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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 3 (1919)
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Rohr, Ignaz: Erneuerung und Erweiterung der Heiligkreuzkirche in Rottweil
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0088

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jeder Kommunion und Exposition von
dem Sakramentshäuschen an der Nord-
wand herübergeholt werden. Auch blieb
zwischen den Leuchterbänken des Altars
und dem Sockel des Fensters des Hin-
tergrundes ein leerer Raum, durch den
die Chorwand hereinsah. Nunmehr hat
der Altar einen Tabernakel, der diese
Lücke ausfüllt und zum Ganzen paßt.
In seiner heutigen Gestalt ist er ein
Kompromiß zwischen verschiedenen Vor-
schlägen. Er besteht aus einem Reposi-
tionstabernakel mit gefälligem Aufbau,
rechts und links zwei Engel, die eine
Krone halten. Dieselbe dient den:
Expositionsraum als Abschluß und bil-
det mit dem von zwei Engeln gehalte-
nen, mit Rosen umsäumten Teppich in
solider Vergoldung eine Art Baldachin.
Die Ausführung ist von Schnell (Ra-
vensburg).

Die neugeschassene Herz-Jesu-Kapelle.
südlich vom Chor, die Verlängerung des
Südschifses, verdient eine besondere Be-
handlung. Sie ist sonnig und hell, hat
durch hochherzige Stiftungen bemalte
Fenster erhalten, die den festlichen Ge-
samteindruck noch erhöhen. Eines der-
selben weckt beim Referenten wehmütige
Erinnerungen. Es ist dem Gedächtnis
eines talentvollen Schülers aus weit zu-
rückliegender Vikarszeit gewidmet —
des aus dem Felde der Ehre gebliebenen
Rechtsanwalts De. Franz Schund. Der
Herz-Jesu-Altar, steinerne Mensa mit
Brunnenrelief und dürstenden Lämmern
'an der Rückwand, Leuchterbänken, Ta-
bernakel und Herz-Jesu-Statue in ver-
goldetem Mantel schließt die Stirnwand
gut ab und hat in dem Reblaub des Ost-
scnsters einen gediegenen Hintergrund.
Die Altarleuchter in modernisierter Go-
tik, eine glückliche Verbindung von Me-
tall und farbigen Steinen, lieferte Hug-
ger (Rottweil), ebenso die wuchtigen
Leuchter zu beiden Seiten des Hochal-
tars und die Ewiglichtlampe.

Die Opferfreudigkeit von Vereinen
bezw. Zünften gab der Südseite drei
weitere gemalte Fenster, zwei mit Sze-
nen aus der Heiligkreuzlegende, eines,
von der Malerzunft gestiftet, mit den:
Zunftheiligen, dem Evangelisten Lukas.
Sie sehen sich insofern ähnlich, als die
Farben je nur einen Teil der Gesamt-

fläche bedecken und über den Bildern
dem Sonnenlicht freien Eintritt gewäh-
ren. Man hatte in der Tat triftige
Gründe, sich zu besinnen, ob man bei
den Fenstern nicht von vornherein auf
Bemalung verzichten sollte. Der breite,
massige Turm verbaut dem Lichte einen
beträchtlichen- Teil dee Südfront und
verdüstert damit die Kirche. Es empfahl
sich also, die noch vorhandenen Lrcht-
guellen zu erhalten. In ihrer heutigen
Gestalt tun dies die Fenster wenigstens
noch teilweise, und es wäre zu bedauern,
wenn nun auch die ohnehin dunkle
Nordseite noch mehr abgedunkelt würde.
Die Ausführung der Glasgemälde an
sich (von Wilhelm «in Rottweil) verdient
volle Anerkennung.

Wo die Natur nicht genügt, helfen
Kunst und Technik nach. Je am Schei-
telpunkt der Strebebögen und in den
Seitenkapellen über den Stationenbil-
dern wurden drei Birnen mit stilgerech-
ten gotischen Glocken angebracht. Der
Restaurationsplan gab die Losung aus:
„Besser werden weniger und kleinere Be-
leuchtungskörper in edlem, echtem Metall,
als solche von schwindelhafter Ausfüh-
rung angeordnet"; und „zur Montage
darf nur erstklassiges Material verwen-
det werden". Wollte Gott, man möchte
überall sich so entschieden zu den Grund-
sätzen der Gediegenheit bekennen. Daß
für glänzende Illumination des Chors
bei festlichen Anlässen noch eigens ge-
sorgt wurde, ist schon erwähnt worden.

Die Restauration der Seitenaltäre
sollte vorgenommen werden, wie es die
Mittel ermöglichen würden. Bis jetzt
konnte sie den Nikolaus- und den Pet-
rusaltar in Behandlung nehmen, beide
mit Geschick und Geschmack und ent-
sprechendem Erfolge.

Daß der im vorigen Jahrhundert
aufgeführte Tuffsteinaufbau für die
Lourdes-Muttergottes in der ersten Sei-
tenkapelle links vom Westportal besei-
tigt, hinter der Statue ein meergrüner
Stofsvorhang und vor der Mensa ein
weißes Antependium mit Stäben vom
Stoff des obigen Vorhangs angebracht
wurde, ist freudig zu begrüßen.

Die Nepomukskapelle zwischen Turin
und Westsassade sah Referent in seiner
Rottweiler Gymnasialzeit noch in ihrer
 
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