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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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1. Heft
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Binder, Bruno: Von österreichischer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0041
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letzten Babenbergern eine ausgesprochene Zisterzienserkultur besaß. Heiligen-
kreuz, Zwettl, Rein, Viktring, Lilienfeld, Baumgartenberg, Wilhering,
Fürstenzell, Neuberg usw. waren hochbedeutende Kulturstätten. Prachtvolle
Flügelaltäre standen in all diesen Stiftskirchen. Wenn auch davon heute
noch nicht allzuviel gesagt werden kann, da die Spezialuntersuchungen darüber
noch ausständig sind, so ist der Aufschwung der Malerei im 17. imb 18. Jahr-
hundert leichter dokumentarisch zu belegen. Carpoforo Tencalla schuf seine
früheste stuckgeschmückte Felderdecke in der Sakristei der Stiftskirche zu
Heiligenkreuz 1669, lauge bevor er bei den Dominikanern zu Wien oder im
Dome zu Paffau tätig war. 1685 schmückte Giovanni Battista Carlone den
Plafond der Stiftskirche zu Schlierbach. Abt Marian Schirmer von Schirm-
thal beauftragte zuerst Johann Michael Rottmayr nach seiner Übersiedlung
aus Salzburg nach Wien, wo er die Gemälde der „Drei Hochaltäre" der
Stiftskirche zu malen hatte: die Himmelfahrt Mariens (1696), die schmerz-
üasie Mutter und die Kreuzvision des hl. Bernhard (1699). Im selben
Jahrzehnt schuf Rottmayr Altarblätter für Schlierbach, 1701 führte er die
ersten größeren Fresken in der Bibliothek des Stiftes Heiligenkreuz aus.
1712 setzt die Tätigkeit Martino AltomenteS ein. Ihn treffen wir vor allen»
in Heiligenkreuz. Alfresco scheint er nicht gemalt zu haben. Mit dieser
Technik befaßte sich vor allem sein Sohn Bartholomäus. Mit besonderer
Vorliebe beschäftigte jedes Stift seinen eigenen Künstler, so Schlierbach
Franz Werner Tamm, der außer Blumenstücken auch das Hochaltarblatt der
Stiftskirche malte. Zu Stams in Tirol war Ägid Schor 1696 mit den
Deckenfresken beschäftigt. In der Krankenhauskapelle des gleichen Stiftes
fludeu sich die ersten Fresken von Joseph Schöpf aus dem Jahre 1768. In
den Stiften Mährens und Schlesiens war Michael Leopold Wilmann viel
beschäftigt. In Velehrad hat Paul Pagani die Decken- und Kuppelfresken
ausgeführt. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese wertvolle Arbeit erweitert
und in Buchform zugänglich gemacht würde. Ein bedeutungsvolles Stück
österrerchischcr Kunstgeschichte wäre damit geschrieben.

3. E i n unverkäuflicher T i z i a n.

Das Wiener Zivillandesgericht beschäftigt, wie das „Neue Wiener
Journal" meldet, ein Klageprozeß, in dem eine Farbenskizze Tizians zu
einem seiner berühmtesten Altarbilder, dem „Petrus Martyr" eine Rolle
spielt. Die Skizze, die von dem bekannten Wiener Kunstforscher Dr. Theo-
dor v. Frimmel eingehend untersucht und für echt erklärt wurde, ist ziemlich
gut erhalten und weist alle typischen Eigenschaften des großen Meisters auf:
wunderbare Leuchtkraft der Farben und meisterhafte Pinselführung. Sein
Wert ist umso größer, als bekanntlich »ur ganz wenige eigenhändige Skizzen
Tizians erhalten geblieben sind. Das Bild wurde als Pfand für ein Dar-
lehen von 2500 Schillingen übergeben. Vorläufig hat sich noch kein Käufer
dafür gefunden.

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