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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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2. Heft
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Pfeffer, Anton: Zwei Dombaudebatten im württembergischen Landtag des Jahres 1839, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0065

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Institutionen gründet, nicht engherzig zurückweisen wird. Ich habe früher den
Weg der Kollekte eröffnet, und mein Versuch war nicht unglücklich. Ich muß
hier namentlich einen edlen verblichenen Fürsten von Waldsee ehrend
erwähnen, der mir schriftlich zusicherte, daß, solange der Bau der neuen Dom-
kirche dauere, er mit Vergnügen jährlich 600 Gulden vorschießen werde ...
Ähnliche Zusicherungen hatte ich von anderen würdigen Männern jedes
Standes, und in einer kleinen Gemeinde, die ich auf meiner Hirtenreise be-
suchte, und wo ich jenes Domes Erwähnung tat, fand ich nach der Predigt
137 Gulden bar auf meinen Tisch gelegt. Ein solch schöner Sinn verdient
Erwähnung. Der Weg der Kollekte wurde mir indes ver-
schlossen, woriiber ich mich nicht weiter aussprechen will. Ich
halte aber den Weg der ständischen Verwilligung für den würdigsten, und
meine ehrerbietige Bitte ist daher, daß sich die Mitglieder beider Konfessionen
dieser edlen Kammer zu dein kleinen Opfer vereinigen möchten für ein Werk,
welches das Andenken an sie, an die hohe Regierung und den höchstverehrten
König verewigen wird ..."

Der Bischof sprach noch weitere ähnliche verbindliche Sätze und bat zum
Schluffe nur noch, die Bewilligung nicht auf die nächste Etatsperiode zu ver-
schieben; jetzt seien Mittel vorhanden, wie oft versichert worden sei; später
vielleicht keine mehr; auch möchte er trotz vorgerückten Alters das Werk noch
in Angriff nehmen.

Und das Echo auf die Rede, die aus einer Gesinnung heraus geboren war,
welche auf der Gegenseite nicht bestand?

Die Freiherren v. Linden und v. Raßler sowie Domdekan I a u-
m a n u unterstützten den Antrag restlos. Der Antrag ging gleichwohl an die
Finanzkommission, und zwar auf Anregung des Präsidenten. Bischof Keller
war damit einverstanden, nur wiederholte er die Bitte, es möchte wenigstens
soviel bewilligt werden, um in dieser Periode noch beginnen zu können. Mit
61 gegen 20 Stimmen erfolgte die Überweisung an die Finanzkommission.
Auf das nun Folgende lasten schon die motivierten Abstimmungen schließen;
wir greifen heraus:

Gutbrot: Wenn eö der Wunsch und ein Bedürfnis der katholischen
Einwohner deö Landes ist, daß eine Kathedrale erbaut werde, so sage ich ja,
allein die Frage ist noch nicht gehörig erwogen, und darum ist ein Bericht not-
wendig.

Freiherr v. Hornstein verlangte, daß die Kirche frei sei: wenn sie aber
frei sein soll, darf sie nicht betteln, daß man ihr eine Kirche gebe, denn daö ist
das erste Mittel, die Freiheit zu ruinieren. Ich bin für die Freiheit der Kirche;
allein solange das Schutz- und Aufsichtsrecht in Beziehung auf die katholische
Kirche besteht (Verordnung vom Februar 1830), wird derselben nicht ge-
holfen, wenn man ihr einen schönen Dom baut. Nein.

Freiher v. Cotta: Ich unterstütze auch den Antrag, und es soll mich
freuen, wenn unserer Zeit nicht vorgeworfen werden kann, daß man alles
bauen könne, nur keine Kirchen. Nein.

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