1476,
1507 nur mit dem Namen St. Helena,
von 1557 an als Kaplaneipfründe St.
Jergen und St. Helena, später nur St.
Georgspfründe genannt. Endlich die
St. C h r i st o p h o r u s - Altarpfründa
gestiftA von Pfaff Argenhaß und dem
Gläser. Genannt ist Konrat Argenhaß,
1362 verurkundet. 1377 wird die Stif-
tung in einem Kaufbrief der Margareta,
Witwe des Meisters Peter des Arztes,
genannt. 1382 erhält die Messe eine
Stiftung von Konrad von Rinderbach zu
Aalen, 1409 eine weitere von Anna
Schönin, genannt Gberwinin. wo sie
beneficium St. Christophori et St.
Stephani hüißt. Von 1438 an heißt sie
nur noch Christophorusmesfe und erst
später bene hemm quatuordecim auxi-
liatorum. 1505/06 erhält die Kirche
aus Dürers Werkstatt ein Predellenbild
der 14 hl. Nothelfer, Aehnlich wie in
Gmund scheint sich die 14-Nothelfer-
Verehrung aus der ursprünglich getrenn-
ten Verehrung einzelner Nothelfer her-
ausgebildet zu haben. Doch muß das
immerhin in Gmünd schon sehr früh ge-

schehen fein. Denn bei einem Schützen-
fest 1480 legt ein Gmünder Jörg Stahl
beim Glückshafen für die 14 hl. Nothel-
fer (S. Weser, Ein Schützenftift in
Gmünd 1480, „Schwäbisches Archiv"
1909, S. 116).

Auf einen sehr frühen Nothelferaltar
in Krems macht Brehm in seiner oben-
genannten Arbeit aufmerksam, dessen
Geschichte jedoch noch genau zu erfor-
schen ist.

Was die Darstellung dW hl. Christo-
phorus in Verbindung mit einem ande-
ren Heiligen anlangt,, so möchte ich
noch auf einen Kupferstich Hinweisen (in
meinem Besitz), der St. C h r i st o P h o-
rus mit Johannes dem Evange-
listen zeigt, mit der Unterschrift: J.
Antonius Griimpp del ao 1684. Bar.
Kilian sculp.

Im II. Hauptteil wird das Chri-
stophsbild in Deutschland und der Nie-
derlande im 16—18. Jahrhundert. be-
handelt. Der Chorführer dieser neuen
Darstellungen ist A l b r e ch t D ü r e r.
Während im 15. Jahrhundert nur eine
abstrakte stilgeschichtliche Untersuchung
möglich war, die von dem aus dem
Jahr 1423 datierten Buxheimer Holz-
schnitt ausgehen mußte, wobei man von
lokalen und persönlichen Sondercharak-
teren äbsehen mußte, treten jetzt die ein-
zelnen Künstler hervor: Dürer, Kranach,
Baidung, Altdorfer, Huber, Bcham,
Springinklee u. a. Der Einfluß Al-
brecht Dürers war ein gewaltiger. Wäh-
rend des einzigen Jahres 1521 hat er
den hl. Christophorus nicht weniger als
15mal dargestellt. Dies ist auch idas
Jahr, wo die reformatorische Allegori-
sierung des Christophbildes sich hervor-
wagt. Bei einer Anzahl von Meistern,
wie Lukas van Leyden, Urs Graf, Wei-
ditz, Altdorfer, Barthel Beham, Wierix,
wird dasselbe zum Genrebild, das De-
votions- und Repräsentationsbild tritt
in den Hintergrund. Als neues Haupt-
schema (IV) tritt bei Hans Schöuffelin,
Hans Baidung Grün u. a. der deutsch?
Frontaltyp auf, eine Kombination des
statuarischen Frontaltypus (I) mit dem
bewegten Frontaltyp von 1460. Die
Ausbildung der Darstellung der Land-
schaft in besonderer Größe und die
Christoph-Allegorie tritt uns besonders
 
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