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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0089
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Kreuzwegkunst als Rubinen in der Ehrenkrone des Herrn. Als Besonderheit dieser Kreuz-
wegbilder wird hervorgehoben ihre Verbindung mit der Opferstätte des Altars und mit dem
Raume der Opferteilnehmer. Dies wird dann noch eigens aus den Bildern heraus erklärt.
Es ist nicht nötig, hinzuweisen auf die Einfachheit und Klarheit der Komposition des
Werkes, wodurch alles Überflüssige fernbleibt, auf die Schlichtheit der Linienführung, auf
den Adel des Gesichtsausdrucks, auf den tiefen Ernst, der über alle Stationen sich auS-
breitet, auf die ungezwungene Hervorhebung des in heiliger Geduld und Hingabe erscheinen-
den OpferpricstcrS. Die spärlichen dekorativen Beigaben reden in ihrer Bescheidenheit eine
um so deutlichere Sprache. Es ist ein Werk, aus Andacht geboren und zur Andacht und
Betrachtung und Vertiefung der Seele geschaffen. Darin liegt feiiv Reiz und seine immer
wieder sich erneuernde Kraft. Die Monumentalität des Kreuzwegs der Stuttgarter Kirche
ist auch in der Verkleinerung der Reproduktion nicht beeinträchtigt. S. — W.

Wesen und Wollen der christlichen Kunst. Von Joseph Sauer. Herder, Frei-
burg 1926, 22 S., 1.20 M.

In seiner RektoratSrcde vom Jahre 1925, die hier vorliegt, will der Verfasser prüfen,
was den WcsenScharakter der christlichen Kunst von Anfang an bestimmt und welche Aus-
wirkungen formal-stilistischer Art sich daraus ergaben im Laufe der Stilentwicklungen.
Öfters im Gegensatz zu Dvorak wird diese Aufgabe durchgeführt und gezeigt, wie die früheste
christliche Kunst als Sopulkralkunst ausschließlich dekorativ, ohne religiösen Einschlag war.
Langsam dringen in diese dekorative Kunst Darstellungen christlicher Herkunft ein etwa nmö
Jahr ICO, deren Auswahl durch Gebetsformeln bestimmt war. Aus der sachlich uninter-
essanten Dekorationskunst wird eine Inhalts- und BcdcutungSkunst, die jenseitig gerichtet
lind antimaterialistisch eingestellt ist. Diese Kunst ist lehrhaft, und ihr Charakter bleibt
ihrem stilschaffcndcn Geist bis weit inS Mittelalter hinein. Seit dem 13. Jahrhundert
dringt ein stärkeres Interesse an den Naturformen in die Kunst ein, das nicht mit Dvorak
vom Nominalismus, sondern von der Mystik mit ihrer Natnrfreudigkcit und Natursinnig-
keit ausgeht. S. — W.

Die Religion Michelangelos. Von H. W. Beyer, Privatdozent in Göttingen.
Marens u. Weber, Bonn 1926 (Arbeiten zur Kirchengeschichte, her-
ausgegeben von Holl und Lietzmann, Bd. 5), 159 S., ung. 5.5O M.,
geb. 7.50 M.

Der Verfasser sucht Michelangelo als kirchengeschichtliche Persönlichkeit darzustellen.
In sieben Kapiteln wird die Fragestellung, das Verhältnis zu Religio» und Kunst, das
Leben, das religiöse Ringen, die zeitliche Abfolge der inneren Entwicklung, die Stellung zu
den religiösen Kräften seiner Zeit und die Eigenart Michelangelos behandelt. Am besten
scheinen gelungen zu sein die Abschnitte über Religion und Kunst, während die Betrach-
tungen über Michelangelo und die religiösen Kräfte seiner Zeit nicht befriedigen können. Die
einzelnen Abschnitte dieses Kapitels lauten: M. und das neue Lebensgefühl der Renaissance,
M. und der PlatoniSmns der Florentiner Akademie, M. und die katholische Kirche, M. und
Dante, M. und Savonarola, M. und die katholische Reformbewegung, M. und Luther.
Hier geht es nicht ohne ziemlich gewaltsame Konstruktionen ab. Und doch muß der Verfasser
schließen: „Einen Gegensatz zur katholischen Kirche empfand er nicht." An Druckfehlern ist
uns aufgefallen: „lybisch", statt libysch, S. 7. S. — W.

Scherenschnitte von Ruthild Busch. Burkadthaus-Verlag, Berlin-Dahlem.
Vier Buchmappen ü 2 Mark.

Die sehr hübsch ausgestatteten Mappen enthalten je 6 Blätter in Scherenschnittmanier
unter den Titeln: I. Morgen und Abend, 2. Im Iahreöreigcn, 3. O Ewigkeit, du schöne,
4. 0 Deutschland, heil'geS Vaterland.

Die Bilder zeugen von einem kräftigen zeichnerischen Talent und von großer Treffsicher-
heit in der Auffassung, z. B. der Nachtwächter in I, 6; der Turmgesang in 3, 1; der Tod

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