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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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Weser, Rudolf: Bauanlage und Baugeschichte des Klösters Söflingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0099
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Bild und Text berühren sich nahe mit einer Darstellung des Altarwerks
im Museum Ulm, das aus der Kartause Buxheim kommen soll.

Zur Ausstattung der alten Kirche gehörte auch eine gotische Altar-
klingel, rechteckig, Bronze, die aber vor etwa zwanzig Jahren nach London
verkauft wurde; drei Kopien derselben sind noch hier.

Ein noch vorhandener fein geschnittener Grabchristus in Lebensgröße
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts will Jerg Syrlin dein Jüngeren zuge-
schrieben werden.

Zwei andere gotische Figürchen, Maria und Johannes, stammen
nicht aus der alten Klosterkirche, sondern aus S. Leonhard und gehörten zu
dem dortigen Triumphkreuz.

Ein Gemälde, die Ähreumadonna, hat sich ebenfalls aus dem
15. Jahrhundert bis heute erhalten.

Als Bauherr des alten Klosters in Ulm gibt sich in der^Urkunde von
1239 der Magister Albert von Ulm, ein Minorit, zu erkennen. Als Bau
Herrin dieses in Ulm befindlichen Klosters, wie auch des ersten Baues in
Söflingen ist zu nennen die erste Abtissin Halwig, ,,die alte Meiste-
rin" genannt^), eine geborene von Riesenburg bei Günzburg.

II.

Dieser erste Bau des Klosters in Söflingen nahm in sich auf eine große
Anzahl von Töchtern der Adeligen der näheren und weiteren Umgebung, die oft
schon in zartem Kindesalter den Nonnen übergeben wurden zur Erziehung
und Vorbereitung für das Klofterleben und wohl auch nicht selten für den
Eintritt ins Leben der Welt. Unter den Nonnen der Klosterfrauen begegnet
uns nicht nur der ganze Adel, sondern auch die Geschlechterfamilien Ulms.
Der erste Bau sab ein inneres Wachstum des klösterlichen Lebens im 13. und

14. Jahrhundert, so daß von Söflingen aus andere Klöster mit Nonnen besetzt
wurden; er sah aber auch das materielle Wachstum des Klosters, daS durch
große und zahlreiche Stiftungen und auf dem Kauf- und Tauschwege seinen
Besitz vermehrte und zu einem respektablen Herrschaftsgebiet auswuchs. Im

15. Jahrhundert ist das Kloster von seiner sittlichen Höhe abgekommen und
wurde als reformbedürftig angesehen. Die Reform bewegte sich zunächst
und hauptsächlich auf dem Gebiet der damaligen FranziSkanerreformbewe
gung und bezog sich auf die Ordensregel. Die Konv entualenkl ö ster,
die vom Armutsideal des hl. Franz sich entfernt hatten, sollten durch die Ob-
servanten, welche mit dem Prinzip der Armut Ernst machen wollten,
umgewandelt werden. DaS ging nicht ohne Kämpfe, ohne gegenseitiges
Intrigenspiel, ohne maßlose Vorwürfe und Verleumdungen ab. Die reich
gewordenen Klosterfrauen wollten ihren Besitz weder den: listigen Eberhard
von Württemberg, noch dem nach dem Söflinger Klostergut lüsternen Rai
von Ulm abtreten. Manche sittliche Defekte, welche jedenfalls nur einzelnen
Mitgliedern deü Klosters anhafteten, gaben den Anlaß zu einer turbulenten
Reform im Jahre 1484, die wohl manche zeitliche Verluste, aber doch auck

17) Seelbnch des Klosters von 1793, jetzt wieder im Besitz des Stadtpfarramts Söflingen.

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