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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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1. Heft
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Binder, Bruno: Von österreichischer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0040
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an den Bildrand gerückt, ans eine Tiefenwirkung wurde verzichtet. Die
Körperformen des Kindes erinnern an die pausbäckigen ChristnSknabcn der
römischen Eklektiker. In der Mutter finden wir jenen FrauentypuS, der bei
Weißenkirchner immer wiederkehrt: den Frauenköpfen der Bologneser ähn-
lich, verbunden mit der Einfachheit der ihm zur Verfügung gestandenen Mo-
delle. Kein besonderer Ausdruck, mehr gutmütig als geistig überlegen. Die
schönen Hände mit den zarten Fingern erinnern au den „Hofmaler" der
Fürsten von Eggenberg. Dieses Eliasbild gehört seiner mittleren Schaffens-
periode an. Der warme Gesamtton der Frühwerke hat einem kühleren Kolo-
rit Platz gemacht. In manchen Gemälden sind die Farben direkt unvermischt
anfgetragen. Auch das Helldunkel, das feine Erstlingswerke so wirkungsvoll
erscheinen läßt, und das verklärende Licht, das manche seiner Gestalten um-
wob, sind fast verschwunden." In der Kirche St. Anton zu Padua in Graz
befindet sich eine Darstellung der „Hl. Dreifaltigkeit mit den vierzehn Not-
helfern", das schon überleitet zum Spätstil des Meisters. Der oberste Teil
des Bildes unterscheidet sich wesentlich vom unteren. „Die aus Wolken
sitzenden Gestalten Christi und Gottvaters, auffallend hell und zart gemalt,
bedeuten schon den Übergang zur leichteren anmutigeren Kunst des 18. Jahr-
hunderts. Auch ist das Unirdische im Gegensatz zu den übrigen Figuren wir-
kungsvoll hervorgehoben. Die Putten, die mit den zarten Wolken zu spielen
scheinen, sind eine Reminiszenz an Correggio, an dessen Engelköpfe auch der
Gesichtsausdruck erinnert. Aus dein himmlischen Reich gerückt, vermitteln
die Madonna und der hl. Joseph zu den Nothelfern, deren schwerere und
dunklere Farbengebung deren irdische Nähe andenten soll. Diese Gruppe
folgt in ihrer nahzu symmetrischen Anordnung dem bekannten Schema altstei-
rischer Altarbilder. In der Gesamtkomposition zeigt dieses Bild manche Ge-
meinsamkeit mit Paolo Veroneses Krönung Mariens (Akademie zu Vene-
dig). Auch in einzelnen Gestalten, wie z. B. im hl. VituS und in der heiligen
Katharina finden sich Anklänge an Veronese, dessen Komposition allerdings
weit lockerer ist, als bei Weißenkirchner." Doch möchte ich die Stelle bei
Rosenberg, daß die Einzelfiguren in erstarrter Pose beziehungslos neben-
einandergestellt sind, etwas abschwächen. Der Versuch, die untere Gruppe
durch Kopfwendungen und Blickrichtung mit der überirdischen zu verbinden,
wurde vom Künstler wohl versucht. Diese Bemerkung will aber die Ver-
dienste der Verfasserin keineswegs herabsetzen. Wir sind ihr vielmehr von
Herzen dankbar, durch eine so ausgezeichnete und tiefgründige Arbeit in das
Werk eines zwar nicht hervorragenden, so doch nicht unbedeutenden Meisters
eingeführt worden zu sein.

2. Die Malerei in den Zisterzienserklöstern.

I. K l a u s veröffentlicht in der Sonntagnnmmer der Wiener „Reichs-
post" vom 17. Jänner ds. Is. einen interessanten-Artikel über die Entwick-
lung der Malerei in den Klöstern dieses besonders für Österreich so verdienst-
vollen Ordens, daß man mit Recht sagen konnte, daß Österreich unter den

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