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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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2. Heft
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Weser, Rudolf: Eine neue Ikonographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0057
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Eine neue Mnogrsphie ^

Von Stadtpfarrer Weser (Söflingen).

Es war eine Tat, als Pfarrer Heinrich Detzel (st 1906), der verdiente
Vorstand des Rottenburger Diözesankunstvereins und Redakteur des „Archiv
für christliche Kunst", im Jahre 1894 den ersten Band seiner „Christlichen
Ikonographie" herausgab, dem 1896, also gerade vor dreißig Jahren, der
zweite Band folgte mit der Behandlung der „bildlichen Darstellung der Hei-
ligen". Das Werk war auf ikonographifchem Gebiete ein ganz außerordent-
licher Fortschritt. Die früheren Werke, die dieses Feld beackerten, von Rado-
witz (1834), Helmsdörfer (1839), A. v. M., Die Attribute der Heiligen
(Hannover 1843), Alt (1845), Wolfgang Menzel, Christliche Symbolik
(1854), Hack (1856), Weffely (1874), sind meistens nur einfache Aufzäh-
lungen von Heiligennamen und ihren Attributen. Auch die späteren Arbeiten
von Pfleiderer (1907) und D. H. Kerler, Die Patronate der Heiligen (Ulm
1905), reichen nicht entfernt an DetzelS großes Werk heran. Nur die Fran-
zosen besaßen ein Werk, das man etwa Detzel an die Seite stellen könnte. Dies
ist das Buch: Traite d’iconographie chretienne, von dem Prälaten Barbier de
Montault, erschienen 1890 in Paris bei Vives in zwei starken Bänden.
Montault versuchte schon eine mehr wiffenschaftliche Einteilung des über-
tvältigenden Stoffes und faßte die bisherige französische Forschung (Molan
1570, Didron 1845, Pascal 1856, Grimonard de S. Laurent 1865) zu-
sammen. So interessant und reichhaltig seine Darstellung, so durchsichtig seine
Einteilung des Stoffes, so besonnen sein Urteil ist, so ist bei ihm doch gerade
die Beschreibung der Heiligen sehr kurz weggekommen. Auch die Bildtafeln
mit ihren kleinen und dürftigen Umrißzeichnungen von dem Architekten Henry
Nodet können nicht gut befriedigen. In beiden letztgenannten Punkten hat
Detzel einen ganz bedeutenden Vorsprung gewonnen. Auch suchte Detzel vor
allem die Entwicklungsgeschichte der Darstellung der heiligen Geheimnisse und
Geschehnisse und der Heiligen hervorzuheben, unter besonderer Betonung der
kirchlichen Tradition und mit dem Streben, der Jetztzeit und ihren Künstlern
Vorbilder in den Darstellungen vor Augen zu stellen. Dieser letztere praktische
Gesichtspunkt hat ihn ganz besonders geleitet. Darum hat er auch auf ei»
reiches Bildermaterial sein Augenmerk gerichtet. Wenn dasselbe auch nicht
gleichwertig ist, so hat es, wie uns dünkt, doch die praktische Verwendbarkeit
seines Werkes bedeutend erhöht, und es wird auch in Zukunft seinen Wert für
die Praxis nicht verlieren. DetzelS Buch ist seit langem aus dem Buchhandel
verschwunden. Nur in Antiquariaten ist eS noch manchmal zu bekommen, aber
um sehr hoben Preis. Wir lasen es in letzter Zeit einmal ausgeboten zu
59.75 Mark. Es werden noch einige Jahrzehnte hingehen, bis es wieder in
größerer Anzahl in den Antiquariaten zu haben sein wird.

Große und vielseitige Anerkennung hat Detzel für seine Arbeit gefunden.
Aber auch die Kritik bat nicht geschwiegen. Im ganzen wohlwollend, aber im

4 Ikonographie der Heiligen. Von Dr. Karl Künstle, Prof, in Freiburg i. Br. Mit 284 Bildern,
Freiburg, Herder 1926, XVI u. 607 Seiten, gebd. 40 Mk., ungeb. 37 Mk.

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