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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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Weser, Rudolf: Bauanlage und Baugeschichte des Klösters Söflingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0108
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zum hl. Florian Ende des 17. Jahrhunderts abbrannte, worauf sie 1699 vom
Kloster neu erbaut wurde. Unzweifelhaft war Feichtmair auch an diesem Bali
tätig, der in seinen Formen die Ähnlichkeit mit dem Söflinger Kirchenbau
nicht verleugnen kann. Auch einige Feld- und Wegkapellen in Söflingen dürf-
ten auf Feichtmair zurückgeführt werden: so die Spick er k ap elle in der
Neuen Gaffe, die erst 1926 einer Straßenkorrektion zum Opfer gefallen ist.
Ihre Altarstatue, Einsiedler, Madonna, trägt die Inschrift 6. 8. H. 1734.
Ferner dieAntoniuskapellein den Krautgärten und die frühere S. I o-
Hann-Nepomuk-Kapelle bei den Iohannesäckern, die Kunstmaler
Fraidel, ch 1914, noch in einer Bleistiftzeichnung in ihrem früheren Zustand
festgehalten hat. Besonders aber ist es die S. L e o n h a r d S k a p e l l e, deren
Turm aus gotischer Zeit stehen blieb, deren Chor und Langhaus aber in den
zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts neu erbaut wurde (1726 — 1729).

DaS Hauptwerk FeichtmairS, die Klosterkirche, muß im Jahr 1688 zun,
größten Teil fertiggeftellt gewesen sein. Der Chorbogen kündet heute noch diese
Iahrzahl und dieselbe Zahl 1688 ist in die erste große Kirchenbank auf der
Evangelienseite eingeschnitzt. Auch die große Uhrtafel hinter der Orgel mit
ihren fünf Wappen kündet die Zahl 1688. An der Uhr wie am Chorbogen er-
scheint daS Söflinger Klosterwappen, der Pelikan, hier in Stuck, dort
gemalt. Des öfteren liest man das Jahr 1693 als Erbauungsjahr der Kirche
(z. B. Oberamtsbeschreibung Ulm). Am 4. November 1693 a. St. wurde die
Kirche eingeweiht (Taufbuch 1689). Im Jahre 1687 war der Turm schon
mit Glocken versehen, was die sehr eigenartige Umschrift einer Glocke beweist.
So muß man als Vollendungsjahr 1688 bezeichnen.

Die A u s m a ß e des Bauwerks sind ganz beträchtlich. Wir geben nur die
Maße im Innern, im Lichten. Die größte Länge der Kirche vom Chorhaupt
bis zur Innenwand des westlich vorgelagerten Turmes beträgt 49,5 Meter, die
größte Breite 14,14 Meter und die Höhe bis zum Gewölbescheitel vom Fuß-
boden an gerechnet 12,25 Meter. Der Chor selbst ist 14,8 Meter lang vom
Chorhaupt bis zum Triumphbogen, die größte Breite beträgt 9 Meter. Der
große Bau war ursprünglich nach außen sehr wenig gegliedert. Die Chorapsis
trägt nur ein mehrfach abgetrepptes GesimS, über dem das Chordach auffteigt,
daS auf seinem First mit einer gegossenen Marienftatue gekrönt ist, die einst
vergoldet war. Das Chordach, sowie das riesige Hauptdach ist mit gewaltigem
Balkenwerk aufgerichtet. Der kleine Turm steigt in schmalem Viereck bis zum
First des Kirchendachs empor, wo ein achteckiges Geschoß ansetzt, auf dem sich
eine kleine, mit Ziegeln gedeckte Pyramide mit Turmknopf erhebt.

Der einfachen Gliederung im Äußern entspricht das Innere. Chor und
Schiff haben ein einfaches Stich kapp engewölbe, das am Chorhaupt
in eine große Muschel ausläuft. Die Wände sind nur durch die Fenster, und
zwar ursprünglich nur an der Westseite, und durch je drei wenig von der
Mauerwand sich abhebende Wandpilaster gegliedert. Die Stukkierung der
Stichkappen und der im Scheitel ausgesparten Rundungen, sowie der Fenster-
umrahmungen ist sehr einfach schablonisiert und blau abgetönt. Die Rundun-
gen sind mit den vergoldeten Monogrammen des Namens Jesu und Mariens

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